Das unterscheidet den Nikolaus vom Weihnachtsmann
Hatten Sie heute Morgen was im Stiefel? Dann war wohl der Nikolaus bei Ihnen. Oder doch der Weihnachtsmann? Und wer sind dann das Christkind und Knecht Ruprecht? Wir klären auf.
Zwei Termine sind für Bremer Kinder in der Weihnachtszeit fest gesetzt: der Nikolaustag am 6. und Heiligabend am 24. Dezember. Während die Termine feststehen, sind es in vielen Familien unterschiedliche Figuren, die Stiefel und Schuhe in der Nacht mit Süßigkeiten füllen oder die Geschenke unter den Tannenbaum legen. Manchmal ist der Nikolaus der Gabenbringer, manchmal der Weihnachtsmann oder das Christkind.
Gemeinsam haben die Weihnachtsfiguren: "Sie sind alle winterliche Brauchtumsgestalten, bei denen es um Umverteilung und das freie Geben und Schenken ohne Erwartungen geht", sagt Professor Thomas Hauschild, der am Institut für Ethnologie an der Universität Hamburg lehrt und ein Buch über den Weihnachtsmann veröffentlicht hat. Trotz aller Gemeinsamkeiten unterscheiden sich die Figuren voneinander. Wir bringen Ordnung in das weihnachtliche Wirrwarr:
1 Wer ist der Nikolaus – und gab es ihn wirklich?
Der Nikolaus hat seinen Auftritt jedes Jahr am 6. Dezember. Im dritten und vierten Jahrhundert gab es tatsächlich einen Bischof Nikolaus in Myra, der an der Mittelmeerküste der heutigen Türkei gelebt haben soll. Gefeiert wird der Nikolaustag am Todestag des Bischofs. Heiliggesprochen wurde er, weil er mehrere Wunder geschehen haben lassen soll, sagt Sabine Hatscher von der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK). Auch sei er für seine Wohltätigkeit bekannt gewesen. Später habe sich daraus der Brauch entwickelt, dass er den Menschen kleine Geschenke bringen soll.
Eng verbunden mit der Nikolaus-Figur sei außerdem die Versorgung mit Lebensmitteln, "gerade dort, wo das Essen knapp wird", sagt Ethnologe Hauschild. Als Heiliger diente Nikolaus unter anderem für den Transport von Getreide – daraus entwickelte sich später das Bringen von Gaben.
Seine Figur wurde als Begründung genutzt, um sich im Winter gegenseitig etwas zu schenken.
Ethnologe Thomas Hauschild
Anders als die Schokolade in den Stiefeln heute sei das Beschenken für einige Menschen damals lebensnotwendig gewesen, sagt Hauschild. "Früher konnten viele den Winter ohne Zusammenhalt und den gegenseitigen Gaben-Tausch nicht überleben."
Auch das Gebäck, das heute zu Weihnachten verschenkt und gegessen wird, sei auf die harten Winter zurückzuführen, in denen die Lebensmittel damals noch knapp waren. Um etwa die Haltbarkeit von Getreide zu verlängern, hätten die Menschen damals Mehl mit Gewürzen angereichert und zu Backwaren verarbeitet, so der Experte. Rund um den Nikolaustag wurde das Gebackene dann an Bedürftige und Arme verschenkt.
2 Weihnachtsmann
Anders als der Nikolaus ist der Weihnachtsmann nicht auf einen Heiligen zurückzuführen, den es tatsächlich einmal gegeben haben soll. "Der Weihnachtsmann ist eine sehr viel spätere Erfindung aus dem 16. und 17. Jahrhundert", sagt Experte Hauschild. Auch laut Sabine Hatscher von der BEK ist der Weihnachtsmann eine "Kunstfigur", die allerdings Ähnlichkeiten zu Nikolaus von Myra hat. So gebe es etwa frühe Darstellungen, die den Weihnachtsmann wie Nikolaus von Myra in einem Bischofsgewand zeigen.
Ausgedacht wurde der Weihnachtsmann wohl im Zusammenhang mit der Reformation, der Spaltung der christlichen Kirche in die verschiedenen Konfessionen (evangelisch und katholisch). Reformatoren wie Martin Luther (1483-1546), die die Heiligenverehrung beenden wollten, brauchten deshalb auch für Nikolaus von Myra eine Ersatzfigur. "Sie hatten kein Interesse daran, den alten Kurs fortzusetzen, sie brauchten aber auch eine Figur für den Gabentausch im Winter", sagt Hauschild. Und geboren war damit die Idee vom Weihnachtsmann – optisch ähnlich zur Nikolausfigur: beide mit dem Gesicht eines alten Mannes, hoher Stirn, einem Bart und einer Robe als Kleidungsstück.
Und dann hat natürlich noch Coca Cola sein mit seinen Werbespots zu Weihnachten sein Übriges getan: "Der freundliche Coca-Cola Santa Claus mit Rauschebart in den Farben Rot und Weiß ging als PR-Aktion um die Welt", sagt Hatscher von der BEK.
3 Wer ist eigentlich Knecht Ruprecht?
Knecht Ruprecht taucht fast immer als Begleitperson des Nikolaus' auf, meist als sein Gehilfe. Er war einst eine Symbolfigur für Ermahnung und Strafe und hatte immer ein "Buch der bösen Taten" mit Infos der Eltern über schlechtes Verhalten der Kinder bei sich, sagt Professor Hauschild. Er soll einst aus der Hölle auf die Erde aufgestiegen sein.
Heute, so Hatscher und Hauschild, wird Knecht Ruprecht nicht mehr als "böse Figur" dargestellt, die Mädchen und Jungen bestraft. Zusammen mit dem Nikolaus oder dem Weihnachtsmann beschenke er heute die Kinder.
4 Und wozu gibt es dann noch das Christkind?
Ähnlich wie der Weihnachtsmann ist auch das Christkind als eine Ersatzfigur erfunden worden, um der Heiligenverehrung des Nikolaus etwas entgegenzusetzen. Reformatoren wie Luther "kreierten oder beförderten auch die Vorstellung vom Christkind", sagt Hatscher. Auf Bildern und in Kostümen ist es meist mit Engelsflügeln zu sehen, auch Darstellungen als Christuskind sind beliebt.
5 Und was jetzt?
Egal ob Nikolaus, Weihnachtsmann oder Christkind, einig sind sich die zwei Experten, dass die Grenzen zwischen den Weihnachtsfiguren immer mehr verschwimmen. Gemeinsam bleibt ihnen das Bringen von Geschenken, das für die Kinder meist unentdeckt geschieht.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 6. Dezember 2022, 6:40 Uhr