Bremerhavener Marineschule bildet ukrainische Soldaten aus
Seit Wochen trainiert die Bundeswehr an der Marineschule ukrainische Armeeangehörige. Unter strengen Auflagen durfte ein buten un binnen-Team eine Übungseinheit begleiten.
In der Wasserübungshalle der Marineoperationsschule simulieren die Bremerhavener Trainer eine Notlandung: Ein Hubschrauber-Korpus, in dem mehrere ukrainische Soldaten sitzen, taucht scheinbar unkontrolliert ins Wasser und überschlägt sich. Wasser schießt durch alle Öffnungen und flutet den gesamten Innenraum. Den Insassen bleiben nur Augenblicke, um sich zu orientieren und sich aus ihren Gurten zu lösen.
Einigen gelingt es sehr schnell, andere tasten erst wertvolle Sekunden um sich, bis sie sich den notwendigen Überblick verschafft haben. Taucher der Bundeswehr sind ständig in der Nähe, um notfalls eingreifen zu können. Die meisten Ukrainer schaffen es ohne Hilfe an die Oberfläche.
"Überleben auf See" nennt sich das Trainingsprogramm, dass die ukrainische Einheit hier absolviert. Es gehört zum Standard-Repertoire der Bremerhavener Marineschule, für die Ukrainer ist es allerdings Neuland. "Solche Übungsmöglichkeiten wie hier gibt es in der Ukraine überhaupt nicht – und dabei ist dieses Training so existenziell wichtig“, sagt ein ukrainischer Soldat.
Wir lernen hier, wie man körperlich aber vor allem auch psychisch mit so einer Situation umgehen kann.
Ukrainischer Soldat in Bremerhaven
Bundeswehr gibt nur wenige Informationen zur Übung Preis
Um überhaupt bei der Übung anwesend sein zu dürfen, musste sich buten un binnen verpflichten, sämtliche ukrainische Militärangehörige zu anonymisieren. Auch der Umfang und die Dauer der Übungseinheiten bleiben geheim. Auch Thomas Krey, Pressesprecher der Bundeswehr im Land Bremen, beschreibt das Engagement mit gut abgewogenen Worten. "Die Ukrainer bekommen hier ein Ausbildungsprogramm, das mit einem Grundlagenlehrgang vergleichbar ist", sagt der Fregattenkapitän. Die Ausbildung teile sich auf in einen theoretischen sowie in einen praktischen Teil.
Dass ukrainischen Soldaten in Bremerhaven nicht nur Überlebenstechniken, sondern auch andere Fähigkeiten beigebracht werden, räumt die Bundeswehr zwar ein. Welche Kompetenzen dies genau sind, konkretisiert aber weder die deutsche noch die ukrainische Seite. Die Möglichkeiten wären vielfältig. Auf der Webseite der Marineschule ist unter anderem von Lehrgängen für den "Operationsdienst Unterwasser und Überwasser" sowie der "elektronischen Kampfführung für besonders spezialisierte Operateure" die Rede.
Angst vor Spionage? Marineschule bleibt vorsichtig
Die Marineschule ist eine der vielfältigsten Ausbildungsstätten der deutschen Seestreitkräfte. Sie ist mit dem Training für ukrainische Streitkräfte ein noch interessanterer Ort für russische Spionage geworden. Die Bundeswehr macht auch auf Nachfrage keine Angaben dazu, wie sie die Sicherheitslage an der Bremerhavener Schule bewertet. Eine allgegenwärtige Vorsicht ist aber deutlich zu spüren. So will außer dem Pressesprecher kein Bundeswehrsoldat, der am Training beteiligt ist, namentlich genannt oder erkennbar abgebildet werden.
Abseits von Kameras berichten die Bremerhavener Ausbilder, wie beeindruckt sie von der Einsatzbereitschaft der Ukrainer seien. Dafür gebe es eine ziemliche einfache Begründung, erklärt wiederum ein ukrainischer Soldat.
Unsere Motivation ist sehr hoch, weil wir verstehen, wie wichtig diese Ausbildung für uns ist. Wir werden die Kenntnisse, die wir hier erwerben, in der Ukraine weitergeben, werden unsere Soldaten ausbilden, um unser Heimatland zu befreien.
Ukrainischer Soldat in Bremerhaven
Die Einheit, die buten un binnen bei dem Training beobachten durfte, hat Bremerhaven mittlerweile verlassen. Ob es weitere Ausbildungsmaßnahmen dieser Art geben wird, lassen sowohl die ukrainische Seite als auch die Bundeswehr offen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 12. Dezember 2023, 19:30 Uhr