Infografik
Darum sind gerade so viele Nacktschnecken in Bremen unterwegs
Auch in Bremen wimmelt es in diesem Jahr von gefräßigen Nacktschnecken. Vor allem eine Art macht sich gerade über die Beete her.
Der Salat ist weggefressen. Nur eine Schleimspur im Beet verrät, wer hier am Werk war: die Spanische Wegschnecke. Die Nacktschnecke schleimt seit diesem Frühjahr auch vermehrt durch Bremer Gärten. Warum das so ist und was dagegen hilft, erklären wir hier.
Warum gibt es in diesem Jahr so viele Schnecken?
"Warme Feuchte ist das reinste Wohlfühlwetter für Nacktschnecken", sagt Dorothee Meier vom Bremer Naturschutzbund (Nabu). Und davon gab es im Jahr 2024 mehr als genug.
Zwar sei auch der Sommer 2023 recht feucht gewesen. Da sei die Schneckenpopulation aber noch durch eine vorhergehende Dürre geschwächt gewesen.
"Schon im Spätsommer 2023 waren aber einzelne sehr große Nacktschnecken zu beobachten", sagt Meier. Vor allem die rostrote Spanische Wegschnecke sei ihr aufgefallen. Sie hätten im Herbst reichlich Eier hinterlassen, von denen viele den milden Winter überstanden. "Nun sind sie geschlüpft und fallen seit März, mit den wärmeren Temperaturen, über alles her, was grün ist", sagt Meier.
Welche Pflanzen sind von Schnecken bedroht?
"Alles, was Blatt ist, wird gefressen", sagt die Nabu-Sprecherin. Dennoch gebe es Pflanzen, die sich auf natürliche Art gegen die kleinen Fressfeinde wehrten. Dies geschehe beispielsweise durch Bitterstoffe in den Blättern oder sogar pflanzeneigene Gifte. "Andere bilden stachelige oder behaarte Blätter wie zum Beispiel Brennnesseln", sagt Meier. Deshalb werde nicht jede Pflanzenart gleich stark angefressen.
Was kann gegen die Nacktschnecken getan werden?
Die Liste der Mittel und Maßnahmen gegen Schneckenplagen ist lang, hier kommen fünf Beispiele.
Fressfeinde fördern: Zunächst besitzen Nacktschnecken einige natürliche Feinde. Dazu zählen Igel, Kröte, Spitzmaus, Blindschleiche, Laufkäfer. "Diese Vertilger von erwachsenen Schnecken kommen von selbst in den Garten, wenn ihnen ein Lebensraum insbesondere durch Totholz- und Steinhaufen oder Laubstreu unter Gehölzen zur Verfügung gestellt wird", sagt Dorothee Meier vom Nabu.
Barrieren bauen: "Dichte niedrige Zäune können Schnecken ebenfalls stoppen", sagt Bernd Quellmalz vom Bremer BUND. Zu solchen mechanischen Sperren zählen, neben den Schneckenzäunen, auch rund ums Beet gelegte Kupferbänder, die von den Tieren gemieden werden. Manche Balkonkästen, Töpfe und Saatschalen besitzen darüber hinaus Ränder, die für Schnecken unüberwindbar sind.
Schutz streuen: Einzelne Pflanzen können zudem durch das Ausstreuen bestimmter Stoffe geschützt werden. "Asche, Holzwolle oder Steinmehl kann um schneckengefährdete Pflanzen gestreut werden", sagt BUND-Experte Quellmalz. Bei Regen oder nach dem Gießen besteht allerdings das Problem, dass gestreute Schnecken-Blockaden wie zum Beispiel auch Sägemehl feucht werden können und so ihre Wirkung verlieren.
Schnecken einsammeln: Dickere Bretter, Steine mit flacher Unterseite und ähnliche Orte im Garten bieten Nacktschnecken tagsüber Schutz vor Sonne und Trockenheit. Auch die Unterseite von Blumentöpfen oder Blätter, die auf dem Boden liegen, sind beliebte Unterschlupfe. "Dort lassen sie sich die Schnecken tagsüber bequem absammeln", sagt Nabu-Expertin Meier. Bei sehr feuchtem Wetter seien die Tiere oft auch schon abends oder noch morgens im Dämmerlicht aktiv. "Dann findet man sie auch direkt auf den Blättern."
Gelege entfernen: Um Schneckenplagen in Gemüse- und Blumenbeeten zu verhindern, hilft es auch, die Gelege abzusammeln. "Schneckeneier sind kleine weiße Kügelchen", sagt Meier. Die beste Zeit, sie zu entfernen, sei eigentlich im Winter und Frühjahr. Man entdecke sie aber auch später im Jahr. Ihr Tipp: Sie liegen immer an kühlen, feuchten und verborgen Orten auf der Erde, beispielsweise unter dichteren grünen Blättern und nahe von Pflanzenstängeln.
Maßnahmen gegen Schnecken im Garten im Überblick
Was sollten Schneckenjäger unterlassen?
Nicht jedes Mittel ist angemessen, um Schnecken im eigenen Garten loszuwerden.
Keine Pestizide: "Pestizide reichern sich im Boden, in Gewässern und der Nahrungskette an", sagt Bernd Quellmalz. Wer selbst Gemüse und Obst anbaue, sollte deshalb auf so genannten "Pflanzenschutzmittel" verzichten und Verfahren der biologischen Schädlingsbekämpfung nutzen, sagt der Sprecher des BUND Bremen.
"Auch Salz und Kaffeesatz werden vom Gesetzgeber als nicht zugelassene Pflanzenschutzmittel betrachtet und verbieten sich allein schon deshalb", sagt Nabu-Sprecherin Dorothee Meier.
Keine falschen Tiere sammeln: Vor allem die für das Ökosystem Garten harmloseren Tigerschnegel, auch als "Tigernacktschnecken" bekannt, und die Gehäuseschnecken sollten beim gezielten Sammeln von Nacktschnecke nicht im Beifang landen.
Keine Bierfallen aufstellen: In einschlägigen Gartenforen wird zwar immer wieder für sie geworben, denn Nacktschnecken werden vom Geruch der Gärstoffe im Bier angelockt. Doch mit Bierfallen werden auch nützliche Gehäuseschnecken und andere Tiere angezogen. "Sie ertrinken dann ebenfalls im Bier", sagt Nabu-Expertin Meier.
Kein Schneckenkorn verwenden: Bei Hobbygärtnern beliebt ist auch das so genannte Schneckenkorn. Wenn die Nacktschnecken eine tödliche Menge des Köders und den darin enthaltenen Wirkstoff gefressen haben, setzt ein Fraßstopp ein. Die Schnecken ziehen sie sich in den Boden zurück und verenden dort.
Das Problem: "Auf die nützlichen Gehäuse- und Weinbergschnecken sowie Tigerschnegel wirkt es genauso wie auf die Wegschnecken", sagt Nabu-Expertin Meier.
Wie sollten Schnecken entsorgt werden?
"Methoden, unter denen die Tiere leiden, sollten nicht genutzt werden", sagt Nabu-Sprecherin Meier. Schnecken lebendig in der Biomülltonne zu entsorgen, während diese in der Sonne aufheizt, sei so ein Negativbeispiel. Das weit entfernte Aussetzen ärgere hingegen andere Gartenbesitzer oder bringe das dortige Ökosystem durcheinander.
Die Empfehlung der Tierschützerin: "Als relativ schmerzlos gelten das schnelle Überbrühen oder das Einfrieren über Nacht." Die toten Tiere sollten danach in den Biomüll. "Denn auf dem Kompost locken sie, genauso wie zerschnittene Tiere, schnell neue Schnecken an", sagt Meier.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde zum ersten Mal am 3. Juni 2024 veröffentlicht.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 30. Mai 2024, 19:30 Uhr