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Ihre Fragen zur Wahl: Wie schafft es Bremen aus der Bildungsmisere?

Wahl-Mobil aus dem La Viva: Wann endet Bremens Bildungsmisere?

Bild: Radio Bremen

Mit dem Wahl-Mobil tourt buten un binnen vor der Bürgerschaftswahl durch Bremen und Bremerhaven. Dabei haben wir Ihre Fragen zur Bildung gesammelt – und hier antworten die Parteien.

Zu wenig Lehrkräfte, der letzte Platz in Bildungsstudien, marode Gebäude: Bildung ist seit Jahren ein sehr umstrittenes Thema in Bremen. In bundesweiten Studien belegt Bremen immer wieder den letzten Platz. Außerdem sorgt der Fachkräftemangel auch an Schulen und in den Kindertagesstätten für immer mehr Probleme. Eltern, Kinder und Lehrer sind unzufrieden.

Aber wie wollen die Parteien im Land Bremen nach der Wahl die Lage an Bremer Schulen verbessern? Wir haben die wichtigsten Antworten auf Ihre Fragen zusammengefasst:

Frage 1 von 9 "Warum gibt es in Bremen keine Haupt- und Realschulen? Wollen Sie mehr Gymnasien einrichten?"

CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands

Nach unzähligen Schulreformen brachte der Ende 2008 auf Betreiben der CDU ausgehandelte und 2018 verlängerte sogenannte Bildungskonsens, dem hiesigen Schulsystem die dringend benötigte Ruhe zur Konsolidierung. Das seither festgeschriebene System, bestehend aus Oberschulen und Gymnasien, hat sich aus unserer Sicht bewährt. Klar ist für uns, dass beide Schulformen ein gleichberechtigtes Recht auf Weiterentwicklung haben, und zwar sowohl qualitativ als auch quantitativ – gerade auch die Gymnasien.

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands

Mit der Einführung der Oberschulen als tragende Säule neben den Gymnasien haben wir ein Bildungssystem geschaffen, das allen Schülern und Schülerinnen gerecht wird. Oberschulen und Gymnasien bieten alle Abschlüsse an und fördern ihre Schüler und Schülerinnen individuell. Das Abitur soll weiter nach acht Schuljahren beziehungsweise neun Schuljahren möglich sein. Dieses System hat sich bewährt und ist breit akzeptiert. Der bis 2028 vereinbarte "Bremer Schulkonsens" hat dies politisch gesichert.

Grüne Bündnis 90/Die Grünen

Als Grüne setzen wir uns für eine Schule für alle ein, da hier alle Schüler Schülerinnen gemeinsam und auf ihrem jeweiligen Niveau unterrichtet werden können. Mit der Einführung der Oberschule und Umsetzung inklusiver Beschulung sind wir einen bedeutenden Schritt gegangen. Das reicht uns noch nicht und weitere durchgängige Gymnasien wollen wir nicht einrichten. Mit dem Schulkonsens haben wir uns auf ein Kompromiss mit einer festen Anzahl von Gymnasien geeinigt, hieran fühlen wir uns gebunden.

Linke Die Linke

Wir halten gar nichts von der künstlichen Trennung der Kinder in scheinbar schlechte, mittelgute und gute Schüler und Schülerinnen nach der vierten Klasse. Wir Linke wünschen uns eine inklusive Schule für alle Kinder, damit sie gemeinsam lernen können – bis zum Abitur. Die Wissenschaft ist da auf unserer Seite. Bis 2028 gilt der Schulkonsens, solange tragen wir das System von Oberschule und Gymnasium mit. Danach ist die Zeit des Gymnasiums für uns abgelaufen.

FDP Freie Demokraten

Das dreigliederige Schulsystem wurde in den 2000er Jahren im Ergebnis zu Gunsten eines Zweigliedrigen Systems von Oberschulen und Gymnasien abgeschafft. Als Freie Demokraten ist uns aber weiterhin wichtig, dass auch leistungsstarke Schülerinnen und Schüler ein gutes Angebot bekommen, deswegen wollen wir mehr Gymnasien einrichten. Der Bedarf ist da.

BiW Bürger in Wut

Weil die Bildungspolitik der SPD-geführten Landesregierungen in Bremen bereits seit Jahrzehnten auf die Einheitsschule setzt, in der langfristig auch das Gymnasien aufgehen soll. Wir BIW fordern die Rückkehr zum gegliederten Schulsystem und die Stärkung der frühkindlichen Bildung in Kitas.

Ziel darf es nicht sein, möglichst viele Schüler auf das Gymnasium zu schicken und daher diese Schulen auszubauen. Über die Schullaufbahn des Einzelnen dürfen allein Leistung und Begabung entscheiden.

Frage 2 von 9 "Wie will Bremen mit der Inklusion weiter vorgehen und alle Schüler und Schülerinnen ausreichend fördern?"

CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands

Noch immer gibt es bei der Ausstattung der Inklusion Nachholbedarf. Diesen werden wir angehen. Die Absicherung der Spezialförderzentren "Sehen", "Hören" sowie "körperliche und motorische Entwicklung", ist für uns selbstverständlich. Auch den Herausforderungen, die mit der Regelbeschulung von Kindern mit sozial-emotionalem Förderbedarf bestehen, werden wir uns stellen. Um dem Mangel an Schulassistenzen zu begegnen, werden wir mit den Trägern Wege erdenken, um den Beruf attraktiver zu machen.

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands

Bremen hat die UN Konvention zur Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in seinem Bildungssystem am konsequentesten umgesetzt. Das ist eine große Leistung. In den nächsten Jahren werden wir uns um Konsolidierung und Qualitätsentwicklung kümmern. Dazu gehört die Ausstattung der Schulen mit sonderpädagogischen Kompetenzen. Wir erproben die Einführung systemischer Schulassistenzen. Die Individualisierung, die mit Vielfalt einhergeht, ist eine Herausforderung, die wir unterstützen wollen.

Grüne Bündnis 90/Die Grünen

Wir wollen, dass zeitnah der Entwicklungsplan Inklusion 2.0 mit neuen Impulsen verabschiedet wird. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass alle so aufgenommen werden, wie sie sind. Dafür müssen den Schulen die finanziellen und personellen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Hier haben wir mit Schulassistenzen einen ersten wichtigen Schritt gemacht. Außerdem wollen wir, dass die Berufsorientierung verbessert wird, sodass möglichst viele einen Ausbildungsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt finden.

Linke Die Linke

In der Inklusion fehlt Personal. Wir brauchen mehr Sonderpädagogen in den Schulen, deshalb wollen wir mehr Studienplätze für diesen Bereich an der Uni schaffen. Wir müssen auch mehr Assistenzkräfte ausbilden, die Kinder mit Förderbedarf in der Schule begleiten. Wichtig sind uns zusätzliche kleine Lerngruppen für Auszeiten im Schulalltag, Doppelbesetzungen an Grundschulen durch Erzieher und Erzieherinnen und ausreichend Angebote an den Regionale Beratungs- und Unterstützungszentren (ReBuZ).

FDP Freie Demokraten

Wie will Bremen mit der Inklusion weiter vorgehen und alle Schüler und Schülerinnen ausreichend fördern? Damit die Inklusion gut gelingen kann, braucht es ausreichend Personal in den Klassen. Gleichzeitig braucht es aber auch weiterhin ein alternatives Angebot, wenn eine Beschulung in einer Regelklasse einfach nicht möglich ist.

BiW Bürger in Wut

Wir BIW stehen der Inklusion grundsätzlich kritisch gegenüber. Wir vertreten die Auffassung, dass Förderschulen sehr viel besser geeignet sind, das Bildungspotential von behinderten Kindern und Jugendlichen zu entfalten, weil in diesen Einrichtungen die erforderlichen personellen und materiellen Kapazitäten an einem Ort gebündelt zur Verfügung stehen. Im Übrigen fehlt es in Bremen an Lehrern und Sonderpädagogen, um die betreuungsintensive Inklusion an Regelschulen fachgerecht umsetzen zu können.

Frage 3 von 9 "Warum gibt es in Bremen keine Noten ab der dritten Klasse?"

CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands

Dies ist vor allem eine politische Entscheidung. Wir wollen die Lernentwicklungsberichte ab der dritten Klasse wieder um Ziffernnoten ergänzen. Das schafft für Schüler und Eltern zusätzliche Klarheit.

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands

An allen Grundschulen im Land Bremen werden Lernentwicklungsberichte erteilt, die den Lernstand des Kindes zeigen. Das Rückmeldesystem aus Kompetenzraster und Gesprächen mit der Lehrkraft ermöglicht aus Sicht der SPD viel besser eine individuelle Bewertung, einen differenzierteren Blick und eine Förderung als Ziffernnoten, die oft nur scheinbar vergleichbar einen Leistungsstand wiedergeben. Grundschulen können, so es die Lehrkräfte und Eltern wollen, ab der 3. Klasse Ziffernoten einführen.

Grüne Bündnis 90/Die Grünen

Die frühe Vergabe von Schulnoten erzeugt unverhältnismäßigen Leistungsdruck auf Schulkinder und kann dazu führen, dass diese als "Bildungsverlierer" abgestempelt werden. Außerdem lösen Noten nicht Herausforderungen wie Zuwanderung, Sprachdefizite, soziale Desintegration, Armut, Zukunftssorgen. Darüber hinaus spiegeln Noten ab Klasse drei nicht wider, was ein Kind tatsächlich geleistet hat. Es bedarf hingegen einer differenzierten Rückmeldung an die Kinder und ihre Eltern.

Linke Die Linke

Schulnoten sind höchst subjektiv und ungerecht. Sie täuschen eine Vergleichbarkeit vor, die es gar nicht gibt. In einer Klasse werden viele verschiedene Lernstände parallel unterrichtet – die lassen sich nicht nach einem gemeinsamen Maßstab bewerten. Und: Wiederholt schlechte Noten motivieren die Kinder nicht, sondern führen nachweislich zum Rückzug aus Lernprozessen. Die Linke setzt sich für persönliche differenzierte Feedbacks an Schulen ein, die bis zur achten Klasse ohne Noten auskommen.

FDP Freie Demokraten

Ziffernoten ab der dritten Klasse wurden in der Vergangenheit in Bremen abgeschafft. Wir Freie Demokraten halten diese Entscheidung für falsch und wollen deswegen wieder Ziffernoten ab der dritten Klasse einführen. Eine Ziffernote macht gerade für Kinder und Eltern transparent und fair deutlich: Wo bist du schon gut und wo ist noch Aufholbedarf? Das auch für alle wichtig, deren Muttersprache nicht deutsch ist.

BiW Bürger in Wut

Der weitgehende Verzicht auf Notengebung, die in der vierjährigen Grundschule erst in der letzten Klasse erfolgt, ist Ausfluss der in Bremen unter SPD-Ägide betriebenen linken Bildungspolitik, die auf Gleichmacherei zielt. Wir BIW wollen Schüler spätestens ab der dritten Klasse benoten, um sowohl die betroffenen Kinder als auch ihre Eltern aussagekräftig und transparent über den jeweiligen Leistungsstand in den einzelnen Fächern als Orientierungshilfe und Motivationsanreiz zu informieren.

Frage 4 von 9 "Was nutzen zig neue Kitas, die nicht betrieben werden können, weil das Personal fehlt?"

CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands

Zur Beseitigung des Kita-Platzmangels stellt das Fehlen von pädagogischem Fachpersonal die maßgebliche Hürde dar. Wir wollen das Berufsfeld attraktiver gestalten, um mehr Menschen für diese Tätigkeit zu gewinnen. Dafür werden wir den Zugang zum pädagogischen Berufsfeld innerhalb der Kindertagesbetreuung vereinfachen und von Anfang an entlohnen. Zudem werden wir die Anerkennung von ausländischen Pädagogikabschlüssen erleichtern, sodass diese mit deutschen Abschlüssen gleichgesetzt werden können.

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands

Wir haben bereits viele Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung umgesetzt, wie etwa die Vergütung der Ausbildung. Um weitere Anreize zu schaffen, machen wir während der Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz Bezahlung möglich und ermöglichen Weiterbildungen bei vollem Lohnausgleich. Wir wollen die Zahl der Plätze in der Praxisintegrierten Ausbildung bis 2024 verdreifachen. Unser Ziel ist es, die bisherigen Ausbildungsgänge in Form einer dualen Ausbildung und eines dualen Studiums anzubieten.

Grüne Bündnis 90/Die Grünen

Das eine tun und das andere nicht lassen: Eines der zentralen Ziele für die kommende Legislatur ist aus unserer Sicht die Personalgewinnung in den Kitas und den Schulen, denn wir haben einen großen Bedarf. Natürlich müssen genügend Kita-Gebäude zur Verfügung stehen, damit wir auch wirklich alle Kinder aufnehmen können, die angemeldet werden. Gleichzeitig muss aber auch alles getan werden, dass wir zeitnah wieder genügend Personal in den Bremischen Kitas haben. Beides ist wichtig.

Linke Die Linke

So eine Situation ist ärgerlich und künftig muss es darum gehen, Personalgewinnung sowie Bau besser aufeinander abzustimmen. Dennoch ist es wichtig, bei beidem voranzukommen, schließlich fehlt in Bremen beides: genügend Räume und das Fachpersonal, um Kitas zu betreiben. Bei beidem hat sich die Linke diese Legislatur reingehängt. So werden mehr Ausbildungsplätze für Erzieher und Erzieherinnen geschaffen und Baugenehmigungen für Kitas erteilt. Klar ist: Wir brauchen bei beidem noch mehr Tempo.

FDP Freie Demokraten

Der Personalmangel in der Kinderbetreuung ist ein großes Problem. Dem Mangel wollen wir begegnen, in dem wir die Ausbildungsbemühungen intensivieren und die Bedingungen verbessern. Dazu wollen wir eine echte duale Ausbildung für angehende Erzieherinnen und Erzieher.

BiW Bürger in Wut

Der Fachkräftemangel ist das entscheidende Hindernis für den Kita-Ausbau und die Anhebung des Personalschlüssels. Bis 2030 sollen in Bremen 2.000 Erzieher fehlen. Neben zusätzlichen Ausbildungsangeboten und attraktiveren Einkommens- und Arbeitsbedingungen für Kita-Fachkräfte wollen wir zu deren Unterstützung mehr berufsfremde Seiteneinsteiger im Rahmen multiprofessioneller Teams einsetzen. In diese Teams können auch Eltern und ältere Menschen mit eigener Erziehungserfahrung integriert werden.

Frage 5 von 9 "Wollen Sie Lehrer künftig von Verwaltungsarbeiten entlasten? Und wenn ja, wie?"

CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands

Damit sich Lehrkräfte voll auf ihre mitunter überaus fordernde pädagogische Tätigkeit konzentrieren können, werden wir zusätzliche Stellen für Schulverwaltungskräfte schaffen. Zudem werden wir an besonders großen Schuleinheiten (allgemein- wie beufsbildend) die Etablierung von Verwaltungsleitungen zur Entlastung der Schulleitungen modellhaft prüfen.

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands

Neben den Maßnahmen zur Gewinnung von Lehrkräften ist es wichtig, zu schauen, welche Tätigkeiten von Lehrkräften ausgeführt werden. Wo immer es geht wollen wir Lehrkräfte von Verwaltungstätigkeiten entlasten oder diese effizienter und einfacher machen. Um das umzusetzen, prüfen wir derzeit die Tätigkeiten der Verwaltungskräfte und deren Eingruppierung und die den Schulen zur Verfügung stehenden Stunden. Weiterhin verbessern wir die Rahmenbedingungen, wie durch die Einführung von Girokonten.

Grüne Bündnis 90/Die Grünen

Wichtig ist, dass die Lehrer und Lehrerinnen von all den Aufgaben entlastet werden, die nicht ihre originäre Aufgaben sind. Aus unserer Sicht sollten dies die Schulkollegien mit dem Personalrat und der senatorischen Behörde vereinbaren. So ist aus unserer Sicht klar, dass mit der Digitalisierung an den Schulen auch die Einrichtung, Pflege und Reparatur der entsprechenden Technik nötig ist. Jede Schule braucht ein entsprechendes Stundenkontingent für die Administration der Technik.

Linke Die Linke

Lehrkräfte müssen unbedingt von Aufgaben entlastet werden, die keinen direkten pädagogischen Bezug haben. Deshalb möchten wir zusätzliches Verwaltungspersonal einstellen, das Schulleitungen und Lehrkräfte bei organisatorischen Aufgaben entlastet. Es kann auch nicht sein, dass Lehrkräfte für die Wartung von I-Pads verantwortlich sind – das sollten andere Personen übernehmen, zum Beispiel studentische Hilfskräfte mit IT-Expertise.

FDP Freie Demokraten

Wir Freien Demokraten wollen Lehrerinnen und Lehrer künftig von Verwaltungsarbeiten entlasten, in dem wir die Digitalisierungsbemühungen verstärken, Schulleitungen durch Assistenzen entlasten sowie Aufgaben wie die IT-Betreuung an geschulte Fachleute abgeben.

BiW Bürger in Wut

Ja, Lehrer müssen weitestgehend von administrativen Tätigkeiten entlastet werden, damit sie mehr Zeit haben, sich ihrer pädagogischen Arbeit zu widmen, für die sie als Fachkräfte qualifiziert sind. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Bürokratie im Bildungsbereich durch das Land insgesamt reduziert und die Digitalisierung vorangetrieben werden. Außerdem wollen wir mehr Verwaltungskräfte an Schulen einstellen, um dem Lehrpersonal solche Aufgaben so weit als möglich abzunehmen.

Frage 6 von 9 "Gibt es Pläne in Bremen, damit Nachhilfe kostenlos wird, für Kinder, die sie benötigen?"

CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands

Unser Ziel ist es, dass jedes Kind innerhalb unserer Schulen die individuelle Förderung erfährt, die es benötigt, denn auch das ist Inklusion. Besonders die Ganztagsbeschulung, nach unserer Auffassung nach Möglichkeit in gebundener Form, mit rhythmisierten Angeboten über den Tag verteilt, bietet den nötigen Raum für entsprechend passgenaue Hilfs- und Förderangebote. Wir werden daher alle Grundschulen in den Ganztag überführen und auch an den weiterführenden Schulen zusätzliche Angebote schaffen.

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands

Grundsätzlich setzen wir auf Förderung und auf Fachleistungsdifferenzierung – also entsprechend der individuellen Leistungsfähigkeit auf grundlegendem oder erweitertem Anforderungsniveau – in den Hauptfächern Mathematik und Englisch ab Klasse 7 und später auch in Deutsch, Chemie und Physik.

Im Rahmen unseres Aufholprogrammes "Schüler*innen stärken!" gibt es ein Unterstützungsangebot von Chancenwerk e. V. Kinder mit Bremenpass können über das BuT-Programm Nachhilfe finanziert bekommen.

Grüne Bündnis 90/Die Grünen

Aus Sicht der Grünen sollten die Schulen so gut sein, dass Kinder keine privat zu finanzierende Nachhilfe mehr benötigen. Der Unterricht sollte so individualisiert sein, dass für einzelne Schüler und Schülerinnen genügend Zeit bleibt, sie zu unterstützen. Dies noch einmal mehr vor dem Hintergrund, dass immer mehr Kinder und Jugendliche zu Ganztagsschulen gehen. Die Förderung sollte in der Schule stattfinden, nicht über eine zusätzlich zu finanzierende private Nachhilfe.

Linke Die Linke

Die Schulen sind für uns der Ort, an dem die Förderung der Kinder auch über den regulären Unterricht hinaus stattfinden muss. Wir Linke wollen die Schulen deshalb mit ausreichend zusätzlichen Förderstunden ausstatten. Außerdem wollen wir alle Grundschulen zu Ganztagsschulen ausbauen, damit es mehr Zeit für zusätzliche Unterstützung gibt. Kinder mit Bremen-Pass können übrigens auch jetzt bereits kostenlos Nachhilfe erhalten.

FDP Freie Demokraten

Bürgergeldempfängerinnen und -empfänger bekommen diese Leistung über das Paket "Bildung und Teilhabe" kostenlos. Entscheidend ist aber, dass so wenig Kinder wie möglich auf externe Nachhilfe angewiesen sind. Das muss im Mittelpunkt einer guten Bildungspolitik stehen.

BiW Bürger in Wut

Über derartige Pläne ist uns nichts bekannt. Allerdings haben schon heute Eltern, die Bürgergeld oder Kinderzuschlag erhalten, zusätzlich Anspruch auf Leistungen für Bildung und Teilhabe wie etwa Lernförderung durch Nachhilfe. Darüber hinaus wollen wir ein ehrenamtliches Netz von Mentoren in Bremen aufbauen. Die Mentoren sollen Kinder mit Förderbedarf bei den Hausaufgaben, der Nachbearbeitung des Unterrichtsstoffes und ggf. der Verbesserung ihrer deutschen Sprachkompetenz unterstützen.

Frage 7 von 9 "Wollen Sie das Sitzenbleiben in Bremen wieder einführen?"

CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands

Ja, wir wollen, dass alle Schülerinnen und Schüler, die das Klassenziel nicht erreicht haben, nach genauer Analyse der Lernrückstände und den sich daraus ergebenden verbindlichen flankierenden Förder- und Unterstützungsmaßnahmen eine Klasse wiederholen können und sollten. Nur so können wir erreichen, dass alle Schülerinnen und Schüler die Basis für ein selbstbestimmtes, partizipatives und erfolgreiches Leben erhalten.

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands

Nein. Eine Vielzahl von Studien hat gezeigt, dass das Sitzenbleiben teuer und ineffektiv ist. Schüler und Schülerinnen lernen im neuen Lernumfeld keineswegs wieder mehr, werden dafür aber aus ihrem vertrauten Kontext herausgerissen, was wiederum soziale und psychische Effekte nach sich zieht. Im Land Bremen ist das Wiederholen für viele Kinder seit daher freiwillig, ebenso wie inzwischen auch in Hamburg, Berlin, Brandenburg und einigen anderen Bundesländern.

Grüne Bündnis 90/Die Grünen

Nein, das wollen wir nicht. Wir finden es richtig, wenn eine Klassenwiederholung auf Wunsch der Kinder und ihrer Eltern mit der Schule vereinbart wird. Sitzenbleiben führt aber in der Regel nicht dazu, dass Schüler besser werden. Die scheinbar gewonnene Zeit ist relativ schnell kompensiert. Das zeigen wissenschaftliche Untersuchungen. Wichtiger sind hier eher didaktisch-methodische Mittel, um auch einmal Krisenphasen zu überstehen, wie zum Beispiel den jahrgangsübergreifenden Unterricht.

Linke Die Linke

Nein. Es ist erwiesen, dass Sitzenbleiben Schüler und Schülerinnen nicht dauerhaft motiviert oder ihre Lernleistungen verbessert. Eine zeitgemäße Pädagogik kommt zudem sehr gut ohne dieses veraltete Instrument aus. Eine Wiedereinführung des Sitzenbleibens steht für uns daher überhaupt nicht zur Debatte.

FDP Freie Demokraten

Wir Freie Demokraten wollen das Sitzenbleiben in Bremen wieder einführen. Es kann nicht sein, dass zehn Prozent aller Schüler die Schule ohne Abschluss verlassen. Das passiert nur, wenn vorherigen Lerndefizite keine entsprechenden Konsequenzen hatten. Es muss unbedingt verhindert werden, dass sich Lerndefizite über Jahre weitertragen.

BiW Bürger in Wut

Ja. Die Versetzung leistungsschwacher Schüler in die nächsthöhere Klasse überfordert die Betroffenen, was sich negativ auf deren Bildungsentwicklung und das Selbstwertgefühl auswirkt. Das Sitzenblieben eröffnet dem Einzelnen die Chance zur Konsolidierung, um Wissenslücken zu schließen und die eigene Schullaufbahn in neuer Lernumgebung zu stabilisieren. Der Verzicht auf Klassenwiederholungen untergräbt Motivation und Leistungsbereitschaft aller Schüler, was die Bildungsqualität insgesamt senkt.

Frage 8 von 9 "Werden Privatschulen zukünftig stärker finanziell unterstützt?"

CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands

Ja, wir werden die überaus nachteilige Bezuschussung auf Grundlage der willkürlich erdachten Schülerkostensätze durch das Land Bremen durch einen fairen und wertschätzenden Finanzierungsmechanismus ersetzen, der auch Sachkosten und Investitionsbedarfe der Schulen in freier Trägerschaft abbildet. Wir sprechen uns ausdrücklich gegen jede öffentliche Brandmarkung und Herabwürdigung von Schulen in freier Trägerschaft als "Parallelwelten" aus, und halten ein solches Vorgehen für unangemessen.

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands

Da vor allem das öffentliche Schulsystem sozial benachteiligte Schüler und Schülerinnen auffängt und versuchen muss, die schwierigen Ausgangsbedingungen so gut wie möglich auszugleichen, muss das öffentliche Schulsystem besonders gut ausgestattet sein. Wir wollen deshalb das gesamte Bildungssystem besser ausstatten, davon würden auch die Privatschulen profitieren. Die SPD steht dafür, "Ungleiches auch ungleich" zu behandeln.

Grüne Bündnis 90/Die Grünen

Privatschulen sind eine gute Ergänzung zu den staatlichen Schulen, weil sie eigene Schwerpunkte setzen. Wir finden es grundsätzlich richtig, dass Privatschulen einen Teil ihrer Kosten selbst erbringen müssen. Wichtig ist uns, dass Privatschulen für alle Schüler und Schülerinnen offen sind. Umso mehr sie dies umsetzen, umso größer sollte die finanzielle Unterstützung dieser Schule sein. Bei besonderen Herausforderungen sollten Privatschulen gleich wie öffentliche Schulen finanziert werden.

Linke Die Linke

Nein. Privatschulen werden auch im Land Bremen bereits angemessen ausgestattet. Außerdem genießen sie erhebliche Privilegien und große Freiheiten. Diese Unabhängigkeit vom Staat bedeutet aber auch, dass sie sich selbstverantwortlich um einen Teil der eigenen Finanzierung kümmern zu müssen.

FDP Freie Demokraten

Wir möchten als FDP freie Schulen zukünftig stärker unterstützen, weil sie in Bremen besonders schlecht gefördert werden. Sie sind ein wichtiger Baustein der Bremer Bildungslandschaft und zeigen nicht selten, wie gute Bildung besser gelingen kann.

BiW Bürger in Wut

Schulen in freier Trägerschaft haben Verfassungsrang und müssen von der öffentlichen Hand in angemessenem Umfang finanziell ausgestattet werden. Im Land Bremen ist der staatliche Zuschuss, den Privatschulen für jeden Schüler erhalten, der niedrigste in Deutschland. Nach Angaben des Bremer Zentralelternbeirats bekommen freie Schulen nur 40-50 Prozent ihrer Kosten ersetzt. Wir fordern deshalb, dass die Bezuschussung der 16 Privatschulen im Land zeitnah auf den Bundesdurchschnitt angehoben wird.

Frage 9 von 9 "Warum wird es interessierten Quereinsteigern in Bremen so schwergemacht?"

CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands

Angesichts eines Mangels an Lehrkräften ist es für Bremen unerlässlich, Seiten- und Quereinstiegsmaßnahmen anzubieten. Trotz der fordernden Personalsituation gilt es die Ansprüche an pädagogische Fähigkeiten der Quereinsteigenden sowie die hieraus resultierende Unterrichtsqualität nicht außer Acht zu lassen. Im Hinblick auf potenziell geeignete Bewerber aus dem MINT-Bereich, die über einen akademischen Abschluss jenseits des Masters verfügen, werden wir die Zugangsvoraussetzungen überprüfen.

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands

Diese Frage haben wir uns im letzten Jahr intensiv gestellt und beantwortet. Die Senatorin für Kinder und Bildung baut die Einstiegsmöglichkeiten zur Lehrkraft gerade massiv aus – so läuft die Initiative "Back to School", in der Masterabsolventen einfach durch eine Qualifizierung parallel zu ihrer Unterrichtstätigkeit an einer Schule Lehrkraft in Bremen werden können. Neben den Quer- und Seiteneinstiegsmöglichkeiten setzen wir uns für eine einfachere Anerkennung ausländischer Abschlüsse ein.

Grüne Bündnis 90/Die Grünen

Wir setzen uns dafür ein, dass es interessierten Quereinsteigern gerade nicht schwer gemacht wird. Wir haben einen hohen Personalmangel an den Schulen, gleichzeitig bringen Quereinsteiger häufig ein spezielles Wissen mit, von dem eine ganze Schule profitieren kann. Mit dem Personalversorgungskonzept schaffen wir die Möglichkeit, dass Quereinsteiger in Schulen arbeiten können und dort weiter qualifiziert werden.

Linke Die Linke

Die rot-grün-rote Koalition hat den Quereinstieg zum Lehramt in den letzten Monaten erheblich vereinfacht. Ein leichterer Einstieg für Menschen mit einem Abschluss aus dem Ausland oder mit nur einem passenden Studienfach ist jetzt an den Schulen möglich. Gleichzeitig müssen wir aber aufpassen, dass die notwendigen pädagogischen Qualifikationen diesen Menschen berufsbegleitend vermittelt werden. Denn vermehrter Quereinstieg darf nicht zum Absinken der Unterrichtsqualität führen.

FDP Freie Demokraten

Wir Freien Demokraten wollen interessierten Quereinsteigern nicht länger Steine in den Weg legen. Aus unserer Sicht sind sie ein wichtiger Baustein für die Verbesserung der Unterrichtsversorgung in den Schulen. Natürlich müssen sie entsprechend pädagogisch qualifiziert werden. Sie bringen in die Schulen auch viele wertvolle Perspektiven aus der normalen Berufswelt, von der die Schüler nur profitieren können.

BiW Bürger in Wut

Der Anteil von Seiteneinsteigern in den Lehrberuf liegt in Bremen unter dem Bundesdurchschnitt und ist deutlich niedriger als in den ostdeutschen Bundesländern. Hintergrund sind die teilweise überzogenen Anforderungen, die bei uns an potenzielle Bewerber aus anderen Berufen gestellt werden, sowie die lange Dauer der Qualifizierungsprogramme. Diese Hürden wollen wir senken, um mehr berufserfahrene Seiteneinsteiger zu gewinnen und so die prekäre Personalsituation an Bremens Schulen zu entspannen.

Autorinnen

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 24. April 2023, 18:00 Uhr