Ukrainischer Soldat besucht Familie in Ganderkesee – für wenige Tage

Ukrainischer Soldat besucht Familie in Ganderkesee – für wenige Tage

Bild: Radio Bremen

Seit zweieinhalb Jahren kämpft Waldemar Shlothauer in der Ukraine an der Front. Jetzt kann er das erste Mal seine nach Deutschland geflohene Familie besuchen.

Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern gemütlich frühstücken, das konnte Waldemar Shlothauer seit zwei Jahren nicht. Denn seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine kämpft Waldemar an der Front. Jetzt auf seinem ersten Heimaturlaub in Deutschland genießt er die Zeit mit seiner Familie. Sie gehen viel spazieren oder in die Kirche.

Als der Krieg ausbricht, reißen ihn Explosionen aus dem Schlaf. Schon zwei Tage danach tritt er als Soldat seinen Dienst an der Front an. Seine Motivation: Freiheit für sein Heimatland.

Ich kämpfe für die freie Ukraine. Ich kämpfe für die Freiheit meines Volkes. Und ich kämpfe auch für die Demokratie. Und dass die Ukraine eines Tages auch ein Teil der europäischen Familie werden kann.

Waldemar Shlothauer, ukrainischer Soldat

Die Gefahr ist an der Front allgegenwärtig

Ein ukrainischer Soldat steht an einen Panzer unter einem Verschlag und hält einen Daumen nach oben.
Vor dem Krieg hatte Waldemar Shlothauer nichts mit dem Militär zu tun. Bild: privat

"An der Front bist du im Grunde genommen ständiger Gefahr ausgeliefert", erzählt Shlothauer auf Ukrainisch, ein Bremer Pastor übersetzt auf Deutsch. Was genau seine Aufgaben an der Front sind, möchte der Soldat nicht sagen. Was er aber erzählt: Als Soldat hat er in der Versorgung gearbeitet und kämpfte an der vordersten Frontlinie. Inzwischen ist er Offizier und leitet eine Einheit.

Vier seiner ursprünglich 28 Männer sind gefallen. "Das schmerzhafteste im Krieg ist nicht der Schmerz, der dir persönlich zugefügt wird. Sondern, wenn du deine Leute verlierst, dann tut es am meisten weh", erzählt er. Offizier zu sein, bedeutet für ihn, dass er großem Druck ausgesetzt ist.

Das ist eine erdrückende Verantwortung als Offizier die Menschen in den Kampf zu schicken, auch mit dem Wissen, dass sie vielleicht gar nicht zurückkommen werden.

Waldemar Shlothauer, ukrainischer Soldat

Vor seiner Zeit als Soldat hatte Waldemar Shlothauer nichts mit dem Militär zu tun. In der Ukraine kümmerte er sich um die Verwaltung von Immobilien und engagierte sich sozial. Ein Bremer Pastor half ihm seine Familie in Deutschland in Sicherheit zu bringen. Heute lebt sie in Ganderkesee. Zu ihr hält Waldemar Shlothauer regelmäßig Kontakt – auch, wenn es nicht immer eine stabile Telefon- oder Internet-Verbindung gibt.

Die Kameraden als zweite Familie

Seine Familie nach dem Fronturlaub wieder zu verlassen, fällt Waldemar schwer. Ihn tröstet aber das Wissen, dass sie in Deutschland in Sicherheit ist. Und er freut sich auch auf seine Kameraden – denn seine Einheit sei für ihn zu einer Familie geworden.

Gleichzeitig ist da auch ein wenig Freude, dass ich jetzt in die Familie zurückgehe, die ich jetzt auch an der Front für mich gefunden habe. Das sind meine Mitkameraden.

Waldemar Shlothauer, ukrainischer Soldat

An der Front mit seinen Kameraden fühle er sich sogar wohl, sagt er: "Das hört sich jetzt komisch an. Aber seit zwei Jahren kenne ich nichts anderes."

Noch dieses Wochenende ist Waldemar in Deutschland. Dann geht es für ihn zurück an die Front. Immer mit der Hoffnung, dass das gemeinsame Frühstück mit seiner Familie bald wieder zur Normalität wird.

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Autorin

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    Leslie Melina Schmidt Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 13. September 2024, 19:30 Uhr