Familie aus Afghanistan nachholen? Bremen lehnt etliche Anträge ab
Ein Landesaufnahmeprogramm erlaubt es afghanischen Geflüchteten, ihre Verwandten nach Bremen zu holen. In der Praxis lehnt die Behörde allerdings neun von zehn Anträgen ab.
Nur wenige afghanische Geflüchtete, die in Bremen leben, konnten bisher ihre Angehörigen nachholen. Im Rahmen eines Landesaufnahmeprogramms lehnten die Behörden rund 90 Prozent der Anträge ab. Laut Bremer Innenbehörde wurden seit Beginn des Landesaufnahmeprogramms vor knapp einem Jahr Anträge für mehr als 400 Personen gestellt. 23 von ihnen durften seitdem aus Afghanistan zu ihren Verwandten nach Bremen kommen. Die meisten Anträge wurden aber abgelehnt.
Die Antragsteller konnten laut Behörde nicht nachweisen, dass sie genug Geld haben, um in Bremen für ihre Angehörigen aufzukommen. In vielen weiteren Fällen reichten die verwandtschaftlichen Bindungen nicht aus, um den Anträgen zuzustimmen.
Scharfe Kritik vom Flüchtlingsrat
Der Flüchtlingsrat Bremen kritisiert die geringe Zahl der erfolgreichen Anträge scharf: Das Aufnahmeprogramm hätte dazu dienen sollen, konkret Menschenleben zu retten, stattdessen habe der Bremer Senat es gegen die Wand gefahren. Es sei bis heute nicht nachvollziehbar, "wie Bedarfe der kommenden Personen von der Sozialbehörde berechnet werden", teilte der Flüchtlingsrat mit. Auf Nachfragen der afghanischen Geflüchteten in Bremen hätte das Migrationsamt keine hilfreiche Antworten gegeben.
Es lag in der Verantwortung der Bremer Rot-Grün-Rot-Regierung dieses Aufnahmeprogramm so umzusetzen, dass ganz konkret Menschenleben gerettet werden. Stattdessen nutzte sie das Programm, um das eigene Image bundesweit zu polieren.
Nazanin Ghafouri vom Flüchtlingsrat Bremen
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 11. Juli 2024, 16 Uhr