Infografik
Atomausstieg: Welche Folgen hat das für Bremen
Die letzten Atomkraftwerke Deutschlands gehen vom Netz. Doch die Menschen im Land Bremen werden davon nichts merken, glaubt zumindest die SWB. Jedenfalls wahrscheinlich nicht.
Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2: Das sind die drei letzten Atomkraftwerke Deutschlands, die noch in Betrieb sind. Doch am 15. April sollen auch sie abgeschaltet werden, für immer. Zwar haben Wirtschaftsverbände sowie Teile der FDP und der CDU diesen Schritt bis zuletzt kritisiert. Die Versorgung mit Strom könne in Gefahr geraten, die Energiepreise könnten steigen, so ihre Argumente. Doch die SWB, führender Energieversorger im Land Bremen, glaubt nicht, dass das Aus der Kernenergie in Deutschland zu höheren Stromkosten führen wird, zumindest nicht unmittelbar und nicht in Bremen oder Bremerhaven.
"Wir haben unseren Strom teilweise schon vor zwei Jahren gekauft, zu den damaligen Preisen", so SWB-Sprecher Friedhelm Behrens. Zudem hätten Atomkraftwerke, über das ganze Jahr gesehen, zuletzt nur noch rund sechs Prozent des Bremer Stroms produziert. Auch aufgrund dieses überschaubaren Anteils an der Gesamtmenge erwartet die SWB nicht, dass sich der Wegfall der deutschen Atomkraftwerke allzu stark auf den hiesigen Strommarkt auswirken wird.
Wo in Bremen Strom erzeugt wird
Auf die Regelenergie-Menge kommt es an
Allerdings produzieren Kernkraftwerke permanent Strom, unabhängig davon, ob es windig ist, oder ob die Sonne scheint. Das haben Atomkraftwerke Windenergie- und Solaranlagen voraus. Daher eignen sich Atomkraftwerke gut, um die so genannte Regelenergie sicher zu stellen. Diese gleicht Schwankungen im Stromnetz aus, wenn beispielsweise aufgrund eines Wetterumschwungs die Produktion von Solar- oder Windenergie wider Erwarten ins Stocken gerät oder entfällt.
Um die Kernkraftwerke zu ersetzen, seien übergangsweise auch wieder verstärkt Kohlekraftwerke gefordert, sagt Behrens. Er rechnet daher damit, dass die Kohlendioxid-Emissionen Deutschlands kurzfristig steigen könnten. Gleichzeitig falle den Gaskraftwerken als Brückentechnologie eine besondere Bedeutung zu: so lange, wie es noch dauern wird, bis die erneuerbaren Energien den gesamten Strombedarf abdecken können, auch den Bedarf an Regelenergie.
Bis es aber so weit ist, lässt sich nicht ausschließen, dass Deutschland, obwohl es nun keinen Atomstrom mehr produziert, doch noch Atomstrom nutzen wird: Dann, wenn sich die deutschen Stromversorger dazu gezwungen sehen, Strom aus dem Ausland hinzu zu kaufen, wo weiterhin Atomkraftwerke Strom erzeugen. Dazu kann es dann kommen, wenn sich die nötige Regelenergie-Menge nicht allein mit hierzulande produziertem Strom gewährleisten lässt.
Beginnt jetzt das "Zeitalter der Erneuerbaren"?
Aus Sicht der Bremer Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) ist der deutsche Ausstieg aus der Atomenergie an diesem Wochenende dennoch ein großer Moment: "Das Abschalten der letzten Atommeiler bedeutet auch einen endgültigen Einstieg ins Zeitalter der Erneuerbaren", so Schaefer. Schon jetzt erzeuge Deutschland etwa die Hälfte seines Stroms aus erneuerbaren Energien. "Unser Ziel ist es, bis 2030 auf 80 Prozent zu kommen." Mit dem Ausbau der Energie aus Wind und Sonne sowie einer klimafreundlichen Wasserstoff-Infrastruktur sichere Deutschland nicht nur die Energieversorgung. Gleichzeitig schütze man das Klima und mache sich unabhängig von Autokraten wie Wladimir Putin.
Auch Bedenken, dass die Energieversorgung in Deutschland durch das Abschalten der Atomkraftwerke gefährdet sein könne, tritt Schaefer entgegen: "Die Energieversorgung in Deutschland ist sicher", betont die Senatorin. Sie beruft sich dabei auch auf den Bericht zur Stromversorgungssicherheit der Bundesnetzagentur vom Januar 2023. Hiernach, so Schaefer, entstehe selbst bei einem bundesweit vorgezogenen Kohleausstieg bis 2030 keine Stromversorgungslücke – weder in Bremen noch sonst irgendwo in Deutschland.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Morgen, 14. April 2023, 8 Uhr