Kriminalität in Bremen: 3 Beispiele, wie die Polizei Menschen schützt
Viele Bremer haben Angst vor Verbrechen. Die Sicherheit ist daher ein großes Wahlkampfthema. Dabei tut die Polizei viel, um die Menschen zu schützen. Ein paar Beispiele.
Mal geht es um Drogen, dann wieder um Raub, oft auch um Körperverletzung oder sogar um Tötungsdelikte: Fast täglich berichten die Medien über Kriminalität im Land Bremen. Gleichzeitig versprechen nahezu alle Parteien in ihren Wahlkämpfen zur Bremischen Bürgerschaftswahl am 14. Mai, dass sie für mehr Sicherheit auf Bremens und Bremerhavens Straßen sorgen wollen.
Dass die Kriminalitätsrate in Bremen seit Jahren sinkt, geht in der Debatte um Bremens Innere Sicherheit häufig unter. Ebenso der Umstand, dass die Polizei in Bremen und Bremerhaven bereits allerhand unternimmt, um die Menschen im Zwei-Städte-Staat zu schützen – zum Beispiel dies:
1 Kontrollorte
Die Polizei und das Innenressort weisen Stadtgebiete, in denen besonders viele Straftaten begangen werden, als "Kontrollorte" aus. An diesen Orten darf die Polizei, sofern sie dafür triftige Gründe hat, Personen auch dann überprüfen und durchsuchen, wenn von ihnen keine unmittelbare Gefahr auszugehen scheint. Momentan gibt es in Bremen drei Kontrollorte: den Hauptbahnhof und Teile der Bahnhofsvorstadt, das Ostertor- und Steintorviertel sowie Gröpelingen-Mitte. In Bremerhaven gibt es derzeit keinen Kontrollort.
Hauptbahnhof und Bahnhofsvorstadt
Das Umfeld des Bremer Hauptbahnhofs gilt der Polizei gleich aus mehreren Gründen als Brennpunkt, erklärt Polizei-Sprecher Nils Matthiesen. Er verweist auf den Drogenhandel, der dort betrieben wird, und die damit einhergehenden Gewaltdelikte, darunter Verteilungskämpfe unter Drogenhändlern oder auch gewalttätige Auseinandersetzungen unter den Konsumenten.
Auch in der an den Bahnhof angrenzenden Diskomeile stellen die Beamten seit Abflauen der Corona-Pandemie wieder viele Körperverletzungen fest – eine der Schattenseiten des wieder erwachten Diskobetriebs. Die Polizei begegne dieser Entwicklung mit vielen Kontrollmaßnahmen, erklärt Matthiesen: "Es wird mehr Präsenz gezeigt, es finden gemeinsame Fußstreifen mit dem Ordnungsdienst und der Bundespolizei statt."
Darüber hinaus setze die Polizei am Bahnhof und an der Diskomeile auch Zivilpolizisten ein, also solche, die keine Uniform tragen. Schließlich ergriffen die Beamten vor Ort immer wieder so genannte Schwerpunktmaßnahmen, darunter Personenkontrollen zur Bekämpfung der Straßen- und Drogenkriminalität.
Ostertor- und Steintorviertel
Das Ostertor- und Steintorviertel ist laut Polizei der größte Drogenumschlagplatz im Land Bremen. Gleichzeitig zieht das "Viertel" wegen seiner vielen Geschäfte und Gaststätten viele Leute an. "Die Kombination von jungen Menschen und der enthemmenden Wirkung von Alkohol und Betäubungsmitteln macht das Viertel attraktiv für Straftäter, die hier Taschen- und sonstige Diebstähle begehen", erklärt Matthiesen. Die Polizei kontrolliere dort daher viele Personen. Hinzu kämen Gaststättenkontrollen zum Jugendschutz sowie Verkehrskontrollen. Ein Ziel dabei: betrunkene Fahrer oder solche, die unter Drogen stehen, buchstäblich aus dem Verkehr zu ziehen.
Gröpelingen-Mitte
Die Gröpelinger Heerstraße und der Grünzug West bilden laut Matthiesen seit mehreren Jahren "einen fortwährenden, stadtbremischen Kriminalitätsbrennpunkt, dem die Polizei Bremen durch beständige uniformierte und zivile Maßnahmen schwerpunktmäßig begegnet." Meist gehe es dabei um typische Straßenkriminalität. "Auffällig sind insbesondere Rohheitsdelikte wie Körperverletzungen, Raub, Eigentumsdelikte und Wohnungseinbruchdiebstahl sowie Delikte der Betäubungsmittelkriminalität", sagt Matthiesen.
Gesamtkriminalität im Land Bremen
2 Sicherheitspartnerschaften
Für Gröpelingen und für den Bremer Hauptbahnhof engagiert sich die Polizei unter Federführung der Innenbehörde in Sicherheitspartnerschaften. Die Idee dahinter: Netzwerkpartner wie die Innere Mission, der Präventionsrat, Baugesellschaften, das Quartiersmangement sowie Sozial-, Gesundheits- und Umweltbehörden analysieren gemeinsam die Konflikte vor Ort, um etwas dagegen zu tun. "Das sind unter anderem die Bereiche Müll, Verwahrlosung, Drogen, Spielplätze und bessere Beleuchtung", erklärt Matthiesen am Beispiel Gröpelingens und fügt hinzu: "Alle Partner zusammen versuchen, die Lebensqualität und die Sicherheit im Stadtteil zu verbessern."
Auch die Polizei Bremerhaven nutzt an Brennpunkten Netzwerke aus Quartiersmanagern, Stadtteilkonferenzen, religiösen Gemeinschaften, Vereinen und anderen größeren Akteuren für vorbeugende Maßnahem wie zur Verfolgung von Straftätern, sagt Polizeisprecherin Nadine Laue: "Aktuell begleiten wir zum Beispiel die Arbeitsgruppe "Penny", die das Ziel einer Verbesserung der Situation in der Hafenstraße verfolgt."
3 Kontaktpolizisten und Gewaltprävention
Insbesondere die Ortspolizei Bremerhaven hat zuletzt den Eindruck gewonnen, dass die Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung zugenommen hat. Wie Laue mitteilt, legt die Ortspolizei bei der Aus- und Fortbildung daher ein besonderes Augenmerk auf die Deeskalation von Gewaltsituationen sowie auf die Beratung Betroffener. Eine besonders wichtige Rolle fällt Laue zufolge hierbei den Kontaktpolizisten (Kops) zu. Seit 1999 gibt es im Land Bremen Kops, derzeit 14 in Bremerhaven und über 80 in Bremen. "Die Bremer Polizei hat die Kops quasi erfunden", sagt Nils Matthiesen dazu.
Die Kops sind die Augen und die Ohren in den Ortsteilen.
Polizei-Sprecher Nils Matthiesen
Sie besuchen regelmäßig die Schulen, Kindergärten und Seniorenheimen ihrer Einzugsgebiete und stehen den Menschen vor Ort als Ansprechpartner zur Verfügung: sowohl, um Straftaten vorzubeugen, als auch, um sie zu verfolgen. Sämtliche Kops stehen namentlich und mit Telefonnummer und Email-Adresse auf den Websites der Polizei in Bremen und Bremerhaven, damit sich die Bürger beider Städte direkt mit ihren Sorgen an sie wenden können.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 18. April 2023, 19:30 Uhr