Experte rechnet damit, dass US-Zölle der Bremer Wirtschaft schaden
Wie wirken sich US-Zölle auf Import-Autos in Bremen aus, Herr Hickel?
Die Autoindustrie, ihre Zulieferer und die Logistikbranche sind wesentliche Player im Land Bremen. Für alle werden die US-Autozölle Folgen haben. Welche genau, ist noch nicht abzusehen.
US-Präsident Donald Trump hat neue Zölle angekündigt, die auf die Autoindustrie abzielen. Bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus hat er gesagt, dass diese am 2. April in Kraft treten werden.
Das würde Bremen hart treffen. Kein anderes Bundesland ist beim Export von Autos so stark auf den US-Markt angewiesen. Mercedes beschäftigt in der Hansestadt rund 11.000 Menschen. Das Bremer Werk war vor ein paar Jahren noch das weltweit größte des Autokonzerns. Das ist zwar nicht mehr so, doch Wirtschaftsexperten sprechen mit Blick auf Bremen vom sogenannten Mercedes-Effekt: Ein großer Teil der Wirtschaftsleistung hier geht auf die Auto-Industrie und deren Zulieferer zurück.
Land Bremen ist Export-Drehscheibe
Mit der BLG und dem Bremerhavener Hafen ist das Land Bremen auch eine immens wichtige Export-Drehscheibe: Von Bremerhaven aus werden deutschlandweit die meisten Autos verschifft. Was Trump plant, könnte also für Tausende Jobs in Bremen und Bremerhaven Auswirkungen haben.
Wegen dieser Rahmenbedingungen geht der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel davon aus, dass die US-Auto-Zölle massive Folgen für Bremen haben werden: "Man muss ganz klar sagen, wenn die 25 Prozent kommen, dann wird ein Auto im Preis von 40.000 Dollar auf 50.000 steigen. Das wird wohl zu einem deutlichen Absatz-Einbruch führen."
"Trump hat sich vom regelbasierten Handel verabschiedet"
Trumps "imperiale Strategie 'Make America great again'" stehe im Widerspruch zu den insgesamt viel zu schwachen Regeln der kooperativen Welthandelsordnung, sagt Hickel. Auf Grundlage des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) hätte sich Trump für eine Neugestaltung der Zölle einsetzen können. Stattdessen hat er die Zölle jetzt einseitig von 2,5 Prozent auf 25 Prozent angehoben. Damit verabschiedete sich Trump in den Augen von Hickel vom regelbasierten Handel.
Was das Ganze aber am Ende konkret für die Beschäftigten bei Mercedes, der BLG und den anderen Unternehmen bedeuten wird, kann Hickel noch nicht vorhersehen: "Das kann man jetzt nur ganz schwer analysieren, weil wir ja noch nicht wissen, wie drauf reagiert wird."
Zölle gelten auch auf Autoteile
Politik und Unternehmen in Europa und Deutschland werden nach Strategien suchen, um die Folgen der neuen Zölle abzufedern. So ist in der Vergangenheit in der Logistik die CKD-Strategie entstanden. CDK steht für "Completely Knocked Down". Dabei wird durch die Zerlegung der Autos versucht, Zölle zu umgehen. "Im Dekret von Trump heißt es, dass ab dem 3. April Zölle in Höhe von 25 Prozent auch auf zentrale Autoteile erhoben werden", sagt Hickel.
Allgemeine Berechnungen hätten gezeigt, dass die deutsche Wirtschaftsleistung innerhalb der nächsten zwei Jahre um 30 Milliarden Euro einbrechen könnte. Aber: Hickel ist auch davon überzeugt, dass Trumps Zollpolitik vor allem der US-amerikanischen Wirtschaft schade. Und so sei die spannende Frage, wie lange Trump diese Politik durchhält.
Wirtschaftssenatorin und BLG sind besorgt
Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Die Linke) warnt: "Die Idee von Trump ist ja durch die Zölle die Unternehmen zu zwingen, in die USA zu verlagern. Und das würde natürlich bedeuten, dass hier Arbeitsplätze abgebaut werden." Die Wirtschaftssenatorin hofft auf eine konsequente Antwort der EU.
Auch bei der BLG macht man sich bereits intensiv Gedanken: "Rund 30 Prozent unseres Fahrzeugumschlags im Import und Export entfallen auf den US-Markt. Wir kalkulieren derzeit verschiedene Szenarien für einen möglichen Rückgang des Umschlags um bis zu 15 Prozent", erklärt der BLG-Chef Matthias Magnor bei buten un binnen.
Bremer Wirtschaft unter Druck: Trump droht Autoindustrie mit Strafzölle
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 27. März 2025, 19:30 Uhr