Interview
Asta kritisiert Energiepauschale für Studenten: "Zu spät, zu wenig"
Allein den Antrag zu stellen, sei für viele Studierende eine Hürde, sagt Dominik Lange vom Asta der Bremer Uni. Zudem fordert er grundlegende Verbesserungen für Studierende.
Jetzt geht es los, die Energiepreis-Pauschale kann beantragt werden. Wie finden die Studierenden das?
Naja, ich glaube man kann das darauf runterbrechen, dass es zu spät kommt, zu kompliziert ist und natürlich zu wenig ist. Und dass sich auch an den strukturellen Problemen von Studierenden wenig bis gar nichts ändert.
Das Verfahren ist ja auch nochmal anders geregelt, als bei Berufstätigen oder Rentnern, die das Geld automatisch bekommen. Wie finden die Studierenden es, das Geld online beantragen zu müssen?
Die Onlineplattform ist unserer Ansicht nach viel zu kompliziert gestaltet und schließt Studierende direkt aus. Sie haben nämlich zwei Möglichkeiten: Die eine besteht darin, dass man schonmal eine Steuererklärung gemacht hat. Dann kann man über das Elster Zertifikat die Pauschale beantragen. Das Zertifikat haben aber kaum Studierende.
Die andere Möglichkeit ist die Bundes-ID. Da hat man die Online-Ausweis Funktion. Das ist nach unserer Einschätzung aber wahrscheinlich nicht mit der europäischen Datenschutzgrundverordnung vereinbar, die auf Freiwilligkeit basiert. Diese ist aber nicht gegeben, da ich mir diese Bundes-ID holen muss, um das Geld beantragen zu können. Und das werden die Studierenden natürlich tun müssen, denn sie brauchen das Geld.
Warum sind die Studierenden so dringend auf das Geld angewiesen?
40 Prozent aller Studierenden sind von Armut betroffen. Das sind ungefähr 1,4 Millionen Studierende in Deutschland. Und die werden, wenn sie vor die Wahl gestellt werden, ob sie den Antrag stellen, um das Geld zu bekommen, oder nicht, natürlich sagen, dass sie das Geld nehmen. Das ist aber unserer Ansicht nach nicht in Ordnung.
Wie sieht denn ganz aktuell die finanzielle Situation der Studierenden aus?
Viele Studierende müssen im Moment gucken, wo sie bleiben. Das führt in vielen Fällen dazu, dass man gar nicht mehr die Zeit hat, wirklich zu studieren. Die Regelstudienzeit beträgt ja sechs Semester. Das schaffen ganz viele Studierende jetzt aber gar nicht mehr, weil sie sowohl durch die Pandemie als auch durch die gestiegenen Energiepreise mehr arbeiten müssen und sich um andere Dinge kümmern müssen.
Was würden sich die Studierenden denn konkret wünschen?
Nach unserer Einschätzung braucht es grundlegende und strukturelle Veränderungen, um die Situation der Studierenden zu verbessern. Das heißt erstens nicht nur eine Einmalzahlung zu gewähren, sondern zum Beispiel auch eine Ausweitung des Bafög-Empfängerinnen-Kreises und auch eine deutliche Erhöhung des Bafög-Satzes. Außerdem fordern wir eine Abschaffung des Semesterbeitrags und eine Übernahme des Semestertickets vom Land. Und natürlich ist eine gute Lehre und Forschung und eine solide und nachhaltige Finanzierung der Hochschulen auch zentral für die Studierenden.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 14. März 2023, 19:30 Uhr