Fragen & Antworten
Bauern-Proteste: Verdienen Landwirte wirklich so wenig?
Deutschlandweit sind Landwirte am Montag gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung auf die Straße gegangen – auch in Bremen. Doch wie stehen die Bauern finanziell dar?
Wie viele landwirtschaftliche Betriebe gibt es in Bremen und Niedersachsen?
In Bremen gibt es laut aktuellem Statistischen Jahrbuch von 2021 133 land- und forstwirtschaftliche Betriebe, diese bewirtschaften insgesamt rund 8.000 Hektar Fläche – also rund ein Fünftel der Fläche des Landes Bremen. Laut Landwirtschaftskammer Bremen spielen vor allem die Rinder- und die Milchviehhaltung hier eine große Rolle. In Niedersachsen gibt es nach Zahlen des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums von 2021 rund 33.000 Betriebe, die insgesamt mehr als 2,5 Millionen Hektar bewirtschafteten. Laut Ministerium hält fast drei Viertel der Landwirte in Niedersachsen Tiere, die meisten haben Milchvieh, Schweine und Geflügel.
In ganz Deutschland gibt es insgesamt rund 256.000 landwirtschaftliche Betriebe. Die Zahl ist seit Jahren rückläufig, zuletzt hat sich das Höfe-Sterben aber zumindest verlangsamt.
Wie geht es der Branche momentan?
Der Gewinn der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland liegt im Schnitt bei 115.000 Euro, heißt es im aktuellen Situationsbericht des Deutschen Bauernverbands – so hoch wie lange nicht. Wie sich die Situation dann pro Kopf darstellt, hat das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft aufgeschlüsselt: Eine Arbeitskraft, die zum (Familien-)Betrieb gehört, erzielte im Geschäftsjahr 2021/2022 durchschnittlich ein Einkommen von 43.500 Euro. Nicht eingeschlossen sind dabei allerdings die sogenannten Fremdarbeitskräfte, zum Beispiel saisonal angestellte Erntehelfer. Zum Vergleich: Der Durchschnittsverdienst aller Arbeitskräfte in Deutschland insgesamt liegt bei etwa 49.000 Euro. Die Zahlen in der Landwirtschaft sind aber mit Vorsicht zu genießen: Sie schwanken unter anderem nach Betriebsgröße und -form sowie Standort der Höfe teilweise deutlich.
Gut lief es grundsätzlich für Milchvieh-, Gemischt- und Gartenbaubetriebe. Bei der Auswertung nach Flächenländern liegen Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Niedersachsen deutschlandweit vorn. Viele Höfe im Nordwesten zählten also zu den Gewinnern des vergangenen Geschäftsjahres – auch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen spricht von einem "Ausnahmejahr". Dass die Zahlen auf diesem Niveau bleiben, glaubt man dort aber nicht: Klimawandel, Seuchengefahr und Ungewissheit bei gesellschaftlichen und politischen Fragen trübten die Stimmung, hieß es vom Präsident der Kammer – noch bevor das Hochwasser viele Felder Niedersachsens geflutet hat. Außerdem muss sich die Branche generell mit steigenden Kosten auseinandersetzen, etwa für Pachten und Futtermittel.
Wie stark sind Landwirte auf Subventionen angewiesen?
Grundsätzlich verdienen die Landwirte ihr Geld natürlich durch den Verkauf ihrer Produkte – wobei sie sich teilweise mit schwankenden Preisen auseinandersetzen müssen, etwa bei den Milchpreisen. Einen großen Teil ihres Geldes bekommen die Landwirte aber auch durch Zuschüsse und Direktzahlungen. Im Schnitt machen diese laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft fast die Hälfte des Einkommens aus. Konkret handelt es sich dabei zum Beispiel um EU-Direktzahlungen, deren Höhe von der Größe der Betriebe abhängt – große Höfe bekommen mehr als kleine. Daneben gibt es unter anderem Zins- und Investitionszuschüsse und die viel diskutierte Agrardieselvergütung, deren geplanter Wegfall die Proteste erst richtig ins Rollen brachte.
Wie abhängig ist Deutschlands Lebensmittelversorgung von den Landwirten?
Von den landwirtschaftlichen Produkten, die wir in Deutschland benötigen, werden 86 Prozent in Deutschland hergestellt. Während von Kartoffeln, Schweinefleisch, Milch, Käse und Zucker so viel produziert wird, dass Deutschland diese Güter exportieren kann, muss bei Gemüse und Obst das Ausland aushelfen: Nur etwa ein Drittel an Gemüse und ein Fünftel an Obst kommt von deutschen Höfen. Der Rest wird importiert.
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Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 08. Januar 2023, 19.30 Uhr