Interview
Breminale-Bilanz: "Erschöpft, glücklich – ein bisschen sorgenvoll"
Was die Besucherzahlen und den Umsatz angeht, ist die Breminale deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Geschäftsführerin Esther Siwinski erklärt die Lage im Interview mit buten un binnen.
Frau Siwinski wie geht es Ihnen denn jetzt? Im Moment sind Sie erschöpft, aber glücklich? Oder sind Sie sehr unzufrieden?
Nein, sehr unzufrieden, würde ich nicht sagen. Ich bin definitiv erschöpft. Ich bin auch glücklich, aber auch ein bisschen – ich würd' mal sagen – sorgenvoll. Weil es einfach ein schwierigeres Jahr war, als ich gedacht hätte.
Es ist ja ein undankbarer Job, parallel zur EM so ein Festival auszurichten. Das haben Sie doch auch an den Besucherzahlen gemerkt?
Ja definitiv. Also das hat mich tatsächlich auch ein bisschen überrascht. Der Freitag vor allem. Da war es wie leergefegt. So leer habe ich den Platz zu Öffnungszeiten noch nie gesehen. Und dann war es tatsächlich so, als das Spiel vorbei war nach der Verlängerung, als hätte jemand ein Tor aufgemacht. Und dann kamen die Massen zum Glück.
Das hat aber nicht ausgereicht. Es waren insgesamt weniger Besucher als in den anderen Jahren, richtig?
Ja, definitiv. Also wir gehen im Moment davon aus, dass es so 25 Prozent weniger waren. Also die Besucherzahlen liegen gerade so geschätzt bei 150.000 bis 160.000.
Wir haben ganz kürzlich von der Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz gehört, dass Bremen ja die Unterstützung für die Breminale sehr ernst nimmt, auch institutionalisieren will. So hieß es da. Und dass das auch wirklich im Haushalt verankert werden soll. Wie zuversichtlich macht Sie die Aussage?
Das stimmt mich jetzt wirklich sehr zuversichtlich. Wir haben es ja auch schon zu Anfang dieses Jahres gemerkt, dass wir in sehr langen und sehr intensiven Gesprächen mit der Kulturbehörde letztendlich auch für dieses Jahr schon eine Aufstockung der Fördermittel bekommen haben, was uns sehr, sehr, sehr doll geholfen hat. Und wir sind in total gutem Austausch mit denen und ich weiß nicht genau, ob es schon für das nächste Jahr passieren wird mit der institutionellen Förderung oder erst für das Jahr darauf, dann letztendlich. Aber wir sind voller Hoffnung, dass das passieren wird.
Was Sie werden nicht beeinflussen können und auch dieses Jahr nicht beeinflussen konnten, war das Wetter. Wir hatten ein Hochwasser und es war alles voller Matsch. Haben Sie da was versäumt?
Versäumt würde ich auf gar keinen Fall sagen. Es gibt ja täglich Hochwasser, da können wir gar nichts dran machen. Und wir legen den Termin so, dass das Hochwasser vor allem einfach niemals in der Dunkelheit stattfindet, weil das ist unser Kriterium. Das darf nicht passieren. Wir möchten nicht die Besucher:innen, die am Feiern sind, im Dunkeln evakuieren müssen.
So gesehen, was für uns jetzt super, dass das eigentlich passiert ist, als das Gelände noch gar nicht geöffnet war, als noch kein Programm stattgefunden hat. Und dass es viel höher kommt, fast ein Meter höher, als prognostiziert war, das können wir dann nicht ahnen. Und so schnell kann man dann keine Sandsäcke organisieren.
Wann erholen Sie sich vom Festival?
Das, wann ich mich erholen kann, das ist wahrscheinlich in so zwei, drei Wochen. Da werde ich ein bisschen kürzer treten aus privaten Gründen. Und dann werde ich die Füße hochlegen und mal ein bisschen Revue passieren lassen, was passiert ist und dann schauen wir mal, wie es weitergeht.
Das Interview führte Kirsten Rademacher für buten un binnen, verschriftlicht wurde es von Jörn Hüttmann für butenunbinnen.de.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit sportblitz, 7. Juil 2024, 19:30 Uhr