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Heuschnupfen-Zeit beginnt: Das müssen Allergiker wissen

Ein Mann mit Heuschnupfen und Taschentuch vor seiner Nase steht neben einem einem Korkenzieherhaselstrauch.
Bei diesem Bild kitzelt es vielen schon in der Nase. Die Pollensaison hat auch in Bremen und Bremerhaven begonnen. Bild: dpa | Angelika Warmuth

Was passiert im Körper bei einer Allergie, wann fliegen viele Pollen und wie sollten Betroffene mit Heuschnupfen umgehen? Wir beantworten die fünf wichtigsten Fragen.

  1. Was passiert bei einer Allergie im Körper?.
  2. Wann fliegen welche Pollen in Bremen und umzu?.
  3. Welche Symptome deuten auf eine Allergie hin?.
  4. Wie gefährlich sind Allergien?.
  5. Was können Betroffene tun?.

1 Was passiert bei einer Allergie im Körper?

Bei einer Allergie handelt es sich um eine Fehlfunktion des körpereigenen Immunsystems. Dieses reagiert überempfindlich auf Stoffe, die eigentlich harmlos sind. In dieser Jahreszeit sind vor allem Blütenpollen Auslöser dieser Reaktion (siehe Grafik).

So führen Pollen zu allergischen Reaktionen

Grafische Darstellung einer allergischen Reaktion auf Pollen Mast z elle Alle r gen 1 3 2 4 Wenn Allergene, zum Beispiel Pollen, auf die Haut oder Schleimhaut treffen, lösen sich Peptide: X Das sind winzig kleine Eiweißverbindungen. Die Peptide durchdringen die Hautbarriere und docken an IgE-Antikörper an: X . Die Antikörper haben sich zuvor mit einer Mastzelle verbunden. Mastzellen sind dort angesiedelt, wo häufig Kontakt mit Allergenen besteht, zum Beispiel in Haut und Atemwegen. Sie sind für die allergische Reaktion entscheidend. Mastzellen speichern auch den Botenstoff Histamin: X . Der spielt bei entzündlichen Prozessen eine wichtige Rolle. Und er wird von der Mastzelle unmittelbar ausgeschüttet, wenn ein Allergen an die mit der Mastzelle verbundenen IgE-Antikörper andockt. Die ausgeschütteten Boten- und Entzündungsstoffe bewirken dann, dass die Haut anschwillt, Sekret (Flüssigkeit) produziert wird, Juckreiz einsetzt, Quaddeln entstehen oder sich die Atemwege verengen. Klic k en Sie auf die Zahlen, um die Info zu öffnen und zu schließen.
Bild: Radio Bremen Quelle: ECARF

Konkret passiert dabei folgendes: Beim Kontakt mit harmlosen Umweltstoffen wie zum Beispiel Blütenpollen produziert das Immunsystem vermehrt Antikörper des Immunglobulin-E-Typs (IgE), um das Immunsystem gegen diese Umweltstoffe zu sensibilisieren. Diese Antikörper binden sich im Körper an sogenannte Mastzellen. Wenn dann jedoch im Frühling viele allergieauslösende Blütenpollen (Allergene) herumfliegen, kommen Allergiker über Haut oder Atemwege übermäßig häufig in Kontakt mit diesen Allergenen. Mit jedem Kontakt werden dabei vom Allergen kleine Eiweißverbindungen (Peptide) freigesetzt. Diese Peptide gelangen durch die Haut in den Körper.

Im Körper docken sie an die zuvor vom Immunsystem gebildeten Antikörper an den Mastzellen an. Das wiederum löst die allergische Reaktion aus. Denn die Mastzellen speichern unter anderem den Botenstoff Histamin, den sie nach dem Kontakt mit dem "Eindringling", also dem Peptid, sofort ausschütten. Das so ausgeschüttete Histamin wiederum bewirkt, dass sich in unmittelbarer Umgebung die Gefäße weiten und vermehrt Blut heranströmt, um Fremd- und Abfallstoffe abtransportieren zu können. So kommt es auch zu den typischen allergischen Reaktionen wie Schwellung, Rötung und Juckreiz.

2 Wann fliegen welche Pollen in Bremen und umzu?

Pollen sind das männliche Erbgut der Pflanze. Sie werden über Insekten oder mit dem Wind umhergetragen und verteilt. Die schlechte Nachricht für Allergikerinnen und Allergiker: Die für den Pollenflug in Deutschland besonders wichtigen Pflanzen blühen fast das gesamte Jahr (siehe Grafik).

In diesen Monaten ist die Pollenbelastung hoch

Balkendiagramm des Polenflugkalender Hasel Erle P appel Esche W eide Ulme Bir k e Buche Amp f er Roggen G r äser W egerich Beifuß Amb r osia De z ember Januar F ebruar März A pril Mai Juni Juli A ugust September Ok t ober N o v ember schwacher P ollenflug möglich mäßiger P ollenflug möglich star k er P ollenflug möglich
Bild: Radio Bremen Quelle: WetterOnlineDaten: 2013 bis 2022 (Flachland)


In einem milden Winter können Erle und Hasel bereits im Januar vorblühen. Gräser, Wegerich, Beifuß und Ambrosia können sogar noch bis weit in den September schwachen Pollenflug auslösen. Zwischen März und April gelten besonders Eschen, Pappeln, Weiden, Ulmen und Birken als wichtigste Pollenproduzenten. Vor allem Birken sind häufige Allergieauslöser.

In längeren Trockenzeiten sind zudem mehr Pollen unterwegs. Denn dann wäscht der fehlende Regen die Luft nicht regelmäßig rein. Die Auswirkungen des Klimawandels und der trockeneren Sommer auf die Pollenbelastung zeigt sich bereits in verschiedenen Studien. So hat sich dem deutschen Allergieinformationsdienst zufolge die Anzahl der Allergiker in westlichen Industriestaaten in den letzten Jahrzehnten vervielfacht. Knapp ein Drittel der 18 bis 79-Jährigen leiden inzwischen an Allergien, vor allem an Heuschnupfen.

Regionale Unterschiede an Küsten und in Städten

Regionale Unterschiede wirken sich ebenfalls auf den Pollenflug aus. So ist er in küstennahen Regionen wie Bremerhaven weniger stark ausgeprägt. Studien an Birken durch die Universität Augsburg haben darüber hinaus ergeben, dass die Pollenbelastung insbesondere in der Stadt um ein Vielfaches höher ist als auf dem Land.

Auf welche Pollenbelastung sich Allergikerinnen und Allergiker in Bremen, Bremerhaven und umzu angesichts der aktuellen Wetterlage vorbereiten können, kann auch im Netz nachgeschlagen werden – zum Beispiel beim Pollenflug-Gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes.

3 Welche Symptome deuten auf eine Allergie hin?

Eine Ärztin führt Allergiehauttests an einer Patientin durch (Symbolbild)
Allergietest beim Arzt. Rötliche Stellen auf der eingeritzen Haus verraten, auf welche Stoffe die Patientin zu sensibel reagiert. Bild: dpa | Imagebroker/Werner Bachmeier

Typische Symptome für jahreszeitlich bedingte Allergien wie "Heuschnupfen" sind Fließschnupfen, tränende Augen, Juckreiz und Ausschläge. Hinzu kommen oft Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie Tagesmüdigkeit.

Zur genauen Diagnose und Abklärung von Allergien dienen Haut- oder Bluttests. Beim Hauttest werden unterschiedliche Allergenextrakte auf den Unterarm geträufelt und die Haut an den entsprechenden Stellen fein eingeritzt. Färben sich die entsprechenden Stellen rötlich, hat eine allergische Reaktion stattgefunden. Beim Bluttest kann die erhöhte Menge hingegen direkt durch Testverfahren nachgewiesen werden.

4 Wie gefährlich sind Allergien?

Allergien sind chronische Erkrankungen, die sich ohne richtige Behandlung fortschreitend verschlimmern können. Aus einem Heuschnupfen kann dann ein chronisches Asthma werden. Dies wird auch als "allergischer Marsch" oder "Etagenwechsel" bezeichnet. Für Erwachsene können die Symptome schließlich so einschränkend sein, dass sie sich zeitweise krankschreiben lassen müssen.

Darüber hinaus können Pollenallergiker auch sogenannte Kreuzallergien entwickeln. Dies können zum Beispiel Lebensmittelallergien gegen Äpfel, Erdbeeren, Erdnüsse oder Gewürze sein.

5 Was können Betroffene tun? 

Um kurzfristig Beschwerden zu lindern, sind für viele Allergiker sogenannte Antihistaminika (Cetirizin, Desloratadin, Levocetirizin oder Loratadin) aus der Apotheke zur Gewohnheit geworden.

Doch es gibt auch Therapien. Dazu zählt die Hyposensibiliserung. Sie trainiert dem Immunsystem die Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Stoffen, also zum Beispiel Birkenpollen, ab. Dies gelingt, indem der Körper nach und nach an immer höhere Mengen des Stoffes gewöhnt wird. Das kann, je nach Allergie, durch Spritzen, Tropfen oder die Einnahme von Tabletten geschehen. In jeder dieser Varianten dauert die Behandlung allerdings mehrere Jahre.

Darüber hinaus können auch alltägliche Maßnahmen die Pollenbelastung in der Nähe gering halten. Dazu zählt, nur in der Nacht zu lüften, die Haare abends zu waschen, Kleidung nicht im Schlafzimmer auszuziehen und den Urlaub lieber an der Küste als zum Beispiel in der Lüneburger Heide zu verbringen.

Erstmalige Veröffentlichung 1. April 2023

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, Wetter, 24. März 2023, 19:58 Uhr