Hintergrund
Wie viel Kraft hat Fridays for Future noch in Bremen?
Weltweit wird heute wieder für eine bessere Klimapolitik gestreikt. Auch in Bremen gehen Menschen auf die Straße. Allerdings wird dieser Streik kleiner ausfallen als noch vor fünf Jahren.
Beim ersten globalen Klimastreik im September 2019 waren in Bremen noch rund 40.000 Demonstranten mit Fridays for Future auf die Straße gegangen. Heute, fünf Jahre später, sind zur Demo in Bremen nur noch 1.000 Teilnehmer angemeldet. Die Ziele sind gleich geblieben, allerdings hat die Zahl der Demonstranten deutlich abgenommen. Ist man in Bremen und bei Fridays for Future vielleicht streikmüde geworden?
Rechtsruck in Deutschland ist für Klimagruppe ein Problem
Das schwindende Interesse am Klimastreik ist kein bremisches Phänomen. Auch in Stuttgart, Hamburg oder in Berlin sinken die Teilnehmerzahlen. Trotzdem hat sich der Bremer Filippo Lamy vor vier Monaten dazu entschlossen, Fridays for Future beizutreten – mit der Hoffnung, die Welt positiv zu verändern. Denn die aktuelle politische Lage, gerade nach den Wahlen in Sachsen und Thüringen, ist für die Klimabewegung alles andere als vorteilhaft.
Der Rechtsruck und die Diskursverschiebung machen uns riesige Sorgen und zeigen uns auch, dass es härter geworden ist, sich für sozial gerechte Klimapolitik einzusetzen.
Filippo Lamy, Fridays for Future Bremen
Das mache auch die Arbeit der Fridays-for-Future-Bewegung schwerer als noch in 2019, sagt die Sprecherin von Fridays for Future Deutschland, Jördis Thümler. Denn in der Gesellschaft und in der Politik werde über andere Themen wie zum Beispiel Migration diskutiert. Trotzdem registriert das Organisationsteam des Bremer Ablegers, dass immer mehr junge Menschen Teil von Fridays for Future sein wollen.
Aktuell sind es 15 Mitglieder. Die geringe Anzahl ist aber auch auf die Neugründung der Bewegung zurückzuführen. Denn für sie ist dieser globale Klimastreik erst der zweite. Im vergangenen Jahr hatte sich die ehemalige Bremer Ortsgruppe mit harscher Kritik am Dachverband aufgelöst.
Nach dem Hype kommt "Phase der Normalisierung"
Der Bremer Politikexperte Andreas Klee glaubt, dass sich die Bewegung generell neu strukturieren muss, um zukunftsfähig zu bleiben. "Fridays for Future war innerhalb kürzester Zeit extrem erfolgreich, hat große Demonstrationen weltweit organisieren können. Und jetzt kommt eine Phase der Normalisierung, wo man andere Strukturen aufbauen müsste, wo man vielleicht auch andere Ideen entwickeln müsste."
Somit bleibt abzuwarten, wohin sich die Klimastreiks und die Fridays-for-Future-Bewegung in Zukunft entwickelt. Sie wollen weiter auf die Straße gehen und für eine bessere Klimapolitik kämpfen. Egal ob mit 40.000 Menschen im Rücken oder nur mit 1.000. Denn die Erfolge, die sie in Bremen erreicht haben, seien für sie Ansporn genug, sagt Sprecherin Jördis Thümler. Die Bewegung richtet an den Bremer Senat die Kritik, dass es noch zu lange dauere, bis Maßnahmen für den Klimaschutz umgesetzt werden – deswegen werden sie auch weiterhin auf die Straße gehen.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 20. September 2024, 6:20 Uhr