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Igel in Bremen unterwegs: Wie erkenne ich, ob ein Tier Hilfe braucht?

So werden Igel in der Tier-Arche in Oyten wieder gesund gepflegt

Bild: Imago | imagebroker

Kurz vor dem Winterschlaf sind die Igel derzeit auf Futtersuche. In der Regel kommen die eher menschenscheuen Tiere gut allein klar – aber es gibt Ausnahmen.

Wie steht es um den Igelbestand in Bremen und dem Umland?

Wie sich die Igel-Zahlen in der Region verändern, sei schwer zu sagen, weil es keine Bestandserfassungen zu Igeln gibt, sagt Bernd Quellmalz, Regionalgeschäftsführer des BUND Weser-Elbe. Aber: "Es ist zu befürchten, dass der Bestand zurückgeht." Das liege einerseits daran, dass Igel wenig Unterschlupf finden – auch weil viele Gartenbesitzer ihre Grünflächen akribisch von Zweigen, Laub und Reisig räumen. Andererseits finden Igel durch das Insektensterben immer weniger Nahrung. Unter beiden Entwicklungen leiden Igel.

Warum sind gerade jetzt so viele Igel unterwegs?

Igel starten in der Regel im November ihren Winterschlaf, der dann bis etwa März, April andauert. Um die Zeit bis dahin ohne Nahrung gut zu überstehen, ist es wichtig, dass sich der Igel genügend Reserven anfrisst. Im November ist der Igel daher verstärkt auf Futtersuche, nach Regenwürmern, Spinnen, Schnecken und Käfern. Er ist deshalb aktiver als im Rest des Jahres – und läuft so ab und zu auch dem Menschen über den Weg.

Igel gesund GESUNDER IGEL nachtaktiv Frisst und trinkt FeuchteNase Keine kahlen Stellenam Stachelkleid Körper ist rundlich,Birnenform SicheresGangbild

Braucht der Igel zum Überwintern Hilfe von uns Menschen?

Gerade Gartenbesitzer können den stacheligen Vierbeinern eine Freude machen – indem sie eben nicht akribisch ihren Garten aufräumen, sondern auch ein wenig natürliche Unnordnung walten lassen. "Am besten sollten Blätter, Gestrüpp und Zweige in einer Gartenecke liegenbleiben", empfiehlt Quellmalz. "Diese Materialien nutzen Igel um ihre Nester zu isolieren und sich während des Winterschlafs darin einzuwickeln." Ansonsten kommen Igel aber sehr gut ohne menschliche Hilfe klar, sagt auch Ivonne Sommer von der Arche Oyten: "In der Regel sogar besser ohne uns Menschen." Ausnahme sei nur, wenn die Igel apathisch oder offensichtlich verletzt seien.

Wie erkenne ich, wenn Igel Hilfe brauchen?

Neben offensichtlichen Verletzungen ist bei Igeln auch die sogenannte Hungerfalte ein Warnzeichen: Ist die Kerbe zwischen Kopf und Rücken zu sehen, spricht das dafür, dass der Igel unterernährt ist. Unter anderem auch wenn seine Augen schmal und schlitzförmig aussehen, er torkelt und sich bei Berührungen nicht einrollt, braucht er wahrscheinlich Hilfe. Tagsüber die eigentlich nachtaktiven Tiere zu sehen, kann ebenfalls ein Warnzeichen sein – es sei denn, der Igel wurde tagsüber gestört und sucht sich gerade ein neues Schlafplätzchen.

Igel krank KRANKER IGEL tagaktiv Er taumelt Er rollt sich nicht ein Er wiegt weniger als 500 Gramm Die Hungerfalte ist zu sehen Die Augen sind schmal, zu Schlitzen geformt

Was kann ich tun, wenn ich einen hilfebedürftigen Igel finde?

Ist der Igel offensichtlich abgemagert, kann man ihm etwas zu fressen anbieten: Geeignet sind ungewürztes Hackfleisch, Geflügel, Rührei oder auch Katzenfutter. Keinesfalls sollte er allerdings Milch bekommen – Igel sind laktoseintolerant und bekommen durch Milch Durchfall. Im schlimmsten Fall kann das zum Tod führen. Obst und Gemüse sowie Nüsse und Getreide sind ebenfalls nicht gut verdaulich für Igel.
Bei Igel-Notfällen, bei denen es mit Zufütterung nicht getan ist, rät Bernd Quellmalz, sich professionelle Hilfe zu holen: "Der erste Schritt wäre, einen Tierarzt zu suchen, der auch Igel behandelt. Man muss sich aber darüber bewusst sein, dass die Behandlung etwas kosten kann." Alternativ können auch Igel-Auffangstationen kontaktiert werden: In Bremen und dem Umland sind diese zwar voll ausgelastet und können kaum noch Tiere aufnehmen. Tipps und Unterstützung kann man aber bekommen.
Wer einen pflegebedürftigen Igel bei sich zuhause aufnehmen will, sollte sich auf jeden Fall mit Fachleuten in Verbindung setzen – und sich darüber bewusst sein, dass es nicht leicht ist, einen Igel aufzupäppeln. "Das ist ein 24-Stunden-Job", warnt Quellmalz.

Welche Fehler sollte man unbedingt vermeiden?

Auch wenn Igel so sympathisch aussehen – sie sind Wildtiere und sollten auch als solche behandelt werden. "Man sollte also nur aktiv werden, wenn man sicher ist, dass Igel wirklich Hilfe brauchen", betont Quellmalz. Viel wichtiger sei es, den Igeln einen angemessenen Lebensraum zu bieten. Das schafft man nicht nur durch die Unordnung im Garten, sondern auch, indem man Stellen wie Schächte, Regensammelgefäße und Kellertreppen Igel-sicher gestaltet, sodass sie dort nicht hereinfallen oder sich verletzen.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Zebra Vier, 12. November 2023, 10.15 Uhr