Wie es Lale Andersen aus Bremerhaven auf die Bühnen der Welt schaffte

Eine Frau im Kleid singt auf einer Bühne.
Die deutsche Sängerin und Schauspielerin bei einem Auftritt. Lale Andersen sang den wohl populärsten Schlager des 2. Weltkriegs "Lili Marleen".

Vergessener Star: Wie Bremerhavenerin Lale Andersen weltberühmt wurde

Bild: dpa | Göttert

Die "Lili Marleen"-Sängerin hatte eine überaus bewegte Lebensgeschichte. Heute wäre sie 120 Jahre alt geworden. Vermutlich, denn ihr wahres Alter verriet Andersen nie.

"Ich weiß nicht, wer Lale Andersen ist", sagt eine Frau. Ein Mann ergänzt: "Eine Deutsche. Ich glaube die singt eine Oper." So die Antworten auf eine Umfrage vor etwa 20 Jahren in Lale Andersens Heimatstadt Bremerhaven – sie scheint einfach aus dem Gedächtnis gefallen. Dabei sang sie den ersten globalen Megahit der Musikgeschichte. Kein anderes Lied im 20. Jahrhundert wurde in mehr Sprachen übersetzt.

Eine Frau mit Handschuhen hält eine Sonnenbrille und blickt in die Kamera.
Lale Andersen in der 13. Folge der TV-Show "Zwischenmahlzeit" (06/1970) Bild: dpa

Liese-Lotte Bunnenberg, wie Lale Andersen eigentlich heißt, ist 17 oder 18 Jahre alt, als sie den Maler Paul Ernst Wilke heiratet. Ihr genaues Alter kennt niemand, weil sie daraus stets einen Hehl macht. Sie bekommen drei Kinder. Wilkes Atelier befindet sich heute noch nahe am Radarturm. Aber die Ehe hält nicht lange, denn Liese-Lotte will auf die Bühne nach Berlin. Sie macht eine Schauspielausbildung und singt. Aus Liese-Lottchen wird die weltbekannte Kunstfigur Lale Andersen.

Ein Hit in harten Zeiten

Ihre Familie hat sie zu diesem Zeitpunkt längst verlassen. Ihre Kinder wachsen bei Verwandten und in Heimen auf. Der Sängerin gelang der Durchbruch noch nicht. Dann fällt ihr "Lili Marleen" vor die Füße. Das Lied floppt – zunächst. Zwei Jahre später gründet die Wehrmacht in Belgrad einen Soldatensender. Zufällig, in einem Karton, mit ausgemusterten Platten, fällt ihnen "Lili Marleen" in die Hände. Der kometenhafte Aufstieg nimmt seinen Lauf.

Weder Lale Andersen noch "Lili Marleen" waren ein Produkt der NS-Propaganda. Geschrieben hat das Lied der Hamburger Dichter Hans Leip im Jahr 1915, bevor er an die Front musste. Aber dann, im April 1943, kommt das Gerücht auf, die Sängerin sei im Konzentrationslager.

Lale Andersen sitzt 1970 in einem gelben Cabiolet und lächelt in die Kamera
Andersen im Jahr 1970: Auch in späten Jahren musste sie stets "Lili Marleen" singen. Bild: Imago | Allstar/Mary Evans/AF Archive

Das Propagandaprogramm der BBC verbreitet Falschmeldungen. Doch diese Gerüchte retten Lale Andersen das Leben. Sie ist nicht im KZ, aber ihre Kontakte zu Juden in der Schweiz waren aufgeflogen. Nachdem der britische Rundfunksender ihre angebliche Verhaftung bekanntgab, waren die Nationalsozialisten gezwungen, das richtigzustellen. Danach konnten sie die bekannte Sängerin nicht mehr festnehmen. Sie ist zu prominent, um mundtot gemacht zu werden. Neun Monate später lassen sie die Nazis wieder singen. Nur eben nicht ihre Lili Marleen.

"Lili Marleen" bleibt

Nach dem Krieg schafft Lale Andersen noch einen Hit: "Ein Schiff wird kommen". Ihr größter bleibt "Lili Marleen", der bei keinem ihrer Konzerte fehlen darf. Aber wenigstens auf ihrer Beerdigung soll er nicht gespielt werden, verfügt sie in ihrem Testament.

Diesem Wunsch wird nicht entsprochen, erinnert sich Andersens Sohn Michael: "Die Kirche war voll und dann fing der Organist an und spielte: Lili Marleen." Lale Andersen starb am 29. August 1972, das ist sicher. Wie alt genau sie wurde, bleibt Spekulation. Aus ihrem Alter hat sie stets ein Geheimnis gemacht, aber sehr wahrscheinlich wäre sie heute 120 geworden.

Eine historische Straßenlaterne steht an einer regennassen Kreuzung.
Die Lale-Andersen-Laterne in Bremerhaven ist eine Hommage an die Sängerin und ihren populären Schlager. Bild: dpa | Sina Schuldt

Noch heute erinnert eine Straßenlaterne an der Lutherstraße in Bremerhaven, die von der Bundesmarine in Bremerhaven in Eigenarbeit restauriert wurde, an Lale Andersen und ihren größten Hit. Denn da heißt es: "Vor der Kaserne, vor dem großen Tor, steht eine Laterne...". Ganz vergessen scheint die Bremerhavenerin also doch nicht.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Sonntagmorgen, 23. März 2025, 09:40 Uhr