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"Wichtiger Zukunftsfaktor": Warum Bremen eine Raumfahrt-Hochburg ist

Ein Modell der OHB Sonde "Hera".

Tag der Raumfahrt: "Bremen ist die Raumfahrtstadt"

Bild: dpa | Sina Schuldt

Die Raumfahrtbranche boomt – auch in Bremen. Gut 140 Unternehmen aus dem Bereich sind hier ansässig. Ein Überblick zum "Tag der Raumfahrt".

Wie geht es der Raumfahrtbranche?

Die Branche erlebt einen Boom. "Es explodiert gerade an neuen Ideen. Es werden neue Raketen gebaut, Microlaunches. Und die brauchen wieder neue Satelliten, die auf diese Raketen müssen", sagt Antonio Garcia, Professor für Luft- und Raumfahrt an der Hochschule Bremen.

Microlaunches sind kleinere Trägerraketen, die etwa von Unternehmen aus der Privatwirtschaft gebaut werden. Die Einzelteile dieser Raketen stammen zum Teil aus dem 3D-Drucker. Weil damit die Kosten für Raketenstarts sinken, setzt dies neues Potenzial für Innovationen frei.
 
"Traditionell war die Raumfahrt sehr konservativ. Der Start hat so viel Geld gekostet, Hunderte von Millionen, dass das, was auf die Rakete kommt – unbedingt funktionieren musste", sagt Garcia. Weil aktuell die Launchkosten sinken, könne die Wissenschaft nun mehr mit neuer Technik experimentieren, die noch nicht komplett fehlerfrei sei.

Wie wichtig ist die Luft- und Raumfahrt für den Standort Bremen?

Gut 140 Unternehmen aus der Branche sind in Bremen ansässig – darunter große Player wie die Ariane Group, Airbus und OHB, aber auch mittelständische Unternehmen und rund 20 Forschungsinstitute. "Bremen ist die Raumfahrtstadt", sagt Tim Gust, der an der Hochschule Bremen das Satelliten-Projekt Vibes mitkoordiniert.

Ich glaube, es gibt kaum einen Ort in Europa, wo so viel Raumfahrt auf so wenig Fläche beheimatet ist.

Tim Gust von der Hochschule Bremen

Bremen habe in den letzten Jahren viel Industrie verloren. "Aber die Raumfahrt ist immer geblieben. Und sie ist aus meiner Sicht ein wichtiger Zukunftsfaktor", sagt Gust.

Wo benutzen wir im Alltag Technik aus der Raumfahrt – vielleicht auch, ohne es zu merken?

"Unser Alltag ist ohne Raumfahrttechnik eigentlich gar nicht mehr vorstellbar", sagt Jasminka Matevska, Professorin für Praktische Informatik und Softwaretechnik der Hochschule Bremen. "Vom Aufstehen übers Navigieren, Fernsehen oder Internet benutzen."

Als Beispiel nennt sie den morgendlichen Funkwecker oder den Blick auf die Wetter-App, um die Temperaturen zu checken. Sowohl Wetter-Apps als auch Navigationsanwendungen wie Google Maps greifen auf Satellitendaten aus dem All zu.   

Gefühlt dominieren US-amerikanische Firmen wie SpaceX  gerade den Weltraum, indem sie Satelliten ohne Ende ins All schießen. Was hat Europa entgegenzusetzen?

Die USA verfügen im Vergleich zu Europa – auch durch Investitionen von Elon Musk und Jeff Bezos – über ein Vielfaches an Budget für Unternehmungen im All. 14 Milliarden sind es nach Informationen von ZDF heute in Europa, 68 Milliarden in den USA. Trotzdem besitzt auch Europa eine starke Raumfahrtbranche, sagt Sabine von der Recke aus dem Vorstand von OHB. "In der Erdbeobachtung würde ich mich mal so weit aus dem Fenster lehnen zu sagen: Da sind wir in Europa wahrscheinlich führend."

Und auch bei großen Wissenschaftsmissionen seien die Europäer sehr präsent: etwa bei der Rosettamission, dem Flug zu einem Kometen. "Und Europa hat maßgeblich dazu beigetragen, dass es das größte Menschheitsprojekt im All gibt: die Raumstation ISS."

In Bremen werden am Institute of Aerospace Technology (IAT) der Hochschule Bremen Studierende für die Branche ausgebildet. Welche Berufsmöglichkeiten bietet der Arbeitsmarkt?

"Sie haben wunderbare Chancen auf dem Arbeitsmarkt", sagt Jasminka Matevska. Genau wie in anderen Branchen sei die Raumfahrt auf der Suche nach gut qualifizierten Fachkräften. Ein Einstieg ist nicht nur über ein Studium der Luft- und Raumfahrt möglich, sondern auch über Studiengänge der Informatik und Mechatronik.

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Autorin

  • Autorin
    Sophia Allenstein

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 28. März 2025, 16:18 Uhr