Interview

Wirtschaftsexperte: Bedrohung durch US-Zölle für Bremen begrenzt

Ein Mensch mit Schutzkleidungt steht an einem Hochofen in einem Stahlwerk, Funken sprühen.

Trumps Stahl-Zölle: Entwarnung für Bremen?

Bild: dpa | Federico Gambarini

Der Ökonom Mario Jung erklärt, warum die US-Zölle auf Stahl und Aluminium Bremen wohl weniger betreffen werden als Niedersachsen. Risiken gibt es aber trotzdem.

US-Präsident Donald Trump hat wie angekündigt Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte in die Vereinigten Staaten auf den Weg gebracht. Der Republikaner unterzeichnete dazu zwei Anordnungen im Weißen Haus. Sonderzölle auf weitere Produkte könnten folgen. Was das für Deutschland und besonders für Bremen und Niedersachsen bedeutet, erklärt Mario Jung, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Kaiserslautern im Interview mit Bremen Zwei.

Herr Jung, Sie haben eine Studie erstellt, inwieweit die Zölle von Donald Trump die einzelnen Regionen und Bundesländer hierzulande betreffen. Inwieweit sind die Zölle – speziell auf Stahl und Aluminium – denn für Bremen gefährlich?

Ja, natürlich sind diese Zölle für die betroffene Branche keine gute Nachricht, da sie die Wettbewerbsposition am Weltmarkt belasten. Allerdings muss man das Ganze für Bremen ein wenig relativieren. Wenn man sich die Regionaldaten anschaut, ist Bremen im bundesweiten Vergleich nicht stark betroffen. Da kann man ein wenig Entwarnung geben – trotz des Stahlwerks. In Niedersachsen ist das Risiko deutlich größer.

Wegen der Autoindustrie?

Nein, wegen der Metallerzeugnisse. Diese haben einen Anteil von 15 Prozent an den Exporten in die USA, deutlich über dem Durchschnitt, den wir in der Bundesrepublik Deutschland haben.

Wenn wir alle Waren betrachten, die bisher in die USA exportiert wurden, welche Branchen wären dann in unserer Region besonders betroffen, wenn Trump all seine Drohungen wahr machen würde?

Für Bremen sind die USA das Exportziel Nummer eins als Einzelland – auch wenn die Europäische Union für Bremen natürlich am wichtigsten ist. Aber 15 Prozent der Exporte gehen in die USA. Und die Exporte sind extrem konzentriert: Vier Warengruppen machen über 92 Prozent der Exporte in die USA aus. Vor allem das Segment Autos und Autoteile – was wir als den Mercedes-Benz-Effekt bezeichnen – macht 72 Prozent der Exporte aus Bremen aus. Da ist klar, wo die großen Risiken liegen.

Und die anderen 28 Prozent?

Die anderen Branchen sind Datenverarbeitung, elektrische und optische Erzeugnisse, sonstiger Fahrzeugbau und ein wenig Nahrungs- und Futtermittel. Diese machen sehr kleine Anteile aus.

Ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Handelskrieg eintritt, wenn Deutschland und Europa mit Gegenzöllen antworten?

Davon ist leider auszugehen. Unsere Politiker aus der EU haben bereits angedeutet, dass schon eine geheime Liste mit Gegenzöllen im Safe liegt. Da wird es spannend, was in den nächsten Tagen passiert. Wirtschaftlich gesehen ist ein Handelskrieg aber die schlechteste Lösung. Der wird am Ende zu keinem Gewinner führen. Es gibt zwar ganz klar einzelne Gruppen oder Unternehmen, die einen Vorteil haben können. Volkswirtschaftlich betrachtet wird ein Handelskrieg aber zu höheren Inflationsraten und Wachstumseinbußen führen.

Auch in den USA?

Definitiv. Trump hat seinen Wählern das nicht richtig erklärt. Er sagt zwar, dass es ein paar Schmerzen geben wird – aber die Schmerzen können auch in den USA ganz gewaltig sein. Davon ist definitiv auszugehen. Alle Prognosen zeigen Wachstumseinbußen und höhere Inflationsraten. 

Welche Möglichkeiten haben Bundesländer wie Niedersachsen und Bremen um gegenzusteuern?

Individuell keine, da wir eine Zollunion sind. Handelspolitische Beschlüsse müssen auf EU-Ebene gefasst werden. Man kann jedoch über Strukturmaßnahmen in der Region nachdenken, um Unterstützungsmaßnahmen umzusetzen.

Das Interview führte Tom Grote für Bremen Zwei, für butenunbinnen.de aufgeschrieben und redigiert hat es Robert Otto-Moog.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 11. Februar 2025, 8:10 Uhr