Fragen & Antworten
Was 25 Prozent US-Zölle für den Auto-Standort Bremen bedeuten würden
Bremer Wirtschaft unter Druck: Trump droht Autoindustrie mit Strafzölle
US-Präsident Donald Trump hat Zölle auf Auto-Importe aus dem Ausland angekündigt. Für Bremen sind die Folgen wohl massiv. Kein Bundesland ist abhängiger von Auto-Exporten.
Die Zölle sollten für alle Autos gelten, die nicht in den USA produziert worden seien, sagte Trump am Mittwoch im Weißen Haus. "Wenn sie in den USA hergestellt wurden, gibt es absolut keine Zölle", sagte er.
Der Republikaner hat seit seinem Amtsantritt im Januar eine Reihe von Zöllen angekündigt oder in Kraft gesetzt. So gelten seit dem 12. März neue US-Zölle von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminium-Einfuhren. Die jetzt verkündeten Zölle auf Auto-Importe dürften auch deutsche Autobauer und Zulieferer hart treffen. Das Vorgehen des US-Präsidenten lässt Befürchtungen vor einem weltweiten Handelskrieg mit verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen wachsen.
Was der Wirtschaft im Land Bremen konkret droht und wie abhängig die Städte Bremen und Bremerhaven von der Automobilindustrie sind, beantworten wir hier.
Welche Zoll-Pläne hat US-Präsident Donald Trump?
Zölle auf Stahl und Aluminium hat US-Präsident Donald Trump bereits auf den Weg gebracht. Nun droht er, auch Einfuhren von Autos in die USA deutlich zu verteuern. Die Zölle auf den Import von Autos in die USA würden "in der Nähe von 25 Prozent liegen", sagte Trump am Dienstag bei einer Pressekonferenz in seinem Anwesen Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida. Am 2. April wolle er sich konkreter dazu äußern. Bislang verlangt die USA einen Zollsatz von 2,5 Prozent auf Pkw-Importe.
Wie groß ist die Auto-Exportabhängigkeit Bremens?
Die deutsche Automobilindustrie exportierte 2024 laut Statistischem Bundesamt Kraftwagen und Kraftwagenteile im Wert von 262 Milliarden Euro aus Deutschland in die Welt. Wichtigster Außenhandelspartner sind derzeit die USA.
Besonders problematisch für Bremen im Hinblick auf die geplanten US-Zölle: Die Automobilindustrie spielt für das kleinste deutsche Bundesland eine tragende Rolle. "Das Segment Autos und Autoteile – was wir als den Mercedes-Benz-Effekt bezeichnen – macht 72,5 Prozent der Exporte aus Bremen in die USA aus", sagt Mario Jung, Volkswirt an der Fachhochschule Kaiserslautern. Er hat berechnet, für welche Bundesländer die Folgen potenzieller US-Zölle am größten wären (siehe Grafik).
Anteil Kraftwagen- und Kraftwagenteile an den Gesamtexporten in die USA (nach Bundesländern)
Zum Vergleich: Für das Saarland liegt die Quote bei 64,1 Prozent, gefolgt von Sachsen (56,6 Prozent), Bayern (32,9 Prozent) und Baden-Württemberg (29,5 Prozent). Das VW-Land Niedersachsen kommt bei Kraftwagen und Kraftwagenteilen auf eine entsprechende Ausfuhrquote von 15,2 Prozent.
Von sämtlichen Exporten von Kraftwagen und Kraftwagenteilen aus dem Land Bremen gehen Jung zufolge gut ein Fünftel in die USA.
Was bedeuten US-Zölle für die Bremer Häfen?
Große Bedeutung hat die Automobilindustrie für den Fahrzeugumschlag im Hafen von Bremerhaven. Denn die Seestadt betreibt den größten Automobilumschlaghafen Europas.
Dem Verband der Automobilindustrie (VDA) zufolge wurden 2023 insgesamt 3,1 Millionen Pkw aus Deutschland exportiert. 400.000 davon wurden demnach in die USA verschifft.
Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) nannte die Einführung der Zölle "eine feindselige Aktion". Unter ihr würden nicht nur Bremen und Deutschland leiden, sondern die Weltwirtschaft insgesamt. "Ich erwarte, dass die EU jetzt Rückgrat zeigt und mit harten Gegenmaßnahmen darauf reagiert", sagte Bovenschulte.

Für denselben Zeitraum nennt der Bremer Logistiker BLG, der in Bremerhaven das Auto-Terminal betreibt, einen Umschlag von rund 1,5 Millionen Autos. Grob zwei Drittel der Autos gingen in früheren Jahren in den Export, ein Drittel wurde über Bremerhaven nach Deutschland importiert. "Der Anteil Import zu Export liegt mittlerweile aber bei 50:50, das hat sich in den letzten Jahren geändert", sagt BLG-Sprecherin Tina Allerheiligen.
Der BLG zufolge betreffen derzeit zehn Prozent des Containergeschäfts und 30 Prozent des Autoumschlags in Bremerhaven die USA.
Was heißen höhere Zölle für den Automobilstandort Bremen?
Wissenschaftler haben sich bereits vor den jetzt erfolgten Ankündigungen Trumps mit potenziellen Folgen von US-Zöllen für den Automobilstandort auseinandergesetzt. "Weder der deutsche noch der europäische Heimatmarkt wären mengenmäßig in der Lage, einen Einbruch beim Export in die USA oder nach China aufzufangen", schrieb beispielsweise Thomas Puls vom arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft in einem Report vom September 2024.
Das könnte auch Auswirkungen auf das Bremer Mercedes-Werk haben, in dem rund 11.500 Mitarbeiter beschäftigt sind. 2023 lag dessen Auslastung laut Zahlen des Automobilindustrie-Informationsdiensts Marklines bei gut 79 Prozent. Demnach wurden 277.000 Fahrzeuge bei einer Kapazität von 350.000 Fahrzeugen produziert.
Sollten sich die protektionistischen Tendenzen am Weltmarkt für Kraftfahrzeuge weiter verfestigen, werde dies spürbar zu Lasten der Fertigung am Standort Deutschland gehen.
Thomas Puls vom arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln
Bei der BLG macht man sich bereits intensiv Gedanken. "Wir kalkulieren derzeit verschiedene Szenarien für einen möglichen Rückgang des Umschlags um bis zu 15 Prozent", sagte BLG-Vorstandschef Matthias Magnor auf Anfrage von buten un binnen. Wichtig seien nun eine klare Reaktion der EU und schnelle Verhandlungen.
Die BLG wurde 1877 gegründet und hat in fast 150 Jahren zahlreiche wirtschaftspolitische Umbrüche und Handelskonflikte erlebt – nicht nur mit den USA.
BLG-Vorstandschef Matthias Magnor
"Zölle sind prinzipiell verheerend für eine Exportnation wie Deutschland", sagt auch Volkswirt Mario Jung. Was für Bremen etwas relativierend wirken könne, sei allenfalls die Preiselastizität. Sie beschreibt die Auswirkungen von Preiserhöhungen auf die Nachfrage von Waren und Gütern. "Bei einem Luxuswagen wie einem Mercedes dürften US-Kunden eher bereit sein, höhere Preise durch Zölle zu akzeptieren, als beim Kauf eines Mittelklasseautos."
Mercedes selbst hätte wohl die Möglichkeiten, auf US-Zölle mit Produktionsverlagerungen zu reagieren. Denn einige Modelle, wie die für Bremen wichtige C-Klasse, kann der Konzern auch in anderen internationalen Werken bauen. So lief sie im Mercedes-Benz-Werk Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama bereits von 2014 bis 2020 vom Band, bevor das nordamerikanische Werk "vorläufig", wie es damals hieß, auf SUV-Modelle umgestellt wurde.
Der Text wurde erstmals am 20. Februar 2025 veröffentlicht und am 27. März 2025 aktualisiert.
Wie wirken sich US-Zölle auf Import-Autos in Bremen aus, Herr Hickel?
Quellen: buten un binnen und dpa.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Morgen, 27. März 2025, 8 Uhr