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Junge Akteure am Theater Bremen feiern 20. Geburtstag mit "Hamlet"

Erst eine Theaterschule, heute viel mehr: Die Jungen Akteure des Theaters Bremen feiern ihren 20. Geburtstag. Im Zentrum steht die Premiere von "Hamlet".
Totenköpfe an der Rampe zeigen unmissverständlich: Es geht ums Ganze. "Sein oder Nichtsein" steht dazu auf der Rückseite der Bühne geschrieben: der berühmte Anfang jenes Monologs, in dem William Shakespeares Prinz Hamlet zwischen Todessehnsucht und Angst vor dem Tod schwankt. Mitten dazwischen stimmen zehn junge Männer und Frauen einen düsteren Pop-Song an: Berqs "Mein Hass tritt dir die Haustür ein".
Bei der Probe der Jungen Akteur:innen des Theaters Bremen entwickelt die Regisseurin Joanna Praml gerade mit den Jugendlichen Tarek, Matilde, Ida, Devrim, Davina, Rosa, Ekin, Mio, Sona und Christopher eine neue Lesart von Shakespeares "Hamlet". Am Samstag, 26. April, soll die Premiere steigen. Das Besondere daran: Die Produktion steht im Zentrum der Feierlichkeiten um den 20. Geburtstag der Jungen Akteur:innen – die zu ihrer Geburtsstunde noch "Junge Akteure" hießen.
20 Jahre Junge Akteure in Bildern
Aufs Theater, nicht aufs Bewerten kommt es an
Damals, als das Gendern noch nicht üblich war, nannten sich die Jungen Akteure auch "Theaterschule" – ein Begriff, von dem sich Nathalie Forstman heute ebenso klar distanziert wie von dem generischen Maskulinum: "Schule hat immer auch mit Bewerten zu tun. Aber darum geht es bei uns nicht. Wir spielen Theater und wollen junge Menschen für Theater begeistern."
Forstman hat die Entwicklung der Jungen Akteur:innen von Anfang an begleitet und geprägt: zunächst als Praktikantin und Assistentin, seit 2011 als künstlerische Leiterin, inzwischen gemeinsam mit Christiane Renziehausen. Ihre Erfolge sind beachtlich. Die Jungen Akteur:innen sind seit ihrer Gründung erheblich gewachsen. Nicht mehr nur eine, sondern drei hauptamtliche Kräfte arbeiten heute dort. Immer mehr Jugendliche bringen sich ein. Und statt im kleinen Kontorhaus in der Schildstraße sind die Jungen Akteur:innen heute genauso am Goetheplatz zuhause wie das Musiktheater-, das Tanz-, das Schauspiel- und das Moks-Ensemble.
"Das haben wir natürlich Michael zu verdanken", sagt Forstman dazu. Der kürzlich verstorbene Intendant des Theaters Bremen, Michael Börgerding, habe die Jugendsparte des Hauses stets stark gefördert und auch die Jungen Akteur:innen immer unterstützt.
"Geld soll für niemanden einen Hürde darstellen"
Heute probieren sich dort sieben Theaterwerkstätten wöchentlich aus. Hinzu kommen in jeder Spielzeit neue Ferienworkshops, ein inklusives Tanztheater-Training sowie zwei bis drei große Neuproduktionen. Auch gibt es für alle im Alter von 15 bis 21 wöchentlich ein offenes Theatertraining – kostenlos. "Geld soll bei uns für niemanden eine Hürde darstellen", beschreibt Forstman die Idee dahinter. Die Jungen Akteur:innen wollten Barrieren abbauen. Sie verstünden Theater als Ort für jedermann – und gingen entsprechend aktiv auf die Kinder und Jugendlichen in den Stadtteilen zu.
Angefangen habe es 2014 mit "Homezone", einem interdisziplinären Theaterprojekt in Gröpelingen, bei dem es um das Zuhause ging. Es folgten ähnliche Projekte in Blumenthal und auch in Hemelingen, jeweils in enger Kooperation mit örtlichen Schulen und Kultureinrichtungen. Heute fühlten sich Jugendliche aus allen Stadtteilen und mit unterschiedlichen Lebensperspektiven bei den Jungen Akteur:innen zuhause.
"Am meisten aber ist unser Publikum gewachsen", freut sich Forstman. Hätten in den Anfangsjahren der Jungen Akteure vor allem deren Freunde und Angehörige die Vorstellungen verfolgt, so kämen längst auch "neutrale" Jugendliche und Erwachsene zu den Aufführungen. "Das Publikum macht keinen Unterschied mehr", sagt die Theaterpädagogin dazu. Tatsächlich ist zumindest die Premiere von "Hamlet" seit Wochen ausverkauft.
Trauerfeier für Michael Börgerding: "Er glaubte ans Theater"
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 26. April 2025, 19.30 Uhr