Infografik
Zuflucht in Zahlen: Wie Bremen seit Russlands Krieg Geflüchteten hilft
Seit zwei Jahren bekriegt Russland die Ukraine. Viele Ukrainer suchen seither Schutz in Bremen. Zuletzt flohen aber mehr Menschen eines anderen Krisenstaats zu uns.
An diesem Samstag jährt sich der großangelegte russische Überfall auf die Ukraine zum zweiten Mal. Das Land Bremen bietet seither, neben Asylsuchenden aus anderen Staaten, vor allem vielen ukrainischen Familien Zuflucht vor den russischen Besatzern.
Unmittelbar nach dem Ausbruch des Krieges wurden dem Bremer Sozialressort zufolge im März 2022 mehr als 2.000 aus der Ukraine geflüchtete Menschen in Notunterkünfte aufgenommen – darunter auch viele in der Ukraine lebende Menschen aus Drittstaaten. Im Verlauf des weiteren Jahres kamen noch einmal mehr als ebenso viele Unterbringungen hinzu (siehe Grafik).
2022 in Bremer Notunterkünften untergebrachte Geflüchtete (nach Staatsangehörigkeit)
Viele der Menschen, die in Bremens Unterbringungssystem im Jahr 2022 Zuflucht fanden, blieben nur wenige Tage. Andere durchliefen ihr aufenthaltsrechtliches Verfahren in Bremen und leben seither in der Hansestadt.
Schwankende Zahlen seit Ende 2022
Seit September 2022 sank die Zahl der Monat für Monat aus der Ukraine geflüchteten Menschen zwar zunächst auf ein etwas niedrigeres Niveau – seit Sommer 2023 ist sie allerdings wieder angestiegen.
Parallel kamen auch Asylsuchende aus anderen Staaten wieder vermehrt nach Bremen, um hier Zuflucht zu suchen. So überstieg beispielsweise die Zahl der Geflüchteten aus dem Westbalkan im September und Oktober 2022 die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine. Hintergrund war ein aufflammender Konflikt zwischen dem Kosovo und Serbien.
Auch die Zahl der Asylsuchenden aus dem vom Bürgerkrieg geplagten Syrien stieg seit Juli 2022 deutlich an. Syrerinnen und Syrer sind seither durchgängig die monatlich größte jener nationalen Herkunftsgruppen, die in Bremen einen Unterschlupf aufgrund von Flucht und Vertreibung suchen (siehe Grafik).
2023 in Bremer Notunterkünften untergebrachte Geflüchtete (nach Staatsangehörigkeit)
Dennoch stellten ukrainische Familien in den vergangenen zwei Jahren die weitaus größte Gruppe Geflüchteter. Zwar fanden dem Sozialressort zufolge allein im ersten Kriegsjahr rund zwei Drittel der insgesamt rund 13.000 nach Bremen geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer in privaten Unterkünften Zuflucht – oft bei Landsleuten, aber auch bei Menschen aus anderen osteuropäischen Ländern sowie in Wohnungen vieler deutschstämmiger Bremerinnen und Bremern.
Die insgesamt dennoch hohe Zahl von Geflüchteten aus der Ukraine, Syrien, Afghanistan, dem Westbalkan und auch zahlreichen weiteren Ländern führte jedoch dazu, dass Bremen die Zahl der Notunterkünfte in den vergangenen Jahren deutlich erhöhen musste.
Bis zu 63 Notunterkünfte für Geflüchtete
Waren es dem Sozialressort zufolge im Januar 2021 noch rund 4.200 Plätze in insgesamt 30 Einrichtungen, lag die Zahl im Dezember 2023 bei rund 6.600 Plätzen. Den Höchststand erreichte das Land dabei zwischenzeitlich im März 2023 mit sogar 9.700 Plätzen an 63 Standorten.
"Das Spektrum reichte in der Hochzeit von Plätzen in Zelten, Leichtbau- und Messehallen, bis zu gemieteten Einrichtungen mit knapp 40, 50, 60 oder 90 Plätzen", sagt Ressortsprecher Bernd Schneider. Turnhallen sind im Übrigen derzeit keine darunter, abgesehen von einer nicht für Sport genutzten Halle am Bremer Flughafen.
Ungleiche Verteilung auf Stadtteile
"Generell gilt, dass wir Geflüchtete nie getrennt nach Herkunft untergebracht haben, sondern stets eine Mischung wollten, damit die Menschen aus den unterschiedlichen Kulturen sich von Anfang an begegnen", sagt der Sprecher des Sozial- und Integrationsressorts.
Eine gleichmäßige Verteilung der Asylsuchenden auf verschiedene Bremer Stadtteile gäbe es hingegen nicht. "So sehr sich unser Haus auch darum bemüht, ist das nicht sicherzustellen", sagt der Ressortsprecher. Gerade wenn die Unterbringung, wie im Frühjahr 2022, kurzfristig erfolgen müsse, könne dies nur in dem Maße sichergestellt werden, wie Immobilien und freie Flächen zur Verfügung stünden – "also gar nicht", sagt Schneider.
Dennoch betont er, dass es grundsätzlich Einrichtungen in allen Stadtregionen gebe, also in Bremen Nord, Gröpelingen, Neustadt, Huchting, Schwachhausen, Oberneuland, Horn, Bremen-Mitte, Findorff, Arbergen, Neustadt, Obervieland und so weiter.
Überseestadt und Klinikum Mitte sind Großstandorte
Der größte dieser Standorte liegt in der Überseestadt, wo aktuell rund 1.200 Plätze existieren und zwischenzeitlich bis zu 2.400 geschaffen worden waren. Ursprünglich standen dort große Zelte. Inzwischen setzt die Stadt allerdings auf sechs Leichtbauhallen, die vor allem in den Wintermonaten besser beheizt werden können.
In den Messehallen in Findorff, wo zwischenzeitlich ebenfalls 1.200 Menschen untergekommen waren, wohnen heute keine Geflüchteten mehr.
Als nächstgrößere Unterkunft dient inzwischen das Klinikum Mitte. Dort haben derzeit rund 400 Menschen eine vorübergehende Unterkunft gefunden, für weitere knapp 400 wird das Gelände derzeit hergerichtet.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 24. Februar 2024, 19:30 Uhr