Bremen-Wahl: So haben sich die Parteien im Wahlkampf geschlagen

Wahlplakate der oppositionellen CDU und der regierenden SPD zur Bremer Bürgerschaftswahl vom 14. Mai 2023.
Am Sonntag wird in Bremen gewählt – damit endet der Wahlkampf der Politiker um die Stimmen der Bremer und Bremerhavener. Bild: Imago | Eckhard Stengel

Kurz vor der Wahl liefern SPD und CDU sich ein enges Rennen. SPD-Bürgermeister Andreas Bovenschulte ist beliebt, doch die Bildungspolitik sorgt für Kritik. Die Grünen könnten die Verlierer der Wahl sein.

Es ist ein enger und gleichzeitig unspektakulärer Wahlkampf, der in diesen Tagen in Bremen zu Ende geht. Die SPD um Bürgermeister Andreas Bovenschulte und die CDU mit Spitzenkandidat Frank Imhoff liegen kurz vor der Wahl nah beieinander. Laut der letzten repräsentativen Umfrage von Infratest dimap aus der vergangenen Woche kommt die SPD aktuell auf 30 Prozent der Stimmen, die CDU auf 27 Prozent.

Für die Sozialdemokraten wäre dies im Vergleich zur Wahl 2019 ein ordentlicher Zugewinn. Damals rutschten sie auf historisch schlechte 24,9 Prozent ab. Erstmals wählten die Bremer die CDU zur stärksten politischen Kraft (26,7 Prozent).

"Wir haben gezeigt, dass wir Großstadtpartei sein können", sagt CDU-Spitzenkandidat Frank Imhoff und meint damit nicht nicht nur die Bremen-Wahl vor vier Jahren, sondern auch die Abstimmung im Februar in Berlin. In der Hauptstadt stellt die CDU nach 22 Jahren wieder den regierenden Bürgermeister. Das würden Imhoff und die CDU nun gerne erstmals in Bremen schaffen.

Bildungspolitik spielt gewichtige Rolle

Während bei der Landtagswahl im benachbarten Niedersachsen im vergangenen Oktober aufgrund der Energiekrise die Bundespolitik die Debatten prägte, stehen im Bremer Wahlkampf landespolitische Themen im Vordergrund. Zu größeren Aufregern kam es dabei nicht. Die Parteien gingen weitestgehend harmonisch miteinander um.

Dabei bietet der rot-grün-rote Senat Angriffsfläche, weil die Koalition aus Sicht der Opposition vieles nicht umgesetzt hat. Es fehlen Kita-Plätze und die attraktivere Gestaltung der Bremer Innenstadt blieb aus. Der geplante Bau von Fahrradbrücken über die Weser verzögert sich deutlich. Vorhaben, die auch aufgrund der Corona-Pandemie und der Folgen des russischen Krieges gegen die Ukraine nicht realisiert wurden.

Gibt die SPD das Ressort ab?

Menschen Demonstrieren für bessere Bildung. Eine Frau hält eine Schild mit der Aufschrift "Bildung sucht Lehrer" hoch.
Der Lehrermangel trifft auch Bremen hart und die Bildungspolitik ist ein regelmäßiger Streitpunkt. Bild: dpa | Monika Skolimowska

Der wunde Punkt der SPD ist seit jeher die Bildungspolitik, die im Land für Frust sorgt. Seit 78 Jahren leitet sie das Bildungsressort. Regelmäßig belegen Bremer Schülerinnen und Schüler bei Vergleichsstudien die letzten Plätze. Fast die Hälfte der Drittklässler weisen Defizite beim Lesen und Rechnen auf. Die Unternehmen beschweren sich über schlecht qualifizierte Bewerber für Ausbildungsplätze.

Hier setzte die CDU im Wahlkampf einen ihrer Schwerpunkte. Sie fordert unter anderem die Wiedereinführung des Sitzenbleibens und Schulnoten ab der dritten Klasse. Liegen Sprachprobleme vor, soll es ein verpflichtendes Vorschuljahr geben. Für angehende Lehrerinnen und Lehrer will sie mehr Studien- und Referendariatsplätze zur Verfügung stellen, um den Lehrermangel zu lindern.

Bürgermeister Andreas Bovenschulte ist beim Thema Bildung in der Defensive. Er verweist auf Investitionen, die in der Zukunft für Verbesserungen sorgen sollen. Gemutmaßt wird, dass die SPD das Ressort nach der Wahl loswerden möchte.

CDU setzt erneut auf Sicherheit

Eine Frau mit Koffer geht am frühen Morgen am Bremer Hauptbahnhof vorbei.
Zwar gibt es zahlreiche Polizeieinsätze am Bremer Hauptbahnhof, doch nach wie vor gilt er als Hotspot für Drogenkonsum und Kriminalität. Bild: dpa | Sina Schuldt

Schlecht fällt die Bilanz der rot-grün-roten Koalition auch bei der Inneren Sicherheit aus. Wie zuletzt in Berlin setzt auch die Bremer CDU hier einen Schwerpunkt. Bei der Polizei stapeln sich die unbearbeiteten Fälle. Die Lage am Hauptbahnhof als Hotspot für Kriminalität und Alkohol- und Drogenkonsum hat sich nochmal verschlechtert, obwohl SPD-Innensenator Ulrich Mäurer die Präsenz der Polizei dort deutlich erhöht hat.

Als "für viele Menschen kaum noch erträglich" beschreibt Wiebke Winter die Situation. Die 27-Jährige ist neben Imhoff die zweite Spitzenkandidatin der CDU. Vor allem Frauen, betont sie, würden sich am Hauptbahnhof nicht sicher fühlen. Durchsetzen will Bürgermeister-Kandidat Imhoff unter anderem eine Alkohol- und Drogenverbotszone.

Bovenschulte liegt in der Kandidatenfrage vorne

Zu selten gelang es ihm allerdings in den vergangenen Monaten, die SPD inhaltlich zu stellen und dadurch selbst an Profil zu gewinnen. Imhoff ist als Präsident der Bremischen Bürgerschaft zwar ein erfahrener, aber zurückhaltender Kandidat. Sein Vorgänger Carsten Meyer-Heder zeigte sich vor vier Jahren angriffslustiger – und gewann am Ende die Wahl. Zum Regieren reichte es allerdings für die CDU nicht, so blieb wieder nur die Opposition.

Andreas Bovenschulte der Vorsitzende der SPD Fraktion.
Bei einer Direktwahl würden 59 Prozent der Bremer und Bremerinnen für Andreas Bovenschulte (SPD) stimmen. Bild: Radio Bremen | Lina Schmidt

Sozialdemokrat Bovenschulte gilt als nahbarer und verbindlicher Bürgermeister. Er hat den aus Bremen und Bremerhaven bestehenden Zwei-Städte-Staat mit hanseatischer Gelassenheit durch die Krisen der vergangenen Jahre geführt. In der Kandidatenfrage liegt der 57-Jährige vorne. Bei einer Direktwahl zwischen beiden würden laut Infratest dimap 59 Prozent der Bremerinnen und Bremer für ihn stimmen. Nur 23 Prozent bevorzugen den CDU-Herausforderer.

Grünen droht der Absturz

Imhoff liegt damit allerdings noch klar vor Maike Schaefer, der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, und Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Nur fünf Prozent der Bremer würden in einer Direktwahl für die grüne Spitzenkandidatin votieren. Ohnehin liegt hinter den Grünen ein verpatzter Wahlkampf. Schon der Start ging schief, als sie im vergangenen November kurzzeitig über ein Ende der Passagierflüge am Bremer Flughafen debattierten.

Parkende Autos im Gegenlicht in Bremen
Auch der Umgang mit dem aufgesetzte Parken war ein Streitpunkt im Wahlkampf. Bild: dpa | Torsten Krueger

Schaefers umstrittene Versuche für eine Verkehrswende in der Innenstadt haben in Bremen für Verdruss gesorgt. Zuletzt schaffte sie zudem die "Brötchentaste" ab, ein Modell zum kostenfreien Kurzzeitparken. Von der Bundespartei kommt ebenfalls kein Rückenwind, die umstrittenen Heizungspläne von Wirtschaftsminister Robert Habeck belasten auch die Bremer Wahlkämpfer. Im sogenannten Bremen Trend lagen die Grünen nur noch bei 13 Prozent. Vor vier Jahren holten sie 17,4 Prozent der Stimmen.

Als sicher gilt, dass die Linken erneut den Einzug schaffen werden. Sie wollen in Bremen einen ticketfreien ÖPNV einführen und durch kommunalen Wohnungsbau für mehr bezahlbaren Wohnraum sorgen. Ihre zwei Senatorinnen Kristina Vogt (Wirtschaft, Arbeit und Europa) und Claudia Bernhard (Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz) haben in den vergangenen vier Jahren mit pragmatischer Arbeit gepunktet.

Auf einen erneuten Einzug in die Bürgerschaft hofft auch die FDP. Anfang März lag die Partei noch bei vier Prozent, doch Spitzenkandidat Thore Schäck konnte offenbar Boden gutmachen, zuletzt kam die FDP in Umfragen auf sechs Prozent. Sie fordert unter anderem die Abschaffung des im März beschlossenen Ausbildungsfonds. In diesen sollen sämtliche Bremer Unternehmen einzahlen. Diejenigen, die ausbilden, erhalten dann zur Belohnung Prämien aus dem Topf. Bei der Verkehrspolitik spricht die FDP sich gegen eine flächendeckende Einführung von Tempo 30 und für kostenfreie erste 90 Minuten in den Parkhäusern der Innenstadt aus.

  • FDP-Bundeschef Lindner leistet Wahlkampfhilfe in Bremen

    Die Bremer FDP hat aus Berlin Unterstützung für den Endspurt im Wahlkampf bekommen. Auf den Marktplatz sprach der Bundesvorsitzende der Liberalen, Christian Lindner.

AfD steht nicht zur Wahl 

Die AfD kann nicht an der Wahl teilnehmen und wird daher der neuen Bürgerschaft nicht mehr angehören. Der Landesverband ist zerstritten und besteht aus einem Notvorstand und einem Rumpfvorstand, die konkurrierende Listen bei der Wahlleitung eingereicht haben. Laut dem Bremischen Wahlgesetz ist nur eine erlaubt, daher erhielt die AfD keine Zulassung zur Teilnahme an der Wahl. Mit Eilanträgen vor Gericht ist die Partei gescheitert. Nach der Wahl will die AfD das Endergebnis anfechten.

Von ihrem Aus dürften am Sonntag die Bürger in Wut (BIW) profitieren, die sich selbst als "Anwälte der Autofahrer" bezeichnen. "Wir möchten die Lücke zwischen der Merkel-CDU und der AfD schließen", erklärt ihr Spitzenkandidat Piet Leidreiter. In puncto innere Sicherheit fordert sie, dass jugendliche Intensivtäter in geschlossenen Heimen untergebracht werden. Umfragen sehen die Bürger in Wut bei neun Prozent. Vor vier Jahren hatten sie lediglich 2,4 Prozent der Stimmen erhalten. 

Für Schlagzeilen sorgte zwei Tage vor der Wahl ein Kandidat der BiW, Heiko Werner, dem Kontakte ins rechtsextreme Milieu nachgesagt werden. Laut BiW-Vorsitzendem Jan Timke habe Werner die Vorwürfe eingeräumt und die Wählervereinigung nach Aufforderung verlassen.

Plötzliche Sprachnachricht von Bovenschulte? So weit geht Wahlwerbung

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 8. Mai 2023. 19:30 Uhr