Fragen & Antworten
Unkraut loswerden – was wirklich hilft und was verboten ist
Egal ob Garten oder Balkon: Alles blüht und wächst in Bremens Kübeln und Beeten. Auch Unerwünschtes. Gartenprofis verraten, was gegen Giersch, Quecke und Co. hilft.
Nicht zu viel Sonne, am besten Halbschatten ab Mittag, dafür aber bitte humose Erde und selbstverständlich immer genug Wasser. Sonst war´s das mit der Blütenpracht und der üppigen Ernte. Manche Pflanzen stellen fast divenhafte Ansprüche an ihre Gärtner. Unerwünschte Unkräuter wie Löwenzahl, Giersch und Quecke dagegen machen sich fast überall breit. Wie wird man sie los? Was ist dabei zu beachten? Zwei Garten-Experten liefern Antworten.
Was ist eigentlich Unkraut?
"Das liegt ganz im Auge des Betrachters", sagt Gärtnerin Antonia Hartwich. Alles, was unerwünschter Beiwuchs ist, wird als Wild- oder Beikraut bezeichnet. Dabei unterscheidet man Samenunkräuter wie Löwenzahn und Vogelmiere und Wurzelunkräuter. Dazu gehören Giersch und Quecke. Aber auch Heilkräuter wie Kamille und hübsch blühende Pflänzchen wie Gundermann können zu den Unkräutern gezählt werden.
Während einige Kulturpflanzen alles andere als pflegeleicht sind, sprießen Wildkräuter scheinbar problemlos in jedem Garten. Warum sind sie so widerstandsfähig?
Die meisten Kulturpflanzen sind so gezüchtet, dass sie sich nicht weiterverbreiten. In der Natur erfüllen Pflanzen einen Sinn. "Es ist so, als würde sich die Natur ein Kleid anziehen", sagt Gärtner Hartmut Clemen. Die Wildkräuter sind wichtig für die Landschaft. Durch die rasche Bewucherung sorgen sie dafür, dass Boden nicht abgetragen wird oder er zu schnell austrocknet. Zudem bieten Wildkräuter Insekten Nahrung und leisten einen wichtigen Beitrag gegen das Bienensterben.
Wie wird man Giersch, Queke und Co los?
Heißer Wasserdampf, kochendes Wasser, Abflammen oder mit Hilfe von Infrarotstrahlen: Es gibt duzende Varianten zur Unkrautvernichtung. Auch wenn es aufwendig ist, sind die effektivsten Methode die Klassiker: Zupfen und Jäten. Antonia Hartwich empfiehlt, regelmäßig mit der Hacke das Unkraut in Schach zu halten. "Bloß nicht zu lange warten. Wichtig ist, zu jäten, bevor die Pflanzen versamen. Samenunkraut kann 15.000 bis 35.000 Samen pro Pflanze entwickeln. Dann wird es immer schwieriger dagegen anzukommen." Am besten an sonnigen Tagen die Hacke einsetzen. Die gejäteten Wurzeln vertrocknen und können nicht wieder anwachsen. Hühner, Enten und Schafe können wie laufende Unkraut-Tilger wirken. Herbizide sollten immer die letzte Wahl sein. "Lassen Sie sich beraten. Hier ist Sachkunde gefragt, wann wo welches Mittel eingesetzt wird", rät Antonia Hartwich.
Essig ist der Geheimtipp unter vielen Gärtnern für einen unkrautfreien Garten. Zurecht?
Auch wenn Hausmittel wie Essig günstig sind, Hartwich und Clemen raten davon ab. Die Säure im Essig versäuert den Boden und schädigt die Zellmembran der Pflanzen. Dabei werden nicht nur einzelne unerwünschten Kräuter abgetötet, sondern auch die Erde, das Grundwasser und umliegende Lebewesen können geschädigt werden.
Ein Garten ist nie fertig. Er hat eine Eigendynamik, die bringt mich teilweise auch als erfahrener Gärtner zur Verzweiflung. Dann muss man sich in Toleranz üben.
Hartmut Clemen, Gärtner
Welche Maßnahmen sind verboten?
Laut Pflanzenschutzgesetz ist die Verwendung von Unkrautvernichtungsmitteln nur auf landwirtschaftlich, gärtnerisch oder forstwirtschaftlich genutzten Flächen erlaubt. Auf befestigten Flächen wie Wegen, Terrassen und Hofflächen ist der Einsatz verboten. Auch die Verwendung von Essig ist auf allen Nichtkulturlandflächen untersagt.
Mit Blumen gegen Unkraut
Was kann man tun, damit man gar nicht erst Unkraut bekommt?
Bei besonders hartnäckigem Unkraut hilft es, den Boden abzudecken. Zeitungspapier, Pappe, Unkrautvlies oder Mulch lassen kein Licht hindurch und bekommen selbst das unnachgiebigste Kraut klein. Zu beachten ist: "Die Pappe sollte frei von Kleberesten sein. Beim Zeitungspapier müssen Sie sich keine Sorgen machen, die Druckerschwärze ist giftfrei", sagt Clemen. Wer Rindenmulch verwendet, sollte wissen, dass die Häcksel den Boden säuern. Himbeeren und Blaubeeren freut´s, im Gemüsebeet sollte man aber drauf verzichten, rät der Gärtner. Auch Rasenschnitt eignet sich zum Mulchen, allerdings muss man ihn antrocken lassen. "Sonst bereitet man den Schnecken eine Riesenfreude", so der Naturgärtner. Bodendecker wie Frauenmantel oder Geranium wie zum Beispiel Storchschnabel bilden schnell dichte Bestände und nehmen Beikräutern Licht und Platz zum Wachsen. Beim Ausbringen von neuer Erde sollte man hochwertige Produkte verwenden, die möglichst unkrautfrei sind, erklärt Hartwich.
Wie kann man Wildkräuter nutzen?
Viele Beikräuter sind essbar. Vogelmiere, Löwenzahn und Giersch können wie Salat verzehrt werden. "Aus Brennnessel und Ackerschachtelhalm lassen sich Jauchen herstellen, die einen wunderbaren Dünger abgeben", sagt Clemen. Für die Herstellung von Tee empfiehlt die Gärtnerin Hartwich Kamille und Brennnessel.
Hinweis: Nicht alle Unkräuter sind essbar. Bitte informieren Sie sich genau vor dem Verzehr, um welche Pflanzen es sich handelt.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 25. Mai 2021, 19.30 Uhr