Interview

Zu viel am Handy? Bremer Schüler entwickeln App, die helfen soll

Die Entwickler der App SocialHope Jonte Walter und Lucas Knapp

Zwei Bremer Schüler entwickelten eine App gegen hohe Bildschirmzeit

Bild: Lucas Knapp

Lucas Knapp und Jonte Walter wollen gegen zu hohe Bildschirmzeit ankämpfen. Dafür haben sie im Rahmen von Jugend forscht eine App entwickelt, die helfen soll.

Viele Menschen dürften es kennen: Das Scrollen am Handy bis in die Nacht hinein, als Folge eine stundenlange Bildschirmzeit und den Ärger über sich selbst, weil man mal wieder nichts anderes geschafft hat. Dank Lucas Knapp und Jonte Walter gibt es bald vielleicht einen Ausweg dafür: Die beiden Schüler der Europaschule Utbremen haben eine App names "Socialhope" entwickelt, die vom Scrollen ablenken soll. Mit ihrem Projekt haben sie es ins 60. Bundesfinale des "Jugend forscht"-Wettbewerbs geschafft.

Die Testversion der App kann man bereits unter socialhope.de testen. Lucas Knapp erklärt im Interview, was dahinter steckt.

Eine Jugendliche schaut ein Video auf ihrem Smartphone
Verschwendete Nachmittage oder Schlafenszeit durch endloses Scrollen auf Social-Media – dem will die App "Socialhope" entgegenwirken. Bild: dpa | Robin Utrecht

Wie bekommt man es mit eurer App hin, dass man nicht mehr bis tief in die Nacht bei Social Media scrollt?

Am Ende ist es natürlich deine Entscheidung, wir versuchen aber, einen Anreiz zu geben, damit aufzuhören. Wir senden Benachrichtigungen, da stehen dann zum Beispiel Sachen drin wie "Geh mal wieder spazieren", "Triff dich mal mit Freunden", "Passt das wirklich zu deinen Zielen, was du da gerade machst?". Und manchmal steht da auch drin: "Du bist jetzt schon zehn Minuten hier, willst du nicht mal was anderes machen?" oder "Lies mal wieder ein Buch."

Ich glaube, das mit der zu hohen Bildschirmzeit kennen sehr viele und das ist auch genau der Punkt, an den wir ran wollen – an dieses "Doomscrolling". Oft denkt man sich ja, "Okay, ich habe jetzt gerade Pause, ich bin mal eben fünf Minuten auf TikTok" – und zack, ist eine halbe Stunde rum.

Wie seid ihr denn auf die Idee gekommen?

Wir haben uns generell mit dem Social-Media-Problem beschäftigt. Dann haben wir angefangen, uns damit zu befassen, wie es klappt, dass die Plattformen uns so lang bei ihnen halten können. Das sind natürlich die Algorithmen, gerade bei diesen Kurzvideos. Aber auch Benachrichtigungen spielen da eine ganz wichtige Rolle. Die versuchen, uns nämlich immer in die App zu ziehen. Das heißt, wenn das Handy gerade aus ist, dann geht das Display an und wir kriegen eine Nachricht: "Hey, jemand hat dir eine neue Nachricht geschrieben" und das weckt Neugierde, Spannung. Es ist also ein Anreiz die App zu öffnen und dort Zeit zu verbringen.

Irgendwann kam uns dann die Idee, dass es doch möglich sein muss, eine App zu entwickeln, die einem Benarichtigungen sendet, wenn man schon auf einer App ist und die einen dann dazu motiviert, wieder runterzugehen.

Lucas Knapp, Entwickler der App "Socialhope"

Wie ist das denn alles neben der Schule überhaupt machbar?

Ich sag mal so, neben der Schule und "Socialhope" ist auf jeden Fall nicht mehr viel übrig. Wir kriegen es zwar alles irgendwie hin, aber das ist sehr viel Prioritätensetzen und Zeitmanagement. Wir müssen ganz viel planen.

Drei Kinder/Teenager schauen auf ein Handy eines Jungen.
Die Algorithmen der Social-Media-Plattformen sind extra darauf ausgelegt den Nutzer möglichst lange am Handybildschirm zu halten. Bild: dpa | Connect Images/ Pancake Pictures

Ist es euer Ziel, das in Zukunft weiter zu machen, vielleicht eine Firma zu gründen?

Ja, wir haben da schon viel gebrainstormt. Das ist nicht konkret in den nächsten Wochen, aber wir haben schon viele Ideen, was man daraus machen kann. Das Schwierige bei solchen Themen ist die Monetarisierung, weil die Social-Media-Plattformen kostenlos sind. Wenn wir dann Geld für die App nehmen, lädt die keiner mehr runter, glaube ich.

Die Idee, die wir jetzt für die ganz ferne Zukunft hätten, wäre, etwas weiterentwickelt in eine Bildungsrichtung zu gehen: darüber, wie Social Media funktioniert. Das könnte dann an Schulen in einem – hoffentlich bald entstehenden – Unterricht über digitale Medien eingesetzt werden. Oder man macht in Kooperation mit Krankenkassen eine eher therapeutische App. Aber mal schauen, was daraus noch wird.

Nun steht das "Jugend forscht"-Bundesfinale an. Habt ihr Hoffnung, zu gewinnen?

Ja, aber ich glaube, dabei sein ist alles. Wenn man bei einem Bundeswettbewerb dabei ist, macht sich das gut im Lebenslauf. Das ist einfach in der Teilnahme schon etwas total besonderes. Da sind über hundert Teilnehmer aus ganz Deutschland und da sind wirklich gute Sachen dabei. Auch die Teilnehmer aus Bremen sind sehr stark.

Das Interview führten Tine Kuntze und Pit Kröger für Bremen Vier. Aufgeschrieben für butenunbinnen.de hat es Jule Rehenbrock.

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Autorinnen und Autoren

  • Tine Kuntze
    Tine Kuntze Moderatorin
  • Pit Kröger
    Pit

Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, 16. April 2025, 7:10 Uhr und 8:40 Uhr