Wie viel Geld bleibt für Kultur, Frau Emigholz?

Wie viel Geld für Kultur bleibt, Frau Emigholz?

Bild: Radio Bremen

Unter Bremens knapper Kasse leiden auch kulturelle Angebote. Wie es um den Kulturstandort Bremen steht, erklärt Staatsrätin Carmen Emigholz im Gespräch mit Felix Krömer.

Höhere Kosten bei gleichbleibender oder sogar sinkender Förderung: Vor dieser Herausforderung stehen in diesem Jahr gleich mehrere Bremer Festivals. Die Breminale etwa findet an diesem Wochenende – wie zuvor schon La Strada und das Summer Sounds – in abgespeckter Form statt, die nächste Ausgabe von "Tanz Bremen" muss sogar ausfallen. Auch andere Festivals haben zu kämpfen. Es wird deutlich: Dem Kulturstandort Bremen ging es schon mal besser.

1 Wie sollen die Breminale und andere Festivals in Zukunft finanziert werden?

Gerade dass Bremens größtes Festival, die Breminale, in diesem Jahr abspecken musste, finden viele Bremerinnen und Bremer schade – auch Kulturstaatsrätin Emigholz. "Für uns hat das Priorität, auf dieses großes Festival zu gucken", stellt sie bei Krömer ab Minute 3.15 mit Blick auf Bremens Festivallandschaft insgesamt klar. Das Kulturressort habe in diesem Jahr 65.000 Euro und dann noch einmal 70.000 Euro zur Finanzierung beigesteuert. Mehr sei nicht drin gewesen, so die SPD-Politikerin.

In Zukunft solle die Breminale-Förderung nun auf sicherere Beine gestellt werden. Die aktuelle Konzeptionsförderung für das Breminale-Team laufe nämlich aus, "danach werden sie in den Haushalt übernommen und haben einen festen Haushaltstitel." Damit müssten die Organisatoren nicht in jedem Jahr wieder neu Anträge stellen, um Gelder zu bekommen. Wie es um die Finanzierung von anderen Festivals steht, erklärt sie ab Minute 5.30.

2 Ist der Etat für Kultur insgesamt überhaupt groß genug?

Der Kulturetat in diesem Jahr beträgt insgesamt 107 Millionen Euro, im kommenden Jahr sollen es 108 Millionen Euro sein. Eine Größe, mit der Emigholz zufrieden ist, "weil wir die Vielfalt der Szene abbilden können", sagt sie ab Minute 12.50. Das immer noch mehr gehe, sei klar. Ein Anstieg der Inflation wäre zudem sehr schwierig und eine Herausforderung für alle, "insbesondere für die freie Szene. Aber einen Grundoptimismus muss man behalten, dass dieser 'Wahnsinn' irgendwann mal aufhört; und dass man in Menschen investiert und nicht in Menschen töten investieren muss", so Emigholz. Wie schwer es war, diesen Etat durchzusetzen, erklärt sie ab Minute 13.40.

3 Wird das Geld aus dem Etat sinnvoll verteilt?

Bei der genaueren Auseinandersetzung mit dem Kulturetat ist Krömer unter anderem aufgefallen: Das meiste Geld wird für die sogenannte Sicherung der kulturellen Infrastruktur ausgegeben – unter anderem 33 Millionen Euro für das Theater Bremen. Eine stolze Summe angesichts 170.000 Besucherinnen und Besucher in der Spielzeit 2022/2023. Aber: "Wir haben in Bremen das Großstadttheater, das die wenigsten Subventionen kriegt", sagt Emigholz bei Minute 32, trotzdem werde dort ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt, das zudem ein breites – und unter anderem ein junges – Publikum anspreche. Außerdem sei ein Theater wichtig für einen Standort.

Ein Theater ist immer das Flaggschiff der Kultur.

Carmen Emigholz, Kulturstaatsrätin

Aber ist es ebenfalls notwendig, dass Bremen zwei philharmonische Orchester hat – die zusammen immerhin rund neun Millionen Euro bekommen? "Ja", sagt Emigholz: "Wir haben Zielvereinbarungen mit beiden Klangkörpern um unterschiedliche Leistungsangebote", heißt es bei Minute 35.18. Als der Bundesrechnungshof bei ihr einmal fragte, ob das notwendig sei, habe sie ihm diese Zielvereinbarungen präsentiert – "und dann gab es keine weiteren Beanstandungen." Warum aus ihrer Sicht die Kulturangebote abseits der klassischen Kunst in Sachen Förderung nicht außen vor sind, erklärt sie ab Minute 36.46.

4 Wer hat in Sachen Kultur eigentlich das Sagen: Bovenschulte oder Emigholz?

Die Rollenverteilung im Kulturressort ist auf dem Papier klar: Kultursenator ist Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), Staatsrätin ist Carmen Emigholz. Wie es in der Praxis aussieht, erklärt Emigholz bei Minute 49.22.

Wer sich vorstellt, dass ein Bürgermeister eines Haushaltsnotlage-Landes mit den Herausforderungen ins operative Kulturgeschäft einsteigen kann, der ist ein Fantast.

Carmen Emigholz, Kulturstaatsrätin

"Ich kümmere mich um das operative Geschäft und dadurch, dass der Bürgermeister viel weg ist, hab ich eine andere Handlungsfreiheit als manch andere in meiner Position." Es würde schließlich für Unmut in der Szene sorgen, wenn sie nicht verbindlich auftreten könne, so Emigholz. Der Bürgermeister stärke ihr mit seinem Mandat den Rücken. Wie oft sie dem Bürgermeister die aktuellen Pläne vorstelle und wie stark dieser sich dann einmischt, erklärt Emigholz ab Minute 51.30.

5 Und wie sieht Emigholz das Stadtmusikantenhaus?

Apropos Bovenschulte: Der Kultursenator trieb den Bau eines Stadtmusikantenhauses voran, dessen Mehrwert nicht nur politisch umstritten ist. Nach Ansicht von Emigholz ist das Projekt aber trotz hoher Kosten eine gute Idee: Es mache die Innenstadt attraktiver, stützte die Bewerbung als City of Literature und werde sich am Ende auch refinanzieren, erklärt Emigholz ab Minute 53.15. Sie könne verstehen, dass man das im Moment sehr schwer vermitteln kann – aber die Kultur in Bremen leide unter dem Projekt nicht. Warum das so ist, erklärt sie ab Minute 57.26.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 06. Juli 2024, 19.30 Uhr