Fragen & Antworten

Strom und Heu vom selben Feld: Bauer aus Lemwerder eröffnet Solarpark

Arbeiter mit Landmaschinen setzen Solarzellen auf Metallgerüst
Die Solaranalgen auf Henning Kruses Feld stehen so weit voneinander entfernt, dass man noch mit einem Trecker zwischendurch fahren kann. Bild: Radio Bremen

Grüner Strom für Schiffsbauer, Kuhmilch für die Molkerei: Ein Landwirt aus Lemwerder bringt beides unter einen Hut. Er erzeugt auf der selben Fläche Strom und Heu.

In Lemwerder geht demnächst Deutschlands größter privater Agri-Photovoltaik-Park an den Start. Landwirt Henning Kruse möchte dort auf einer Fläche von 18 Hektar zugleich Solarstrom und Heu für seine Kühe erzeugen. Spätestens im März soll es losgehen. Das steckt dahinter:

Plakat über einem Feld, auf dem "Kruse Milch und Energie" steht
Landwirt Henning Kruse setzt auf Landwirtschaft und Energieerzeugung zugleich, wie dieses Plakat zeigt. Bild: Radio Bremen

Was genau versteht man unter einem Agri-Solarpark?

Man spricht von einem Agri-Solarpark oder auch von Agri-Photovoltaik (Agri-PV), wenn auf ein- und derselben Fläche Solar-Anlagen zur Stromerzeugung stehen und Landwirtschaft betrieben wird. Das teilt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) mit.

Zum Hintergrund: Seit 2023 dürfen Landwirte mit dem auf diese Weise erzeugten Strom auch Geld verdienen – sprich: Sie dürfen ihn verkaufen, statt lediglich den eigenen Bedarf damit abzudecken. Genau das hat Henning Kruse in Lemwerder vor: Er möchte neben der Milch seiner Kühe auch Energie verkaufen. Kruse hofft, dass er insbesondere die umliegenden Schiffsbauer als Kunden für seinen grünen Strom gewinnen kann. Er rechnet mit 15 Gigawatt pro Jahr, die sein Solarpark erzeugen werde.

Mann mit schütterem grauem Haar und runder Nickelbrille sowie grünen Hosenträgern vor Fenster
Landwirt Henning Kruse investiert 10 Millionen Euro in seinen Agra-Solarpark. Bild: Radio Bremen

Wie funktioniert Agri-Photovoltaik?

Die Solar-Module lassen sich unterschiedlich auf Feldern und Weiden montieren. Etwa so, dass sie wie das Dach eines Gewächshauses mehrere Meter hoch über dem Boden hängen, berichtet er Nabu. Landwirte können unter derartigen Anlagen mit ihren Maschinen hindurchfahren, angebaute Pflanzen pflegen und die Ernte einholen. Laut dem Nabu ließen sich Ernten so sogar durch die Module schützen lassen.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, so etwas wie Zäune aus PV-Modulen durchs Feld zu ziehen. So macht es Landwirt Henning Kruse aus Lemwerder. Die Solarzäune stehen in größeren Abständen zueinander auf dem Acker, sodass zwischen ihnen noch genug Platz bleibt, um dort etwas anzubauen und mit landwirtschaftlichen Maschinen hindurch zu fahren.

Zeichnung eines Traktors zwischen zwei Solaranlagen
Mit Zeichnungen wie dieser eines Traktors zwischen zwei Solaranlagen hat Landwirt Henning Kruse bei Geldgebern für seinen Agra-Solarpark geworben. Bild: Radio Bremen

Welche Ausmaße hat Henning Kruses Agri-Solarpark, und was kostet er?

Landwirt Henning Kruse hat seinen Agri-Solarpark nach eigenen Angaben auf 18 Hektar Fläche errichtet, mit 26.000 Solar-Modulen, die der Milchbauer in 35 Containern über Rotterdam aus Übersee hat einschiffen lassen. Alles in allem koste der Park mehr als zehn Millionen Euro, die er komplett aus Bankkrediten finanziere, sagt Kruse: "Das muss man einfach eingehen, das Risiko."

Ob sich das Investment in Photovoltaik lohnt, hängt laut Nabu sehr davon ab, ob die Witterungsverhältnisse in den jeweiligen Regionen passen und die Pflanzen nicht darunter leiden, dass die Module zu viel Schatten werfen und Regen abhalten.

Obwohl er sich von der Solarenergie wesentlich höhere Einnahmen verspricht als von der Landwirtschaft, möchte Kruse den Solarpark nicht ausschließlich zur Energieerzeugung nutzten. Er will dort weiterhin Futter für seine rund 300 Tiere erzeugen.

Wie ist Kruse auf die Idee gekommen, als Landwirt einen Solarpark aufzubauen?

"Irgendwann hatte ich einen Schlipsträger auf dem Hof", erinnert er sich. Der Mann habe sein Dach mieten wollen, um darauf eine Photovoltaik-Anlage zu errichten. In der Folge, so Kruse, habe er zu rechnen begonnen. Schließlich habe er sich dazu entschlossen, im großen Stil auf Solarenergie zu setzen – und zwar am 24. Februar 2022, nachdem Putin die Ukraine überfallen hatte: "An dem Abend habe ich auf dem Sofa gesessen und gedacht: Okay, das wird etwas verändern. Und dann habe ich meine erste Zeichnung aufs Papier gebracht."

Heute, drei Jahre später, zeigt sich Kruse zuversichtlich. Er sagt: "Ich freue mich, dass das, was ich mir im stillen Kämmerlein überlegt habe, funktioniert." Den Titel "größte private Agri-Photvoltaikanlage Deutschlands" wird Kruse allerdings voraussichtlich nicht lange halten. Ein Landwirt aus Nordenham plant bereits einen noch größeren Solarpark.

Wie ein Bauer in Niedersachsen immer mehr zum Solar-Unternehmer wird

Bild: Radio Bremen
  • Wie können Bremer Kirchengebäude klimaneutraler werden?

    Die Bremische Evanglische Kirche hat ein Ziel: Klimaneutral bis 2045. Dabei setzt die BEK auf immer mehr Photovoltaikanlagen, um das auch zu erreichen.

Autoren

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 6. Februar 2025, 19.30 Uhr