Ultrastark, auch ohne Rückgrat: 7 Fakten für Bremer über den Regenwurm

Regenwurm kriecht aus nasser Erde heraus (Archivbild)

Ultrastark, auch ohne Rückgrat: 7 Fakten für Bremer über den Regenwurm

Bild: Imago | Blickwinkel/R. Sturm

Er ist blind, taub, hat weder Zähne noch Gliedmaßen – und er ist trotzdem beeindruckend: Am Tag des Regenwurms erklären wir, was den Wurm besonders macht.

2005 haben Naturschützer den 15. Februar als Tag des Regenwurms ausgerufen: Damit wollen sie darauf aufmerksam machen, wie wichtig der kleine Wurm für unsere heimischen Böden ist. In der Tat übernehmen die zwölf bis 30 Zentimeter langen Tiere ganz schön viel Verantwortung, dabei stecken sie auch voller Überraschungen. Welche Fakten und Irrtümer man kennen sollte – und bei welchem Halbwissen der Wurm drin ist.

1 Einen Regenwurm kann man teilen

Der Gedanke, einen Regenwurm zu zerteilen und damit seine Arbeitskraft zu verdoppeln, mag für manchen Gärtner verlockend klingen – zumal sich vor allem bei Kindern das Gerücht hält, dass das tatsächlich funktioniert. Für den Wurm ist das aber gefährlich: Nur der vordere Teil des Wurms ist überlebensfähig – der mit der Mundöffnung. Mit ihrem Hinterteil können Würmer nicht essen. Und noch schlimmer: Dass das vordere Ende eines zerteilten Wurms weiterlebt, ist keineswegs sicher: Einerseits können bei dem Schnitt wichtige Organe verletzt werden, andererseits kann sich der Wurm über die Wunde schnell eine Infektion einfangen.

2 Regenwürmer pflanzen sich allein fort

Regenwürmer sind Zwitter, sie besitzen sowohl Eierstöcke als auch Hoden. Die Paarung läuft meistens in der Dämmerung oder nachts, wenn Temperatur und Feuchtigkeit im Boden passen – in der Regel im Frühling oder Herbst. Dabei beweisen die Würmer Ausdauer: Mehrere Stunden dauert der Akt, in dem jeder der beiden Würmer seinen Samen in die Samentaschen des anderen Wurms drückt.

3 Der Regenwurm hat den Namen von "regnen"

Diese Frage ist nicht so blöd, wie sie scheint: Denn der Name des Regenwurms hat nichts mit Regen zu tun. Vielmehr hängt es mit der Aktivität des Wurms zusammen: Weil er ständig arbeitet und frisst, tauften ihn die Menschen im 16. Jahrhundert "reger Wurm". Daraus entstand dann der Name Regenwurm. Treffender wäre eigentlich sein englischer Name "earthworm" – wörtlich übersetzt: Erdwurm.

4 Regen ist für den Regenwurm gefährlich

Wendelken Regenwurm
Birgit Wendelken erklärt Kindern und Jugendlichen Wissenswertes zu Krabbeltieren – auch zu Regenwürmern. Bild: Ökonet

Dass man Regenwürmer meistens bei Regen sieht, hat nicht mit einer Vorliebe für Regen zu tun. Auch haben sie wohl keine Angst vor dem Ertrinken, obwohl sich auch dieses Gerücht hartnäckig hält. Vielmehr deuten Studien darauf hin, dass die auf den Boden fallenden Regentropfen die Würmer an das Geräusch eines nahenden Maulwurfs erinnern. Dieser hat Regenwürmer nämlich zum Fressen gern. Die Flucht nach oben endet für den Regenwurm oft aber ebenfalls tödlich: Einerseits lauern dort andere Fressfeinde wie Vögel, andererseits sind sie dort schnell der Sonne ausgesetzt. In der Sonne können sie vertrocknen oder ihre Haut wird so sehr beschädigt, dass sie darüber nicht mehr atmen können.

5 Regenwürme sind gute Gärtner

Regenwürmer leben unterirdisch, schlängeln sich durch den Boden und lockern ihn so auf. "So kann einerseits Wasser eindringen, aber auch Pflanzen können den Boden gut durchdringen", sagt die Biologin Birgit Wendelken von der gemeinnützigen Gesellschaft ÖkoNet in Bremen. Dort erklärt sie Kindern und Jugendlichen alles Wichtige zum Regenwurm. Aber auch die Verdauung der Würmer tue dem Boden gut, sagt sie: "Sie ziehen sowohl alte als auch frische Pflanzen in ihre Gänge. Das, was sie davon fressen, scheiden sie als mineralstoffhaltigen Kot wieder aus. Und das, was übrig bleibt, zersetzt sich."

Damit düngen Regenwürmer den Boden – und zwar von innen.

Birgit Wendelken, ÖkoNet

6 Regenwürmer gehören zu den stärksten Tieren

Regenwürmer sind echte Kraftpakete: Laut Naturschutzbund NABU können sie das 50- bis 60-Fache ihres Körpergewichts stemmen – damit ist ein Regenwurm, zumindest relativ gesehen, eines der stärksten Tiere der Welt. Um genug Energie für diese Leistung zu bekommen, fressen die Würmer pro Tag rund die Hälfte ihres Körpergewichts. Und sie sind nicht allein: Im Schnitt wohnen in einem Quadratmeter Boden rund 100 Regenwürmer.

7 Regenwürmer mögen es ruhig

Regenwürmer sind im Garten also sehr nützlich. Wer ihre Hilfe in Anspruch nehmen möchte, sollte wissen: Regenwürmer haben gern ihre Ruhe – man sollte im Garten also nicht alle paar Tage den Rasen mähen oder die Beete umgraben. Das heißt auch: "Regenwürmer fühlen sich wohl, wenn der Garten nicht zu ordentlich ist", erklärt Wendelken. Gärtnerinnen und Gärtner sollten außerdem aufpassen, dass sie beim Kampf gegen Schnecken nicht auf Kosten des Regenwurms danebengreifen. Denn: "Die Eier von Regenwürmern werden oft aus Beeten aussortiert, weil sie für Schnecken-Eier gehalten werden." Dabei könne man sie gut unterscheiden: Die Eier von Würmern sehen aus wie kleine Zitronen und laufen an den Enden spitzer zu. Die Eier von Schnecken hingegen sind rund.

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Dieser Artikel wurde erstmals am 15.02.2022 auf butenunbinnen.de veröffentlicht und aus aktuellem Anlass erneut veröffentlicht.

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 15. Februar 2025, 19:30 Uhr