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Grüner Stahl auf der Kippe? Das ist der Stand beim Bremer Stahlwerk

IG Metall beunruhigt: Erteilt Arcelor Mittal grünem Stahl eine Absage?

Bild: dpa | Roland Weihrauch

Will Betreiber Arcelor Mittal das Bremer Stahlwerk doch nicht auf grünen Stahl umstellen? Trotz Dementi des Konzerns sorgen die Gerüchte für Unruhe – denn es geht um viele Arbeitsplätze.

Warum gibt es aktuell Unruhe um das Bremer Stahlwerk?

Die Gewerkschaft IG Metall beunruhigt ein Artikel in einer belgischen Zeitung. Dort heißt es, der Betreiber des Bremer Stahlwerks, Arcelor Mittal, wolle zunächst insgesamt nur an drei Standorten in Europa in die Produktion von klimafreundlich produziertem Stahl investieren. Bremen sei nicht genannt worden – obwohl es bislang hieß, dass das Unternehmen auch in Bremen auf den sogenannten "grünen Stahl" setzen will. Eine finale Investitionsentscheidung hatte das Unternehmen allerdings ohnehin noch nicht getroffen.

Worum geht es konkret?

Um den klimaneutral produzierten, grünen Stahl zu erzeugen, müsste Arcelor Mittal das Stahlwerk ziemlich umkrempeln: Der Hochofen müsste stillgelegt und stattdessen eine Direktreduktionsanlage sowie ein Elektrolichtbogenofen aufgebaut werden. Diese neuen Anlagen sollen dann grünen Wasserstoff nutzen, die Weichen dafür sind bereits gestellt.

Daneben sollen elektrisch betriebene Schmelzöfen die herkömmlichen Stahlkonverter ablösen. Dieser Umbau wird viel Geld kosten – deshalb haben Bund und Land Bremen bereits Fördergelder von mehr als 800 Millionen Euro zugesagt.

Welche Reaktionen gibt es bisher auf die Berichte?

Ein Sprecher von Arcelor Mittal bezeichnete den Artikel als Falschmeldung. Gleichzeitig sagte er aber, der Konzern sei aktuell in einem schwierigen Markt tätig, daneben gebe es eine Reihe politischer Unsicherheiten. IG Metall beruhigt das nicht: Sollte der Konzern vorerst nicht investieren und auf die kommenden Jahre vertrösten, sei das für das Bremer Stahlwerk eine Existenzfrage, heißt es von der Gewerkschaft.

Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) fordern deshalb vom Konzern, die Gerüchte schnell abzuräumen.

Ich erwarte, dass die Konzernspitze jetzt Klarheit schafft, sich klar zum Standort bekennt und schnell die Investitionsentscheidung für das Werk und die Arbeitsplätze in Bremen trifft.

Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD)

Vogt sagte, die Landesregierung habe alles dafür getan, um die Umstellung des Stahlwerks zu unterstützen.

Die Bremer CDU dagegen hat die Landesregierung aufgefordert, mit der Konzernleitung von Arcelor Mittal noch einmal direkte Gespräche über grüne Stahlproduktion in Bremen aufzunehmen. Fraktionschef Frank Imhoff forderte Bovenschulte und Vogt auf, sich bei der Unternehmenszentrale für den Bremer Standort einsetzen.

Welche Bedeutung hat das Stahlwerk für Bremen?

Unruhig sind Arbeitnehmer und Politik vor allem deshalb, weil das Stahlwerk mit mehr als 3.000 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber in Bremen ist. Diese stellen auf dem sieben Quadratkilometer großen Gelände im Bremer Norden pro Jahr bis zu 3,6 Millionen Tonnen Rohstahl her – das entspricht etwa zehn Prozent der gesamten Stahlproduktion in ganz Deutschland.

Gleichzeitig ist das Stahlwerk allerdings der größte CO2-Produzent im Land Bremen: Rund die Hälfte des gesamten CO2-Ausstoßes in Bremen geht auf die Kappe des Stahlwerks. Auch aus klimapolitischer Sicht möchte die Politik den Umstieg auf grünen Stahl daher vorantreiben.

Wie geht es jetzt weiter?

Das ist ungewiss. Eine endgültige Entscheidung, in welche Standorte Arcelor Mittal nun investieren wird, sei noch nicht getroffen worden, heißt es vom Konzern – diese wird offenbar erst 2025 fallen.

Mehr zum Bremer Stahlwerk:

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Bild: Radio Bremen

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 21. November 2024, 19.30 Uhr