Interview
Bringt der Kaufhof-Deal die Kehrtwende für die Bremer Innenstadt?
Bremen hat das Kaufhof-Gebäude für 34 Millionen Euro gekauft – und die Hoffnung auf einen Aufschwung ist groß. "Der Knoten ist geplatzt", sagt Innenstadtkoordinator Carl Zillich.
Herr Zillich, der Kauf wird von der Politik als "Meilenstein" und "Jahrhundert-Chance" bezeichnet. Ist diese Euphorie angemessen?
Tatsächlich haben wir durch die Digitalisierung und Corona gemerkt, dass die Innenstädte keine Zukunft haben, wie wir sie über Jahrzehnte gewohnt waren. Also dass im Grunde das Shoppen und der Konsum uns zusammenbringt und zusammenhält. Und da ist einfach jetzt die Frage, wie kann man die Trendwende schaffen?
Durch die Immobilienkrise haben wir gerade ein Tal, bei dem es wichtig ist, dass die öffentliche Hand Geld in die Hand nimmt, um zu sagen: Wir zeigen jetzt, wie die Mischung von Großimmobilien geht, um dann die Innenstadt neu zu erfinden, damit sich dort wieder alle wohlfühlen und begegnen.
Was auf der Fläche entstehen soll, ist unklar. Von Wohnungen bis weiteren Auslagerungen der Uni oder kleinen Geschäften ist alles denkbar. Was ist denn das Geheimnis einer lebendigen Innenstadt?
Wie gesagt: Die Mischung macht’s. Es geht nicht mehr darum, große Flächen für eine Nutzung zu entwickeln, sondern vielfältig zu sein. Wir müssen aus Gründen der Nachhaltigkeit gucken, wie wir verschiedene Mischungen zusammenbringen – wo die Wohnungsnutzung ist, wo Konsum weiter möglich ist, wo aber auch konsumfreie Orte und Büros sind.
Es geht um die Frequenz, die Innenstädte brauchen, aber auch um die Qualität in ganz verschiedenen Zielgruppen. Deshalb ist es wirklich so, dass man vom Dach bis zum Erdgeschoss gucken muss, was für welche Ebene passt. Deshalb wird es eine Mischung geben, die ruhig ist, aber hoffentlich auch aufregende Elemente hat.
Platzt durch den Erwerb des Kaufhof-Gebäudes nun der Knoten für die Innenstadt?
Ich glaube schon. Die Uni am Domshof war ein wichtiger Schritt und auch das Balgequartier ist im Bau. Auf jeden Fall ist jetzt die Talsohle durchschritten. Man merkt auch schon, dass die Privaten drumherum genau hinschauen, wie man gemeinsam etwas schaffen kann.
Im Gegensatz zur Innenstadt funktionieren die Einkaufszentren Dodenhof, Weserpark oder Waterfront gut. Könnte das daran liegen, dass man dort gut mit dem Auto hinkommt und auch parken kann?
Natürlich ist es bequem, zu Einkaufszentren zu fahren – und diese Bequemlichkeit, die sich eingerichtet hat, kann man auch nicht zurückschrauben. Gleichzeitig muss man aber auch sagen: Wir haben kein Stellplatzproblem in der Innenstadt. Denn wir haben genügend Parkhäuser, die zurzeit nicht ausgelastet sind. Was also mit dem Parkhaus-Mitte wegfällt, können das Brill-Parkhaus und andere locker wegstecken. Insofern bleibt die Innenstadt für alle erreichbar. Das Auto ist nicht ausgeschlossen.
(Das Gespräch führten Katharina Guleikoff und Jens-Uwe Krause für Bremen Eins. Aufgeschrieben und redigiert hat es Helge Hommers.)
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 21. November 2024,