Infografik
Hochwasser-Schutz: Wie Bremen die Wümme-Deiche stärken will
Bremen muss die Wümme-Deiche an einigen Stellen verstärken und erhöhen. Der Aufwand dahinter ist gewaltig. So gehen das Land Bremen und der Deichverband jetzt vor.
Zwar haben die Deiche an der Bremer Wümme im Dezember den Wassermassen zum Trotz gehalten. Dennoch ist das Wasser an einigen Stellen höher gestiegen, als die Behörden für möglich gehalten hatten. Die Konsequenz: Bremen wird seine Deiche entlang der Wümme an einigen Stellen erhöhen – und zwar um bis zu einen halben Meter. Das hat die Umweltbehörde bei einer Beiratssitzung am Dienstag in Borgfeld im Zuge einer ersten Einschätzung der Lage angekündigt.
Doch, was ganz einfach klingt, ist in Wahrheit ein hochkomplizierter Vorgang. Ramona Schlee, Sprecherin des Umweltressorts, und Rolf Dülge, Technischer Leiter beim Bremischen Deichverband am rechten Weserufer, erklären, wie es nun weitergeht.
Wie berechnet Bremen die Höhe, die die Deiche künftig an welcher Stelle haben müssen?
Um dies zu berechnen, stützt man sich im Deichbau auf so genannte Bemessungswasserstände. Diese legen die Wasserbehörden aufgrund der Erfahrungswerte vergangener Jahrhundert-Hochwasser und -Sturmfluten fest und bauen zusätzliche Sicherheitsreserven zur Berücksichtigung von klimawandelbedingten Änderungen ein.
"Jetzt berechnen die Kollegen ein neues Jahrhundert-Hochwasser", sagt Ramona Schlee Sprecherin des Umweltressorts. Sie fügt hinzu: "Das ist kompliziert und braucht Zeit." Es müssten sehr viele Variablen bei der Berechnung berücksichtigt werden. So seien beispielsweise hydraulische Berechnungen vonnöten zu der Frage, wo die Wümme wie tief ist. Zudem kenne das Wasser keine Landesgrenzen. Entsprechend ergäbe es keinen Sinn, lediglich den Bremer Abschnitt der Wümme unter die Lupe zu nehmen. "Wir arbeiten für die Berechnungen eng mit Niedersachsen zusammen", so Schlee.
Letztes Mal, vor rund zwanzig Jahren, haben die Behörden mehrere Jahre benötigt, um das Jahrhundert-Hochwasser an der Wümme neu zu berechnen. Schlee versichert, dass ihr Ressort alles tun wolle, damit es diesmal schneller geht.
Welche Maßnahmen ergreift Bremen kurzfristig, um die Deiche an der Wümme zu verbessern?
Kurzfristig möchte Bremen Deichverteidigungswege dort bauen beziehungsweise verbessern, wo sie bislang fehlen oder zumindest unzureichend sind. Bei einem Deichverteidigungsweg handelt es sich um einen mit Asphalt oder Schotter befestigten Zugang zum Deich, den man unter anderem benötigt, wenn man den Deich aufgrund akuter Schäden mit Sandsäcken sichern muss.
Was passiert, wenn solche Wege fehlen, konnte man im Dezember etwa im Lilienthaler Ortsteil Butendiek sehen. "Da mussten die Helfer die Sandsäcke mit Booten herbeischaffen", sagt Schlee. Der Aufwand dahinter sei immens gewesen.
So sind Deiche aufgebaut
Was muss darüber hinaus in den kommenden Jahren an den Deichen bei Borgfeld geschehen?
Das müsse man im Einzelfall prüfen, sagt Rolf Dülge, Technischer Leiter des Deichverbands am rechten Weserufer. Allerdings gehe er davon aus, dass die Abdeckung der Deiche mit Klei an einigen Stellen verbessert werden muss. Bei Klei handelt es sich um eine bindige, kaum wasserdurchlässige Bodenschicht, die den meist sandigen Kern eines Deiches unter der Grasnarbe umschließt.
"Die alten Deiche an der Wümme haben zum Teil einen größeren Sandanteil, als man heute beim Deichbau verwenden würde", erklärt Dülge. Zwar könne man das Material auch weiterhin nutzen, allerdings nur für das Innere des Deichs. Wie Ramona Schlee aus dem Umweltressort, so legt auch Dülge Wert auf die Feststellung, dass man die Ergebnisse der neuen Jahrhundert-Hochwasser-Berechnungen abwarten müsse, ehe man genau sagen kann, wie hoch die Deiche tatsächlich an welcher Stelle werden müssten. Klar sei zudem: "Je höher der Deich werden soll, desto breiter muss er auch werden."
Entsprechend geht Dülge davon aus, dass die Böschungen, also die "Schrägen" der Deiche an einigen Stellen abgeflacht werden müssen. Grundsätzlich gilt: Je schwächer sich ein Deich zum Wasser neigt, desto besser ist er vor auflaufenden Wellen geschützt.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 21. Februar 2024, 19.30 Uhr