Fragen & Antworten
Kleinparteien vor der Wahl in Bremen im Porträt: die ÖDP
16 Parteien treten bei der Wahl zur Bremischen Bürgerschaft an, darunter zehn kleine. Doch welche steht wofür? Wir stellen Ihnen alle vor, in diesem Beitrag die ÖDP.
Was für Ziele verfolgt welche Partei, wie weit steht sie links, wie weit rechts? Wie lang gibt es sie schon, was hat sie mit Bremen zu tun? All dies und noch einiges mehr wollten wir von den Kleinparteien wissen, die bei der Bremischen Bürgerschaftswahl antreten. Wir haben allen die gleichen Fragen gestellt. Das sind die Antworten der Ökologisch-demokratischen Partei (ÖDP):
Weswegen sollten die Wählerinnen und Wähler Ihre Partei wählen?
Die Würde des Menschen, eine ökologisch-soziale Marktwirtschaft und der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen sind zentrale Werte der ÖDP. Die Sozialpolitik in unserem Land muss fair und gerecht sein, insbesondere für Familien. Dem Gewinnstreben unserer globalisierten Wirtschaften setzen wir die Verantwortung für Mensch und Natur entgegen. Weniger Konsum und weniger Profitgier heißt mehr Umweltschutz und mehr Wohlstand für alle. Wir wollen eine weitsichtige Politik nicht nur für uns, sondern auch für nachfolgende Generationen.
Was unterscheidet Ihre von den anderen Parteien?
Wir stehen für eine saubere und ehrliche Politik: Die ÖDP nimmt keine Spenden von Firmen und Konzernen an und fordert ein solches Verbot für alle Parteien. Politik soll nicht von Industrie und Wirtschaft abhängig sein, sondern sich ganz nach den Interessen der Menschen und unserer Umwelt ausrichten. Wir unterstützen mehr Bürgerbeteiligung durch Bürgerinitiativen und Volksbegehren. Die ÖDP sucht nach Wegen in eine Zukunft mit Wohlstand ohne Wachstum. Das erfordert von unserer Gesellschaft den Mut zum Wandel. Wir stehen für langfristiges Denken statt kurzfristiges Handeln.
Aus welcher Motivation heraus ist Ihre Partei wann entstanden?
1981 verschmolzen die GAZ (Grüne Aktion Zukunft), die GLU (Grüne Liste Umweltschutz) und die AGÖP (Arbeitsgemeinschaft ökologische Politik bei den Grünen) zur Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP). In der ÖDP arbeiten Menschen zusammen, die sich vereint der entscheidenden Herausforderung unserer Zeit stellen: der globalen Krise mit ihren ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und ethischen Aspekten. Weder Resignation noch oberflächlicher Optimismus sind in dieser Situation angemessen. Stattdessen sehen wir die Krise als Chance, unseren Umgang mit der Natur und miteinander neu zu gestalten. Mit ganzheitlichem Denken und gemeinschaftlichem Handeln entwickeln wir Lösungen und Visionen für eine langfristig lebensfreundliche Welt.
Seit wann gibt es Ihre Partei im Land Bremen?
Der Landesverband Bremen wurde nach einigen Jahren der Inaktivität im Mai 2021 mit der Wahl eines neuen Vorstandes wieder ins Leben gerufen und trat zur Bundestagswahl 2021 an.
Wie viele Mitglieder hat Ihre Partei insgesamt, wie viele davon im Land Bremen?
Die ÖDP hat bundesweit knapp 7.500 Mitglieder und der Landesverband Bremen aktuell 13 Mitglieder.
Wer ist der beziehungsweise die erste Vorsitzende Ihrer Partei in Bremen, wer in Bremerhaven?
Die Landesvorsitzende der ÖDP Bremen ist die 27-jährige Studentin Kara Tober. In Bremerhaven gibt es im Moment noch keinen Kreisverband, aber Mitglieder und einen im dortigen Wahlkreis aufgestellten Kandidaten. Die Gründung eines eigenen Kreisverbands in Bremerhaven ist unser erklärtes Ziel für die nächsten Jahre.
Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie links oder rechts ist Ihre Partei Ihrer Meinung nach (1 = linker Rand, 10 = rechter Rand)?
5: Die ÖDP versteht sich als ökologische und soziale Partei der Mitte. Sie vertritt einige wertkonservative Positionen und setzt sich zum Beispiel für die Förderung von Familien ein. Viele wirtschaftliche Positionen der ÖDP sind allerdings eher dem linken Spektrum zuzuordnen, zum Beispiel unser Konzept für ein Grundeinkommen oder unsere Forderung, dass Wirtschaft nicht an Profit, sondern am Gemeinwohl orientiert sein muss.
Mit welchem Ziel (Prozentpunkte) treten Sie bei der Wahl an?
Wir sind als Partei im Norden noch weitgehend unbekannt. Deshalb messen wir unseren Wahlerfolg nicht in Prozentpunkten. Wir möchten Menschen auf unser Programm und unsere Werte aufmerksam machen und Mitglieder sowie Verbündete gewinnen. Denn auch ohne Sitz im Parlament kann man durch Bürgerinitiativen und Volksbegehren vieles verändern. So hoffen wir, einen wertvollen Beitrag in Bremen und Bremerhaven zu leisten. Aus dem Stand beim ersten Wahlantritt unseres Landesverbandes die 5-Prozent-Hürde zu erreichen, wäre ein großartiger Erfolg!
Wer ist aufgrund welcher Qualifikation Ihr Spitzenkandidat oder Ihre Spitzenkandidatin?
Als kleiner Landesverband und als Partei, die demokratische Mitbestimmung ernstnimmt, arbeiten wir im Plenum zusammen. Die Spitzenkandidatur erfolgte aufgrund pragmatischer Entscheidungen unter Berücksichtigung der individuellen Berufs- und Lebensumstände. Unser Spitzenkandidat Timmy Schwarz ist studierter Geograph mit einer breit aufgestellten akademischen Bildung geowissenschaftlich-ökologischer Themen samt mehrjähriger Berufserfahrung.
Was verstehen Sie unter einer vielfältigen Gesellschaft und inwiefern bildet Ihre Partei diese Vielfalt ab?
Wir verstehen die Vielfalt der Gesellschaft als eine Vielfalt an Bedürfnissen und Interessen. Jeder Mensch hat seinen persönlichen, individuellen Hintergrund und damit verbundene Ziele, Wünsche, Probleme und Sorgen. Was uns alle verbindet, ist das Bedürfnis nach einer gesunden Natur und das Interesse an einer gerechten Gesellschaft. Deshalb machen wir keine Politik für eine bestimmte Zielgruppe, sondern wollen mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten und Transparenz. Außerdem denken wir Klima, Umwelt, Wirtschaft und Soziales zusammen, denn nur, wenn wir alle Bedürfnisse und Interessen ernstnehmen, können wir als Gesellschaft zukunftsfähig sein.
Was läuft aus Ihrer Sicht im Land Bremen derzeit besonders gut?
Im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern ist die Inklusionsquote an Bremer Schulen hoch. Damit ist Bremen auf einem guten Wege zur Erfüllung des Inklusionsziels der UN-Konvention. Dennoch gibt es noch erheblichen Verbesserungs- und Unterstützungsbedarf in den und für die Schulen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 21. April 2023, 19:30 Uhr