Wie zwei Worpsweder ihren Hof mit Pferdemist heizen
Energie ist weiterhin teuer. Viele Menschen sind deshalb auf der Suche nach alternativen Energiequellen. Auf einem Hof in Worpswede haben zwei Tüftler einen Biomeiler gebaut.
Wir sind zu Besuch auf einen Pferdehof in Worpswede: Dort ist "Hugo" seit rund einem Monat aktiv. Ein Biomeiler, der das Haus heizt und das Wasser wärmt.
Biomeiler Hugo ist etwas über zwei Meter hoch und kommt mit seinen stattlichen acht Metern Durchmesser locker auf 100 Kubikmeter Biomasse. Ein Komposthaufen XXL, der auf einer festen Folie ruht, um das Sickerwasser aufzufangen. Abgedeckt ist Hugo mit Holzhackschnitzeln und Laub. Für die Optik verkleidet mit Schilfmatten. "Entscheidend ist allerdings die Füllung, die die Wärme erzeugt", sagt Softwareprofi, Elektroingenieur und Hofbewohner Stefan Zimmermann.
Das sind Bakterien, die das zersetzen. Da gehört also eine gute Mischung zu, also der Pferdemist und das Biomaterial von den Bäumen. Das darf nicht zu dick sein, eher so kleine Ästchen, Blätter und so weiter. Die werden gehäckselt, dann wird es vermischt und gewässert und dann entwickeln sich Bakterien. Das entwickelt sich und ist dann wie so ein Lebewesen.
Stefan Zimmermann
Dieses Lebewesen erzeugt Energie und Hitze. Teilweise messe er bis zu 90 Grad da drinnen, sagt Stefan Zimmermann. Der Biomeiler "Hugo" soll wohl bis zu eineinhalb Jahre alt werden, bei entsprechender Pflege, sagt Schornsteinfeger, Energieberater und Hofbewohner Johannes Scholz.
Wir achten darauf, dass er nicht zu viel und nicht zu wenig Wasser bekommt, damit die Temperaturen konstant bleiben. Das heißt, wenn die Temperaturen mal runtergehen wird er ausgeschaltet, für eine Stunde oder zwei. Weil die Bakterien, die mögen es halt mollig warm und wenn die mal anfangen zu frieren, das verzeihen die nicht so. Dann ist er tot und das will ja kein Mensch.
Johannes Scholz
Biomeiler Hugo reduziert den Gasverbrauch deutlich
Durch Biomeiler Hugo schlängelt sich ein 400 Meter langes, flexibles Plastikrohr. Dadurch fließt Wasser, das sich erhitzt und die Wärme in den Heizungsraum transportiert. Von dort fließt sie weiter in die Böden und wärmt das Wasser für Dusche, Abwasch und Co. Stefan Zimmermann zeigt auf ein Geflecht neuer Kupferrohre und verschiedene elektronische Steuerungsgeräte mit Display: "Hier oben brummen Magnetventile. Wenn man mal anfasst, hier oben, dann merkt man auch, dass es warm wird. Das ist jetzt die Wärme aus dem Misthaufen. Das sind im Moment 47,4 Grad und wenn das unter 42 fällt, dann schalten die wieder auf Gas zurück."
Das passiert allerdings selten. Der Gasverbrauch hat sich deutlich verringert, auf etwa ein Zehntel der vorherigen Leistung. Das lohnt sich bei den aktuellen Preisen und ist für ein eher schlecht isoliertes, altes Hofgebäude mit dem entsprechenden Platz eine ernsthafte Alternative. Pferdemist ist leicht zu bekommen, selbst ohne eigene Stallungen auf dem Hof, sagen Hugos "Väter"
Hugo Zwei ist schon in Planung
Vor dem nächsten Winter kommt wohl "Hugo Zwei". Vier große Gitterstahlmatten bilden den Kreis, der dann befüllt werden will – Low Tech und low Budget. Hugo Eins wird dann leer gemacht und später für den Winter darauf neu befüllt. Von der entstandenen Komposterde sollen sich alle Anwohner etwas holen dürfen. "Und dann werden wir hier ein großes Event machen, dass jeder mit seinem Säckchen oder Schubkarre vorbeikommen kann und dann seinen Garten damit pimpen kann."
Dieses Thema im Programm: Bremen 4, 11.01.2023, 14:15 Uhr