9 Lehren aus Bremen nach der Cannabis-Legalisierung
Wie fällt die Bilanz nach einem Jahr Cannabis-Legalisierung aus?
Jeder volljährige Bremer darf seit einem Jahr 25 Gramm Cannabis dabei haben. Weniger Drogenkriminalität, mehr Gesundheitsschutz war das Ziel – klappt das?
1 Kein Konsum-Plus in Bremen gemessen
In Bremen, Bremerhaven und umzu gibt es keine Erkenntnisse dazu, dass der Cannabis-Konsum durch die Legalisierung stark zugenommen hätte, heißt es seitens des Vereins Bremische Landesstelle für Suchtfragen. Entsprechende Hilfsgruppen sind nach wie vor gut besucht.
Auch Kliniken, Kinderarztpraxen und das Jugendamt haben gegenüber der Landesstelle keinen auffälligen Konsumanstieg bei Minderjährigen benannt. Allerdings kommt im August die sogenannte Schulbusstudie 2025 heraus, die genauere Zahlen zu dem Thema beinhalten wird.
2 Stärkere Geruchsbeeinträchtigung
Gerade das Kiffen ist aber öffentlich stärker wahrnehmbar. Schließlich ist das Rauchen von Cannabis deutlich zu riechen. Manche freuen sich, andere ärgern sich darüber. Wer den Rauch im Freien passiv einatmet, wird dadurch nicht high.
Anders kann es aussehen, wenn der Rauch auf sehr engem Raum ohne Lüftung länger eingeatmet wird. Der Wirkstoff THC ist dann auch im Blut nachweisbar, gegebenenfalls sogar über dem Grenzwert fürs Autofahren. Studien zum Passivkiffen zeigen, dass das Risiko für Asthma, Krebs und Herzinfarkt steigt.
3 Abwasseranalyse verrät Konsum
Wissenschaftler haben das Abwasser von Stuttgart vor und nach der Cannabis-Erlaubnis auf THC untersucht. Sie stellen ein Konsum-Plus von 13 Prozent fest. Gut möglich, dass der Cannabis-Konsum auch im Land Bremen in der Größenordnung zugenommen hat. Entsprechende Abwasser-Analysen sind hier aber nicht gemacht worden und auch nicht geplant.
4 Viele Cannabis-Konsumenten fahren zu früh wieder Auto
Der ADAC hat in einem Test herausgefunden, dass bei gelegentlichem Konsum 24 Stunden zwischen einem Joint und der nächsten Autofahrt liegen sollen. Der Grenzwert von 3,5 Nanogramm pro Milliliter wird selten eingehalten, kritisiert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) und plädiert für einen 0-Grenzwert, beim Alkohol ebenfalls. Schließlich gäbe es ausreichend ÖPNV, meint der Bremer GdP-Vorsitzende Nils Winter.
5 Unfälle unter Betäubungsmittel-Einfluss zurückgegangen
Auch wenn die Unfälle unter Einfluss von Betäubungsmitteln laut Polizei Bremen im Vergleich 2023 zu 2024 von 38 auf 30 zurückgegangen sind, gefährdet THC am Steuer die Verkehrssicherheit. Getestete Personen verharmlosen den Cannabis-Konsum häufiger als vor der Teil-Legalisierung, heißt es in einer Antwort der Pressestelle.
6 Straßenhandel bisher nicht einzudämmen
Jeder Erwachsene darf drei Cannabis-Pflanzen zu Hause haben und 25 Gramm Cannabis mit sich führen. Der Einkauf ist innerhalb der gesetzlichen Grenzen zwar erlaubt. Der Handel bleibt aber weiterhin verboten. Lizenzierte Cannabis-Abgabestellen gibt es nicht, sie waren von der Ampel-Koalition auf Bundesebene als nächster Schritt vorgesehen, unter schwarz-rot aber eher unwahrscheinlich. Aktuell nutzt die organisierte Kriminalität die 25 Gramm-Regel aus, kritisiert die GdP. Der Straßenhandel sei nicht einzudämmen.
7 Justiz spürt keine Entlastung
Für die Gerichte gab es zunächst mehr Arbeit, weil viele Verfahren neu bewertet werden mussten, als das Gesetz rückwirkend in Kraft getreten ist. Inzwischen gibt es in Bremen zwar ein paar hundert Verfahren weniger, spürbar sind die aber nicht, so eine Sprecherin des Justizressorts. Das liegt daran, dass es insgesamt mehr zu tun gibt.
8 Schutzzone Spielplatz in Gefahr
Cannabis-Konsum ist nicht immer und überall erlaubt. In Gegenwart von Minderjährigen sowie in Sichtweite von Schulen, Spielplätzen, Sportstätten sowie Kinder- und Jugendeinrichtungen darf nicht konsumiert werden. In Fußgängerzonen zwischen 7 und 20 Uhr ebenfalls nicht.
Streetworker haben aber festgestellt, dass sich nicht alle daran halten, sondern erst auf ihre Vorbildfunktion als Erwachsene hingewiesen werden müssen.
Die kiffen auf Spielplätzen. Manchmal erlebe ich sogar, dass die auf der Trainingsfläche einen smoken während die trainieren. Also, soweit ist es schon gekommen. Da muss man halt einfach freundlich bitten und aufklären.
Daniel Magel, Leiter Hood Training Bremen
9 Cannabis-Clubs werden mehr
Aktuell gibt es in Bremen und in Bremerhaven jeweils einen zugelassenen Cannabis-Club. Zwei weitere für die Stadt Bremen befinden sich im Zulassungsverfahren.
In Niedersachsen gibt es 13 Cannabis-Clubs, etwa in Oldenburg, Syke, Ganderkesee, Werlte und Wilhelmshaven. Bundesweit sind es 106.
Bundesweit erster Cannabis-Social-Club in Ganderkesee
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 1. April 2025, 19:30 Uhr