Sind diese Fahrgeschäfte auf dem Bremer Freimarkt den Hype wert?

Anna-Lina Wever steht vor dem "Rotor" auf dem bremer Freimarkt
Im Internet wird das Rundfahrgeschäft "Rotor" oft als "Kotzmaschine" bezeichnet. Unsere Reporterin hat das Fahrgeschäft getestet. Bild: Radio Bremen | Dustin Sherman

Physikalische und persönliche Grenzen überwinden: Reporterin Anna-Lina Wever hat den als "Kotzmaschine" bekannten "Rotor" und das neue 80 Meter hohe Kettenkarussell getestet.

Der Duft von gebrannten Mandeln und Zuckerwatte liegt in der Luft, als ich die Bürgerweide betrete. Der Freimarkt hat an diesem Dienstagmittag gerade seine Türen geöffnet und nur ein paar Menschen kommen mir entgegen.

Mir ist ein bisschen flau im Magen, wenn ich daran denke, was mir gleich bevorsteht. Ich habe mir vorgenommen zwei besondere Attraktionen zu testen: das Kultfahrgeschäft "Rotor" und eine Freimarkt-Neuheit, das 80 Meter hohe Kettenkarussell "Nordic Tower".

"Rotor" bringt Fahrgäste an ihre Grenzen

Auf dem Weg zu meinem ersten Halt gehe ich an zahlreichen Crêpe-Buden und Würstchenständen vorbei. Ich hätte nichts dagegen dort gemütlich etwas zu essen und das Treiben einfach nur zu beobachten. Aber das ist wohl vor meinem Test keine gute Idee. 

Der "Rotor" auf dem bremer Freimarkt
Der "Rotor" ist seit 1955 auf Jahrmärkten zu finden. Bild: Radio Bremen | Dustin Sherman

Im Internet wird das Rundfahrgeschäft "Rotor" oft als "Kotzmaschine" bezeichnet. Auch in den sozialen Medien beschreiben Leute ihre Erfahrungen mit "Nie wieder" oder "Mir war in meinem Leben noch nie so schlecht". Für manche musste das Fahrgeschäft sogar angehalten werden, weil sie es nicht mehr ausgehalten haben. Deswegen möchte ich wissen, ob der "Rotor" mich auch an meine persönlichen Grenzen bringen kann.

Fliehkräfte lassen einen vom Boden abheben

Von außen lässt sich nicht erahnen, was einem im Inneren erwartet. Eine graue Fassade im Stil einer Burg mit gelben Säulen. Von oben plätschert ein Wasserfall in ein kleines Becken. Als ich mehrere Etagen und Gänge hinter mich bringe, erinnert es mich eher an ein Lauffahrgeschäft. Dann komme ich bei einer Zuschauertribüne an, von der ich einen Blick in den Zylinder werfen kann. Dort werde ich gleich bei 28 Umdrehungen pro Minute und 22 km/h vom Boden abheben.

Ich betrete den "Rotor" und lehne mich mit dem Rücken an die Wand. Als sich der Zylinder zu drehen beginnt, spüre ich, wie die Fliehkraft mich immer mehr an die Wand presst. Nach kurzer Zeit senkt sich der Boden ab, und plötzlich klebe ich wie eine Fliege fest. Ich verliere innerhalb von Sekunden die Orientierung – die Welt um mich herum dreht sich.

Fazit: Nicht so schlimm wie erwartet

Reporterin Anna-Lina Wever steht im Fahrgeschäft "Rotor".
buten-un-binnen-Reporterin Anna-Lina Wever im Zylinder des "Rotors". Bild: Radio Bremen

Was mich überrascht: Ich gewöhne mich schnell an die Rotation. Ich warte nur darauf, dass mir doch noch übel wird, aber dieses Gefühl kommt während der gesamten Fahrt nicht auf. Ich werde sogar mutig und versuche Hände oder Füße entgegen der Kräfte von der Wand zu bewegen – ohne Erfolg. Also warte ich darauf bis die Geschwindigkeit wieder nachlässt und ich langsam zurück auf den Boden rutsche.

In diesem Moment überkommt mich dann doch ein leichtes flaues Gefühl. Ich taumele die ersten Schritte Richtung Ausgang, kann mich aber schnell wieder fangen. Es war definitiv nicht so schlimm, wie erwartet. Wenn man so was gut vertragen kann, ist es ein besonderes Erlebnis. Was allerdings seinen Preis hat: Für fünf Euro Eintritt würde ich es nicht unbedingt nochmal machen.

Andere Fahrgäste berichten von ähnlichem Erlebnis

Auf meinem Weg nach draußen fange ich noch ein paar andere Fahrgäste ab. Basti erzählt mir: "Es war schon ein Erlebnis, wenn der Boden einem unter den Füßen weggeht und man da wirklich nur an der Wand hängt." Philipp verbindet das Fahrgeschäft mit seiner Kindheit:

Ich kenne das noch von früher. Das war witzig und ordentlich schnell.

Philipp, Freimarkt-Besucher

Höhenflug im Kettenkarussell

Weiter geht es zum nächsten Fahrgeschäft: Das 80 Meter hohe Kettenkarussell "Nordic Tower" ist eine Neuheit auf dem Freimarkt und wird als das höchste der Welt angepriesen. Es befindet sich nur wenige Gehminuten vom "Rotor" entfernt. Nachdem ich eine Runde von unten zugeschaut habe, wie sich die Arme in die Höhe schrauben und sich in schwindelerregender Höhe bei bis zu 70 km/h im Kreis drehen, wage ich mich selbst hinein.

Das 80 Meter hohe Kettenkarussell auf dem bremer Freimarkt
Das Kettenkarussell "Nordic Tower" ist eine Neuheit auf dem Freimarkt. Bild: Radio Bremen | Dustin Sherman

Langsam hebe ich vom Boden ab. Die Fahrt beginnt zunächst gemächlich. Doch dann geht es in schnellen Kreisen in die Höhen. Der Wind pfeift mir um die Ohren, und ich kann viele Bremer Sehenswürdigkeiten wie den Dom und, hinter dem Bürgerpark, sogar den Müllberg entdecken. Allerdings dreht sich das Karussell viel zu schnell, um den Ausblick wirklich genießen zu können.

Fazit: Zu schnell, um Ausblick zu genießen

Die Höhe ist für mich kein Problem aber mit dem "Rotor" in den Knochen, wird mir bei den schnellen Umdrehungen ein wenig schlecht. Es war wahrscheinlich nicht die beste Idee, beides direkt hintereinander zu machen. Nach ein paar Minuten nimmt die Geschwindigkeit wieder ab und ich sinke nach unten.

Wieder mit festem Boden unter den Füßen kann ich für mich festhalten: Für sieben Euro Eintritt hat sich das nicht gelohnt. Ich hätte mir eine entspanntere Fahrt gewünscht, bei der ich den Ausblick mehr genießen kann. Ich bin jedenfalls froh, dass ich diesen Freimarkt-Selbsttest unbeschadet überstanden habe – und vor allem, dass die "Kotzmaschine" sich bei mir nicht bewahrheitet hat.

Reporterin Anna-Lina Wever steht im Fahrgeschäft "Rotor".

Kotzmaschine? Adrenalin pur? Wir testen den Rotor auf dem Freimarkt

Unsere Reporterin Anna-Lina Wever will wissen, was es mit dem Fahrgeschäft-Hype auf sich hat – und wagt sich in den "Rotor" auf dem Bremer Freimarkt.

Quelle: Radio Bremen

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Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 22. Oktober 2024, 19:30 Uhr