Fragen & Antworten
Hornisse, Falter und Co.: Diese Bremer Insekten sind Einwanderer
Nicht jedes Bremer Insekt ist norddeutsch – die Asiatische Hornisse trägt ihre Herkunft im Namen. Was es mit solchen Fällen auf sich hat, verraten wir hier.
In dieser Woche wurde erstmals eine Asiatische Gelbfuß-Hornisse, eine "Vespa velutina", im Land Bremen gesichtet.
Doch wie kommt es eigentlich, dass solche Insekten, die eigentlich woanders auf der Erde beheimatet sind, es immer wieder bis in den deutschen Norden verschlägt? Welche andere Arten haben es der Asiatischen Hornisse vorgemacht? Und wie sollten Bremerinnen und Bremer reagieren, wenn eine invasive Art es auf ihren Garten abgesehen hat? Die Antworten geben wir hier.
Wie kam die Asiatische Hornisse nach Bremen?
Eigentlich lebt die Asiatische Gelbfuß-Hornisse in Ostasien, vor allem in Südchina und den angrenzenden Ländern. 2004 wurden jedoch auch erste Exemplare in Südfrankreich entdeckt. Die These: Eine Hornissenkönigin soll als blinde Passagierin in Töpferwaren nach Europa gereist sein. Von Frankreich breitete sich die Asiatische Hornisse dann weiter aus. 2014 wurden sie erstmals in Süddeutschland gesichtet. In dieser Woche meldete der Imkerverein Bremen-Blumenthal schließlich den ersten Fund einer "Vespa velutina" im Land Bremen.
Asiatische Hornisse im Größenvergleich zu heimischen Arten
Was sind invasive Arten?
Die Asiatische Hornisse zählt zu jenen Insekten, die auf der erstmals 2016 von der Europäischen Kommission veröffentlichten Liste invasiver, gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung stehen.
"Sie steht unter Beobachtung", sagt Dorothee Meier, Sprecherin des Bremer Naturschutzbund (Nabu). Eine essenzielle Bedrohung durch den Neuankömmling sei zwar bislang nicht nachgewiesen worden, allerdings gelte die Art als nicht gerade wählerisch bei der Nahrungssuche. "Ähnlich wie die größeren heimische Hornissen jagt sie kleineren Tiere wie zum Beispiel Asseln oder geschwächte Honigbienen", sagt Meier.
Der Begriff invasiv stehe vor allem für den tatsächlichen oder potenziellen Schaden, den diese Arten anrichten, sagt die Nabu-Sprecherin, "sowohl in natürlichen Ökosystemen als auch bei Kulturpflanzen".
Dass eine Art tatsächlich invasiv werde, also ein Ökosystem verändere oder gefährde, sei dabei eher selten. "Man sagt, dass von etwa tausend eingeschleppten Arten etwa hundert überleben. Davon können sich etwa zehn etablieren und eine wird invasiv", sagt die Nabu-Sprecherin.
Welche invasiven Arten haben sich in Bremen schon etabliert?
Eine einzelne Sichtung reicht allerdings nicht. So gibt es im Land Bremen nach Behördenangaben bislang tatsächlich auch nur ein einziges als invasiv geltendes Insekt: den Buchsbaumzünsler. Die hellgrünen, schwarz gepunkteten Raupen dieser ebenfalls einst als Ostasien nach Bremen gekommenen Kleinschmetterlinge haben – der Name verrät es – großen Appetit auf die Zweige und Blätter von Buchsbäumen.
Da Buchsbäume in Norddeutschland keine heimische Pflanzen seien, beschränke sich das "Problem" allerdings im Wesentlichen auf Garten- und Parkanlagen, sagt Nabu-Sprecherin Meier. "Die starke Wirkung des Buchbaumzünslers auf seine europäische Wirtspflanze besteht vor allem darin, dass der Falter potentiellen heimischen Fressfeinden schlicht unbekannt ist oder zumindest war", sagt Meier. Das heißt, die Raupe kann die Buchsbäume kahlfressen, ohne selbst gefressen zu werden. Inzwischen gebe es zwar einige Vogelarten mit breitem Nahrungsspektrum, die die Raupen des Zünslers als Eiweißquelle für sich entdeckten. "Bis ein solchen System zu einem Gleichgewicht kommt, kann es allerdings Jahre dauern", sagt Meier.
Welche gebietsfremden Arten gibt es außerdem in Bremen?
Bei manchen Insekten, die gebietsfremd sind, ist bislang nicht klar zu erkennen, ob sie invasiv sind. "Von der Asiatischen Tigermücke, dem Eichenprozessionsspinner und der Hyalomma-Zecke gibt es Beobachtungen aus Deutschland", sagt Bernd Quellmalz, Sprecher beim BUND Bremen. "Alle diese Arten haben gemeinsam, dass sie entweder durch den globalen Warenverkehr und die Reisetätigkeit der Menschen eingeschleppt wurden oder sich infolge der wärmeren Temperaturen bedingt durch den Klimawandel weiter verbreiten."
Der Asiatische Marienkäfer, die Streifenwanze, der Buchbaumzünsler und die Nosferatu-Spinne kämen inzwischen sogar nahezu flächendeckend in Deutschland vor, sagt Quellmalz. Ob eine dieser Arten invasiv sei, also heimische Arten schädigt oder verdrängt, lasse sich allerdings noch nicht abschließend sagen. Zumindest der Asiatische Marienkäfer habe sich im gesamten Bundesgebiet sehr verbreitet, während gleichzeitig die Bestände der heimischen Marienkäfer-Arten abgenommen hätten. "Ob es hier einen kausalen Zusammenhang gibt und sich dieser Trend verstetigt, bleibt abzuwarten", sagt der BUND-Sprecher.
Wie sollten Menschen reagieren, wenn sie auf invasive Arten stoßen?
Naturschützer raten Bürgerinnen und Bürgern, die auf fremde oder heimische Insekten stoßen, Fotos zu machen. Diese können dann samt Standort im Internet auf Portalen wie www.naturgucker.de und per entsprechender Smartphone-App hochgeladen werden. Diese Daten werden so auch Forschenden zur Verfügung gestellt. Und sie helfen, die Ausbreitung der Arten besser nachvollziehen zu können.
Für Insekten wie den als Schädling geltenden Eichenprozessionsspinner hat auch das Bremer Gesundheitsamt die E-Mail-Adresse eichenprozessionsspinner@gesundheitsamt.bremen.de eingerichtet, über die Funde gemeldet werden können.
Bei der einzigen in Bremen verbreiteten invasiven Art, dem Buchsbaumzünsler, raten Naturschützer dazu, es zunächst mit dem Absammeln der Raupen zu versuchen oder diese mit einem gezielten vorsichtigen Rückschnitt zu entfernen. Wenn das nicht reiche, müssen die Buchsbäume ganz herausgerissen und durch Pflanzenarten werden, die die heimische Tierwelt fördern, rät Dorothee Meier vom Nabu. "Auf keinen Fall sollte zu Insektenvernichtern gegriffen werden, denn diese töten in der Regel viele nützliche und wichtige Insekten gleich mit."
Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Läuft, 19. April 2024, 12:15 Uhr