Wie ein Bremer die Schraubstollen für den Fußballschuh erfand

Schraubstollen-Schuh im Adidas-Archiv

30. August 1949: Patent auf Schraubstollen

Bild: Radio Bremen

Vor 75 Jahren hat der Schuhmacher Alexander Salot das Patent für den Schraubstollen erhalten. Auch wenn heute nur Adidas dafür bekannt ist, erinnern wir an den wahren Erfinder.

Das "Wunder von Bern" ist vielen in guter Erinnerung, als Deutschland die ungarische Mannschaft im Fußball-WM-Finale von 1954 besiegte. Pünktlich zum Anpfiff hatte es zu regnen begonnen. Von Minute zu Minute wird der Boden nasser und rutschiger. Die Ungarn führen schnell mit 2:0, die Bundesrepublik gleicht aus. Und je länger das Spiel dauert, desto stärker werden die Deutschen, auch weil sie tatsächlich besser mit dem Wetter klarkommen.

Neben den Torschützen Helmut Rahn, Kapitän Fritz Walter, Torwart Toni Turek und Trainer Sepp Herberger gilt aber noch einer als Vater des Wunders von Bern: Adolf – kurz Adi – Dassler, der Gründer der Firma Adidas. Er verschafft den Deutschen einen Wettbewerbsvorteil durch Schraubstollen an ihren Fußballschuhen. Mit deren Hilfe können die Deutschen flexibel auf das Wetter und den vom Regen aufgeweichten Boden reagieren.

Nicht Adidas, sondern Salot erfand die Schraubstollen

Porträt von Alexander Salot vor Patentschrift und Abbildung des Schraubstollen-Schuh
Schumacher-Meister Alexander Salot verteidigte sein Patent nicht – warum ist bis heute ein Rätsel. Bild: Radio Bremen

Der Kinofilm "Das Wunder von Bern" von Regisseur Sönke Wortmann zeigt, wie Dassler seine Neuerung dem Bundestrainer präsentiert. Doch der Erfinder der Schraubstollen ist Adolf Dassler nicht. Seit den 1920er Jahren hatten verschiedene Personen auf diesem Feld experimentiert. Einer davon ist der Bremer Schumacher-Meister Alexander Salot.

In seinem Gartenhaus produziert er einen leichten, neuartigen Fußballschuh, auf den er 1949 ein Patent anmeldet: "Patentschrift Nummer 851761: Fußballstiefel oder dergleichen mit auswechselbaren Gleitschutzstollen." Das war knapp fünf Jahre vor dem WM-Finale.

In Bremen stattet Alexander Salot die Mannschaft des Blumenthaler SV mit seiner Erfindung aus. Und die sorgt damals für Furore. Dreimal hintereinander wird der Klub Bremer Meister. Stürmer Hans Lewin erinnert sich in einem Film von Radio Bremen (2009) an diese Zeit:

Wenn wir einen feuchten Boden hatten, konnten wir längere Stollen nehmen und die anderen rutschten und wir rutschten nicht. Das war der große Unterschied dabei. Da haben die immer gesagt, wie kann das bloß angehen?

Hans Lewin, ehemaliger Fußballspieler vom Blumenthaler SV

"Der Spiegel" berichtet über "Fußballstiefel mit Gewinde"

Artikel im Spiegel von 1950 über den "Fußballstiefel mit Gewinde"
"Der Spiegel" berichtet 1950 über den "Fußballstiefel mit Gewinde" – mit seiner Hilfe wurde der Blumenthaler SV dreimal hintereinander Bremer Meister. Bild: Radio Bremen

Die Neuerung spricht sich herum. Das Magazin "Der Spiegel" berichtet 1950 über den Bremer Schuhmacher-Meister. Werder Bremen, der Hamburger SV und Schalke 04 interessieren sich für die Erfindung. Schließlich erreichen die Schraubstollen die Firma Adidas und den Deutschen Fußball-Bund.

Doch Alexander Salot wird mit seiner Erfindung weder reich noch berühmt. Warum er sein Patent nicht verteidigte, ist auch seinem Sohn Werner ein Rätsel geblieben. Er erzählt, dass sein Vater Ende 1952 Besuch von einigen Herren bekam. Was sie mit seinem Vater besprochen haben und wer sie waren, weiß er nicht. Sondern nur, dass sein Vater zurück kam und sagte: "Die Schaubstollen-Produktion muss sofort eingestellt werden." Bis heute hat Werner Salot keine Erklärung dafür. Er ist aber fest davon überzeugt, dass sein Vater diese bahnbrechende Technologie erfunden hat.

Seine Schraubstollen, die der Bremer Schuhmacher-Meister am 30. August 1949 patentieren ließ, sind aus dem Fußballsport nicht mehr wegzudenken.

Rückblick: Wie ein Bremer den Schraubstollen am Fußballschuh erfand

Bild: Radio Bremen

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Autor

  • Steffen Hudemann
    Steffen Hudemann Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 30. August 2024, 5:05 Uhr