Fragen & Antworten
Wieso Bremer wenig Wärmepumpen und Solaranlagen einsetzen
Kaum Wärmepumpen, wenig Solaranlagen: Bremen humpelt bei der Energiewende anderen Ländern hinterher, sagt die KfW-Bank. Bremer Klimaschützer sehen es weniger düster.
Bremens Fortschritte auf dem Weg zur Energiewende sind überschaubar. Diesen Eindruck gewinnt zumindest, wer das jüngste Energiewendebarometer der KfW-Bank liest. Danach hinken Bremens Privathaushalte denen anderer Bundesländer beim Einsatz sogenannter Energiewendetechnologien wie Wärmepumpen und Solaranlagen hinterher.
Doch der Eindruck täuscht. Das sagen die Klimaschutz-Experten Jonas Daldrup vom Verein "denkhausbremen" und Klaus Prietzel vom BUND Bremen. Zwar sehen auch sie in Bremen viel Luft nach oben beim Einsatz von Wärmepumpen und Solaranlagen. Sie sagen aber auch, dass der Vergleich zu anderen Bundesländern nur bedingt möglich und teilweise sogar ungerecht sei.
Wie kommt es, dass Solaranlagen in Bremen bislang eine geringere Rolle spielen als in anderen Bundesländern?
Folgt man dem Energiewendebarometer der KfW-Bank, so haben bundesweit zuletzt rund 13 Prozent der Haushalte Strom aus einer Photovoltaik-Anlage eingespeist, im Land Bremen waren es hingegen nur acht Prozent. Klaus Prietzel, Vorstandsvorsitzender des BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz) Bremen, wünscht sich zwar mehr Solaranlagen in Bremen. Er sagt aber auch, dass er den Vergleich zwischen Bremen und dem Bundesdurchschnitt, den die KfW-Bank anstellt, irreführend findet: "Bremen ist ein Bundesland, das sich aus zwei Großstädten zusammensetzt. Kein Stadtstaat kann beim Photovoltaik-Ausbau mit den Flächenländern mithalten." Tatsächlich ist in Hamburg (6 Prozent) und Berlin (7 Prozent) laut KfW-Bank der Anteil der Haushalte mit Solarstrom noch geringer als in Bremen.
Warum gibt es da einen Stadt-Land-Unterschied?
Grundsätzlich, so Prietzel, schreite der Ausbau der Solarenergie im ländlichen Raum deutlich schneller voran als in den Städten. "Das hat auch mit Nachbarschaftseffekten zu tun. Wenn einer mit seiner Solaranlage zufrieden ist, hat bald ein ganzes Dorf eine Anlage auf dem Dach", beschreibt er den Schneeballeffekt, der auf dem Land offenbar greife. In den Städten hingegen lasse sich feststellen, dass der Solarausbau umso langsamer voranschreite, je größer eine Stadt ist. Prietzel stützt sich für diese Einschätzung auf den "Wattbewerb", einem Ranking von Klimaschützern zum Photovoltaik-Ausbau mit Zahlen der Bundesnetzagentur, aus dem sich detailliert ablesen lässt, welche Kommune wo steht. Bremen rangiert hiernach auf Platz 56 von 71 Großstädten, Bremerhaven auf Platz 63. Am schlechtesten schneiden hier Frankfurt am Main, Hamburg und München ab – am besten Ulm, Paderborn und Gütersloh.
Jonas Daldrup, Klimaschutz-Experte der gemeinnützigen Organisation "denkhausbremen", nennt einen möglichen weiteren Grund dafür, dass der Solarausbau in Bremen langsamer voranschreitet als insbesondere in den süddeutschen Bundesländern: "Wir haben eine niedrigere Eigentumsquote." Üblicherweise seien es aber gerade Hauseigentümer, die für Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern sorgten. Tatsächlich lag die Eigentumsquote in Bremen laut Statistischem Bundesamt 2022 lediglich bei 32,2 Prozent. In Bayern (45,7 Prozent), Rheinland-Pfalz (50,7 Prozent) und Baden-Württemberg (48,3 Prozent) ist der Anteil der Haus- und Wohnungseigentümer deutlich größer. Diese Länder liegen auch beim Ausbau der Solarenergie über dem Bundesdurchschnitt.
Weshalb haben sich vergleichsweise wenig Haushalte im Land Bremen für Wärmepumpen entschieden?
Laut Energiewendebarometer der KfW-Bank haben bundesweit zuletzt sechs Prozent der Haushalte Wärmepumpen genutzt. Im Land Bremen waren es dagegen nur zwei Prozent – genau wie in Berlin. Hamburg ragt unter den Stadtstaaten in diesem Ranking heraus. Hier haben sechs Prozent der Haushalte zuletzt Wärmepumpen genutzt.
Eine hieb- und stichfeste Erklärung hierfür hat auch Prietzel nicht. Er vermutet aber, dass die Skepsis der Bremer gegenüber Wärmepumpen auch damit zusammenhängen kann, dass es in Bremen eine vergleichsweise gute Struktur aus Gasheizungen gebe sowie ein wachsendes Fernwärmenetz.
Wie könnte die Politik für mehr Solaranlagen und Wärmepumpen im Land Bremen sorgen?
Prietzel glaubt, dass hierzu ein Mix aus verschiedenen Maßnahmen nötig ist, auch um mehrere Zielgruppen, etwa Mieter und Hauseigentümer, zugleich anzusprechen. Vor allem aber müsste Bremen bei den öffentlichen Gebäuden mit gutem Beispiel vorangehen, gerade mit Blick auf Solaranlagen: "Da geht mehr, das müsste schneller gehen. Das betrifft die Schulzentren, aber auch die Hochschulen und die Krankenhäuser", sagt Prietzel. Auch bremische Gesellschaften wie die BSAG oder die Stadtreinigung könnten den Ausbau von Photovoltaik vorantreiben, ebenso die großen Wohnungsgesellschaften, insbesondere die Gewoba. Auch sollten Bremen und Bremerhaven nicht nur auf den Dächern Photovoltaikanlagen errichten, sondern auch Freiflächenanlagen aufbauen, etwa entlang der Verkehrswege.
Um für mehr Wärmepumpen zu sorgen, komme es auf eine kluge kommunale Wärmeplanung an, wie sie auch die Enquetekommission "Klimaschutzstrategie für das Land Bremen" in ihrem Abschlussbericht 2021 vorgeschlagen hatte, sagt Prietzel. Dazu muss man wissen: Noch dieses Jahr möchte das Umweltressort nach eigenen Angaben eine entsprechende Wärmeplanung für das Land Bremen vorstellen.
Aus Sicht Daldrups wird es für Bremen auf dem Weg zur Energiewende auch darauf ankommen, dass sowohl Mieter als auch Vermieter von den Inventionen in Energiewendetechnologien wie Solaranlagen und Wärmepumpen profitieren. "Es darf nicht darauf hinauslaufen, dass einfach nur die Warmmieten steigen." Die Energiewende müsse sozial gerecht verlaufen, damit möglichst viele Menschen mitziehen – im Land Bremen ebenso wie in der gesamten Bundesrepublik.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau, 12. September 2024, 12 Uhr