MeinungsmelderStanddatum: 18. April 2023.Autorinnen und Autoren:
Alexander Schnackenburg
Sicherheit in Bremen: Viele Meinungsmelder meiden den Hauptbahnhof
Bild: dpa | Karsten Klama
Ist Bremen ein unsicheres Pflaster? Ja, glauben die meisten Befragten. Einige Orte und Viertel meiden sie möglichst. Die Verantwortung sehen sie beim Senat.
Mehr als jeder zweite Radio Bremen Meinungsmelder (56 Prozent) fühlt sich im Land Bremen nicht sicher. Das ist das zentrale Ergebnis unserer Befragung zum Thema "Innere Sicherheit" im Vorfeld der Wahl zur Bremischen Bürgerschaft. 3.643 Meinungsmelder haben sich daran beteiligt – 2.993 kamen aus Bremen, 168 aus Bremerhaven und 320 aus dem Umland.
Besonders unwohl fühlen sich viele Meinungsmelder abends, allein oder auch in unmittelbarer Nähe von Drogensüchtigen und Drogendealern. 75 Prozent der Befragten meiden einige Orte in Bremen sogar aufgrund von Sicherheitsbedenken. Den schlechtesten Ruf in diesem Zusammenhang hat bei den Meinungsmeldern der Bremer Hauptbahnhof, noch vor anderen Bahnhöfen, Gröpelingen, dem "Viertel" sowie der Bremer Innenstadt.
Am Hauptbahnhof muss man immer mit Überfällen, Diebstählen oder Ähnlichem rechnen.
60-jähriger Meinungsmelder aus Delmenhorst
Was halten Sie von einem Alkohol- und Drogenverbot am Hauptbahnhof?
Viele Befragte geben auch an, dass sie sich in Bremens Bussen und Straßenbahnen sowie in den Nahverkehrszügen wie der Regio-S-Bahn nicht sicher fühlen. Oder auch dann nicht, wenn sie im Dunkeln von der Haltestelle nach Hause laufen müssen, zumal als Frau.
Besonders am Bahnhof oder im Viertel fühle ich mich als Frau oft unsicher. Vor allem abends und nachts.
29-jährige Meinungsmelderin aus Bremens Östlicher Vorstadt
Die Hauptverantwortung für die Sicherheit im Land Bremen liegt den Befragten zufolge vor allem bei der Politik (87 Prozent), der Polizei (66 Prozent) und der Justiz (58 Prozent). Eine 70-jährige Meinungsmelderin aus der Vahr teilt denn auch mit, entscheidend sei, dass "alle ihren Teil dazu beitragen."
Wer ist für die Sicherheit im öffentlichen Raum verantwortlich?
Für mehr Sicherheit im öffentlichen Raum kann aus Sicht der Befragten vor allem Beleuchtung (77 Prozent) sorgen oder auch Polizeipräsenz (72 Prozent) und die Anwesenheit anderer Menschen (63 Prozent).
Wodurch fühlen Sie sich sicher?
Zwar fordern viele Meinungsmelderinnen und Meinungsmelder von der Politik, dass sie mehr für die Sicherheit im Land Bremen tut. Ihr Vertrauen darauf, dass Bremens Landesregierung tatsächlich entsprechende Maßnahmen umsetzen wird, ist allerdings gering. Zwei Drittel der Befragten geben an, kein oder zumindest nur wenig Vertrauen diesbezüglich in die Politik zu haben. Die Gründe für die Skepsis sind grundverschieden. So glaubt ein 64-jähriger Meinungsmelder aus Blumenthal: "Die finanziellen Möglichkeiten der Regierung reichen nicht aus, um die Sicherheit entscheidend zu verbessern."
Eine 72-jährige Meinungsmelderin aus dem Viertel hingegen sagt: "Herr Mäurer bemüht sich zwar, den Bahnhofsbereich sicherer zu machen, doch insgesamt habe ich den Eindruck, dass die jetzige Bremer Regierung andere Schwerpunkte hat."
Als größte Herausforderung für die Polizei mit Hinblick auf die Sicherheit im Land Bremen sehen die meisten Meinungsmelder den Mangel an Personal. Doch auch einzelne Standorte, die Kooperation mit anderen Behörden, die Ausbildung und die Digitalisierung werten viele Befragte als große Herausforderung für die Polizei.
Was sind die größten Herausforderungen für die Polizei?
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Große Sorgen unter Sicherheitsaspekten bereitet den Radio Bremen Meinungsmeldern auch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine mit all seinen Folgen: für die gesamte Welt (68 Prozent), für Europa (76 Prozent), für Deutschland (72 Prozent) und auch für den Einzelnen persönlich (57 Prozent).
Wie sehr sorgen Sie sich wegen des Ukraine-Kriegs für... ?
Mit Blick auf die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine tut die Politik im Land Bremen laut 40 Prozent der Befragten "genug". 12 Prozent finden dagegen, dass die Politik "zu wenig" tut. Und 19 Prozent sagen, dass die Politik "zu viel" unternimmt.
Tut die Bremer Politik genug zur Aufnahme Geflüchteter aus der Ukraine?
Gefragt danach, wie weit die Integration von Geflüchteten in verschiedenen Bereichen des Lebens bei uns vorangeschritten ist, äußern sich die Befragten zurückhaltend, sprechen von einer deutlich ausbaufähigen Integration. Eine 71-jährige Meinungsmelderin aus Stuhr fasst beispielhaft zusammen: "Da muss noch viel getan werden, auch politisch."
Analog dazu sagt eine 32-jährige Meinungsmelderin aus dem Bremer Westen: "Es müsste noch mehr angeboten werden, mehr Anerkennung der eigenen Qualifikationen."
Außer Ausreden und Beweihräucherung gibt es zu wenig Willenskraft und Signale in der Politik. Die Integration findet durch die Bevölkerung und Ehrenamtliche statt.
69-jähriger Meinungsmelder aus Bremen-Nord
Am weitesten fortgeschritten ist die Integration aus Sicht der Befragten bei der Unterbringung und Wohnsituation – jedenfalls weiter fortgeschritten als etwa bei der Ausbildung oder auf dem Arbeitsmarkt. Der Weg zu einer befriedigenden Situation ist aber auch bei der Unterbringung von Geflüchteten noch weit, finden die meisten Befragten. So sagt ein 63-jähriger Meinungsmelder aus Bremen-Nord: "Menschen, die Flüchtlingen Unterkunft bieten, werden nicht unterstützt. Gleichzeitig bekommen Immobilienbesitzer die Möglichkeit, sich eine goldene Nase zu verdienen, und niemand kontrolliert das."
Wie gut sind Geflüchtete bei uns integriert?
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Auf die Frage, wo in Bremen Flüchtlinge untergebracht werden sollten, nennen die meisten Befragten Stadtteile, am häufigsten Oberneuland, gefolgt von Schwachhausen. Im Übrigen empfehlen viele Meinungsmelderinnen und Meinungsmelder, Geflüchtete dort unterzubringen, wo Leerstand herrscht.
Wo sollten Geflüchtete untergebracht werden?
CDU-Wahlkampf am Bremer Hauptbahnhof: "Kaum erträgliche Situation"