Interview

Bremer Bauernverbands-Chef: "Im Grunde wollen wir alle das Gleiche"

Bremer Bauernpräsident: "Wir wollen informieren, nicht blockieren"

Bild: dpa | Michael Deines

Die Proteste der Bauern scheinen sich zu verselbstständigen. Hilmer Garbade, Präsident des Bremer Bauernverbands, glaubt aber nicht, dass die Demos den Verbänden entglitten sind.

Der Bauernprotest in Bremen ist deutlich kleiner ausgefallen, als geplant. Geht Ihnen so langsam die Puste aus?

Das würde ich so nicht sagen. Die Sichtbarkeit ist das, was wir wollen. Und das hat auch geklappt. Es gab eine Mahnwache, die bedeuten sollte: Wenn die Politik so weitergeht, können die Trecker nicht mehr besetzt werden. Und vielleicht hat man das tatsächlich auch schon so sehen können.

Trotzdem ist zuletzt wahrnehmbar, dass die Proteste nicht mehr so gut aufeinander abgestimmt waren, nicht immer angemeldet. Sind Ihnen die Proteste entglitten?

Das sehe ich nicht so. Die ganz große Mehrzahl der Proteste, der Kundgebungen, der Treckertaxis, der Gespräche, die wir führen, sind alle angemeldet und rechtskonform. Da stehen wir als Bauernverband und als Verbände allgemein für.

Wir wollen auf die Probleme, die lange noch nicht gelöst sind, aufmerksam machen. Und wollen damit eine Änderung der Politik bewirken.

Hilmer Garbade, Präsident des Bremer Bauernverbandes

Aber haben Sie noch den Überblick, wer da so mitläuft und auch mit welchen Zielen?

Im Großen und Ganzen ist das in jedem Fall so. Dass irgendwo einmal Trittbrettfahrer dabei sind, gibt es überall. Aber zu 98 Prozent wissen wir, wer dabei ist. Und die Landwirte stehen zu Demokratie und Rechtstaatlichkeit.

Hilmer Garbade, Präsident des Bremer Bauernverbandes, im Studio von buten un binnen
Hilmer Garbade ist Präsident des Bremer Bauernverbandes. Bild: Radio Bremen

Sind Sie denn einverstanden mit solchen Aktionen wie beispielsweise der Blockade des Druckhauses der "Nordsee-Zeitung" in Bremerhaven?

Das waren tatsächlich einzelne. Man muss immer gucken, ob etwas rechtskonform ist oder eben nicht. Und wenn es rechtskonform ist, kann man immer noch schauen, ob es auch zielführend ist. Wir wollen informieren, wir wollen positiv rüberkommen. Wir wollen nicht blockieren und niemanden schädigen. Alles, was nicht rechtskonform ist, ist nicht unseres. Das wollen wir nicht und das verurteilen wird auch.

Die Forderungen scheinen aber auch immer diffuser zu werden. Es scheint bei vielen nur noch ein allgemeines Dagegen zu sein. Werden Ihre Forderungen verwässert?

Wir haben konkrete Forderungen. Es ging los mit den Kürzungen beim Agrar-Diesel, die wortwörtlich über Nacht über uns gekommen sind. Diese Unzufriedenheit mit der Agrarpolitik führt ja aber weiter. Und deswegen ist es immer noch richtig zu sagen, dass der Agrar-Diesel nur das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Es gibt insgesamt eine Unzufriedenheit. Aber es geht immer noch um konkrete Forderungen, die wir an die Politik haben.

Hilmer Garbade, Präsident des Bremer Bauernverbandes

Müssen Sie als Verband trotz allem mehr tun, um wieder mehr Zugriff auf die Proteste zu haben? Oder wollen Sie es so laufen lassen, wie es jetzt ist?

Wir haben verschiedene Verbände mit verschiedenen Funktionen. Wir als Bauernverbände sind in erster Linie für die Kommunikation mit der Politik da. Land schafft Verbindung (LSV) erregt mehr Aufmerksamkeit. Und da gibt es ein Miteinander. Das will ich auch nicht gespalten haben. Zum Teil sind es auch dieselben Bauern, die sowohl LSV als auch Bauernverband angehören. Und eigentlich gehen wir in die gleiche Richtung. Über die Mittel und Wege ist in dem einen oder anderen Fall mal zu diskutieren. Aber im Grunde wollen wir alle das gleiche.

(Aufgezeichnet von Robert Otto-Moog.)

Bauerndemos in Bremen und umzu: Entgleisen die Proteste?

Bild: Radio Bremen

Autor

  • Felix Krömer
    Felix Krömer

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 9. Februar 2024, 19:30 Uhr