Fragen & Antworten
Hochwasser-Schäden in Bremen und umzu: Wer übernimmt die Kosten?
Erst kommt das Hochwasser, dann die Frage, welche Versicherung für den Schaden aufkommt. Das können Sie bei einem Schadensfall tun.
Menschen müssen ihre Häuser verlassen, Keller stehen unter Wasser, Autos werden weggeschwemmt: Die Hochwasser-Lage in Bremen und der Region ist weiter angespannt. Noch bevor das ganze Ausmaß der Lage klar ist, fragen sich viele Betroffene: Welche Versicherung zahlt den Schaden und was ist nun zu tun?
Welche Versicherung ist im Falle von Hochwasser nötig?
Bei weggeschwemmten Autos springt die Kfz-Versicherung ein, da braucht man mindestens Teilkasko-Schutz. Für Schäden am Haus oder an den Möbeln, dem Inventar im Haus, ist eine Elementarschaden-Versicherung nötig. Das ist eine Zusatzversicherung, die man als Erweiterung der Gebäude- und/oder Hausratversicherung abschließt. So berichtet es Annabel Oelmann, Chefin der Verbraucherzentrale Bremen.
Es ist im Prinzip eine Add-on-Versicherung, ich kriege sie also gar nicht einzeln abgeschlossen. Ich muss sie klassisch koppeln, an die Wohngebäude-Versicherung und/oder an die Hausratversicherung. Das ist häufig der Knackpunkt, dass bei vielen Versicherungen der Elementarschadenfall überhaupt nicht versichert ist.
Annabel Oelmann, Verbraucherzentrale Bremen
Also am besten in die Unterlagen schauen, ob derartige Absicherungen abgeschlossen sind. Wer seinen Vertrag nicht mehr hat, kann bei der Versicherung eine Kopie anfordern.
Hat denn jeder die Möglichkeit, sein Haus zu versichern?
Nein, nicht alle Hausbesitzer könnten eine solche Versicherung abschließen, sagt die Versicherungsmaklerin Janine Desch. Denn wenn sich ein Gebäude in einem Risikogebiet befindet, also in den vergangenen Jahren zum Beispiel schon einmal von Hochwasser betroffen war, könnten Versicherungen das ablehnen.
Außerdem sei eine solche Versicherung nicht günstig. Der Preis hänge davon ab, wie gefährdet das Haus steht. Für ein Einfamilienhaus in Bremen-Borgfeld schätzt die Maklerin die Kosten auf 800 bis 900 Euro pro Jahr, um auch Elementarschäden abzusichern. "Man kann pauschal sagen, dass 10 bis 20 Prozent von der klassischen Wohngebäudeversicherung nochmal für Elementarschäden oben drauf kommen." Zum Anfang des Jahres seien die Preise noch einmal deutlich gestiegen, um bis zu 30 Prozent. Sich erst nach einem eingetretenen Schadensfall zu versichern, sei schwierig bis fast unmöglich, fügt die Expertin hinzu.
Wenn die Versicherungen vorliegen, wie kommen Betroffene an ihr Geld?
Besonders wichtig ist: Weiteren Schaden vermeiden. Man hat die Pflicht – so weit es geht und natürlich ohne sich in Gefahr zu bringen – sein Hab und Gut zu schützen, sagt Verbraucherschützerin Oelmann. Und dann gilt: Schäden dokumentieren.
Ganz, ganz wichtig: Vorher alles fotografieren oder am besten sogar ein Video machen. Damit ich den Schaden auch belegen kann. Das nächste, womit ich mich beschäftigen sollte, ist eine Schadensliste. Das heißt: Ich schreibe brav alles auf, was genau es in meinem Haus getroffen hat und dokumentiere auch nochmal alles einzeln.
Annabel Oelmann, Verbraucherzentrale Bremen
Kann es sein, dass die Versicherung nicht zahlt?
Ja, wenn man bestimmte vertragliche Pflichten nachweislich nicht erfüllt hat. Zum Beispiel, wenn man Gegenstände im Keller nicht in einer bestimmten Mindesthöhe gelagert hat oder in Risikogebieten keine Rückschlagklappen in den Rohren installiert hat – gegen Wasser-Rückstau. Nicht über die Elementarschaden-Versicherung abgedeckt sind laut Verbraucherzentrale Schäden im Keller, wenn Grundwasser von unten eindringt und nicht an die Oberfläche kommt.
Wer braucht denn alles so eine Elementar-Versicherung?
Oelmann empfiehlt so eine Versicherung, die ja auch bei Schnee oder Erdrutschen einspringt, für den Gebäude-Bereich allen Menschen. Auch wenn man glaubt, nicht selbst gefährdet zu sein.
Nur, weil ich die direkte Gefahr nicht sehe, heißt das nicht, dass ich nicht betroffen sein kann. Die Gefahren nehmen eindeutig zu in den letzten Jahren. Bei einem Wohngebäude raten wir immer zu der Versicherung, weil der Schaden wirklich verheerend und auch existenzbedrohend sein kann.
Annabel Oelmann, Verbraucherzentrale Bremen
Für den Hausrat, sagt Oelmann, kommt es darauf an, wie wertvoll er ist. Für eine Studentenwohnung lohnt es sich wohl eher nicht, bei anderen dagegen vielleicht schon. Die Verbraucherzentrale rät auf jeden Fall, mehrere Anbieter miteinander zu vergleichen und erstmal zu überprüfen, ob man die Versicherung nicht doch schon hat.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 29. Dezember 2023, 15:40 Uhr