Rund 100 Menschen in Bremen verhindern Abschiebung aus Kirchenasyl
Die Polizei wollte einen 25 Jahre alten Somalier in der Nacht festnehmen. Dem Pastor des Gemeindezentrums Zion zufolge war es das erste Mal, dass die Polizei gegen Kirchenasyl vorging.
Bremer Behörden haben in der Nacht zu Dienstag versucht, einen 25-jährigen Somalier, dem das Gemeindezentrum Zion Kirchenasyl gewährt, festzunehmen und abzuschieben. Der Versuch scheiterte offenbar am Widerstand des Pastors und rund hundert Personen, die sich spontan mit dem Somalier solidarisierten.
Angeordnet hatte die Abschiebung das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Demnach soll der 25-Jährige nach Finnland überstellt werden, da er dort über Russland erstmals in die EU eingereist war. Die Behörde beruft sich dabei auf das Dublin-Verfahren, das die Zuständigkeiten bei Asylverfahren innerhalb der EU-Staaten regelt.
Somalier erlebte Gewalt in Finnland
Der Somalier wolle allerdings keinesfalls zurück nach Finnland, erklärt sein Anwalt buten un binnen. Er habe dort Gewalterfahrungen durch die Behörden machen müssen. Auch der Pastor Thomas Lieberum ist überzeugt, dass der 25-Jährige in Deutschland deutlich besser aufgehoben sei: "Er hat hier Freunde und Familie, fühlt sich sicher".
Das Bremer Migrationsamt hatte den nächtlichen Abschiebeversuch – unterstützt von der Polizei – organisiert. Pastor Lieberum sieht in dem Vorgehen einen Tabubruch. "In Bremen ist noch nie ein Kirchenasyl gebrochen worden, doch momentan sieht es so aus, als ob der Senat das tun will", sagt der Geistliche.
Solidarität mit Somalier im Gotteshaus
Der erste Anlauf heute Nacht scheiterte am friedlichen Widerstand von rund hundert Gemeindemitgliedern und Personen, die der Bremer Flüchtlingsrat eilig mobilisiert hatte. Sie blockierten den Zugang zur Zionskirche, in der sich der Somalier aufhält. Dutzende Menschen übernachteten in Schlafsäcken in dem Gotteshaus, um einen möglichen weiteren Abschiebeversuch zu verhindern. Die zuständigen Bremer Behörden waren noch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Nachrichten, 3. Dezember 2024, 10 Uhr