Doktorand der Hochschule Bremen erfindet ein neues Material

Doktorand Raman lächelt und hält zwei seiner Prototypen in den Händen, die beide die Form eines Seesterns haben.

HSB-Doktorand erfindet neues Material

Bild: Radio Bremen | Leslie Melina Schmidt

Für seine Doktorarbeit hat Raman an Seesternen geforscht und von ihnen gelernt. Nun stellt er sein neues Patent vor, das helfen könnte, Menschen zu heilen.

Vier kleine Seesterne aus Silikon und Plastik: Das sind die Prototypen von Ramans neuer Erfindung. Ein Material, das sich zwar weich anfühlt, aber in Sekundenschnelle so hart werden kann, dass es sich nicht mehr verbiegen lässt.

Diese Eigenschaft hat sich Raman von Seesternen abgeguckt. Die Prototypen sind im Rahmen von Ramans Doktorarbeit entstanden. 2020 ist er nach Deutschland gekommen, um an der Hochschule Bremen im Fach Bionik zu promovieren. Ursprünglich kommt Raman aus dem Norden Indiens, wo keine Nachnamen benutzt werden. Also nennt er sich auch hier einfach nur Raman. Deutsch spricht er zwar noch nicht fließend, er versteht aber schon jede Menge.

Erfindung ist von Seesternen inspiriert

Für seine Doktorarbeit nimmt der 32-Jährige an einem Programm der Hochschule Bremen teil. Für vier Jahre ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter eingestellt, darf hier promovieren und hat eine Aufgabe: an Seesternen forschen und von ihnen lernen.

Warum er diese Wissenschaft so spannend findet, erklärt Raman wie folgt: "In der Bionik guckst du, wie Sachen in der Natur funktionieren und übersetzt es in Technologie." Flugzeuge seien von Vögeln inspiriert und Saugnäpfe von den Tentakeln einer Krake. In Ramans Fall waren es Seesterne, von denen er gelernt hat.

Seesterne brauchen keine Energie dafür, starr und hart zu werden.

Raman, Doktorand an der Hochschule Bremen

Seesterne könnten zwischen acht und zehn Stunden in dieser verhärteten Position ausharren, ohne müde zu werden, erklärt Raman. Um herauszufinden, wie sie das machen, musste Raman die Seesterne genau untersuchen: zum Beispiel, wie ihr Skelett aufgebaut ist und wie sie sich verhalten.

Auf einem Tisch liegen vier Seestern-förmige Prototypen.
Die Prototypen hat Raman im Laufe der Jahre immer weiter verbessert. Die aktuellen sind bereits die fünfte Generation. Bild: Radio Bremen | Leslie Melina Schmidt

Die echten Seesterne wechseln ihren Zustand durch ihr Nervensystem. Das hat ein spezielles Gewebe, das aus Fasern besteht. Wenn Seesterne ihre Struktur verhärten möchten, setzt ihr Nervensystem Chemikalien frei, ähnlich wie Menschen Hormone freisetzen. Dadurch verhärten sich die Fasern, und der Seestern verhärtet in der Position. Möchte er die wieder verlassen, kann er den Prozess einfach wieder umkehren.

Bei Ramans Prototypen funktioniert das über Wärme. Ein Prototyp ließe sich einfach mit heißem Wasser übergießen. Einen anderen könne man an ein Smartphone-Ladegerät anschließen und so erwärmen. Wenn sie abkühlen, werden sie wieder hart. Wie viel Temperatur sie annehmen müssen, ist aber von Prototyp zu Prototyp unterschiedlich: Manche werden schon bei 40 Grad weich, andere erst bei einhundert.

Viele Einsatzbereiche möglich

Seine Erfindung könnte künftig in vielen Bereichen eingesetzt werden, so Raman. Zum Beispiel in der Medizin, wenn sich jemand den Ellbogen bricht und einen Gips braucht. Der klassische Gips lässt sich nicht zwischendurch abnehmen, sondern muss ersetzt werden. Raman plant deshalb, aus seinem Material einen eigenen Gips herzustellen.

Das Material könnte aber auch in der Automobilindustrie eingesetzt werden, zum Beispiel in Autositzen. "Du drückst einen Knopf und alles wird weich. Dann setzt du dich hin und der Sitz nimmt die perfekte Form für deinen Rücken an", beschreibt Raman seine Idee. Danach würde das Material wieder fest werden und der Sitz sei auf die Person angepasst.

Raman gibt seine Doktorarbeit bald ab

Aktuell schreibt Raman an seiner Doktorarbeit, im September möchte er sie abgeben. Thema ist sein Patent, woran auch schon einige Firmen interessiert seien, erzählt er. Schon jetzt schreibt Raman Bewerbungen, denn in Deutschland darf er nach seiner Promotion nur bleiben, wenn er einen Job hat. Und hier bleiben möchte er auf jeden Fall – am liebsten in Bremen.

Ich bin hier sesshaft geworden, ich habe Freunde hier, ich habe ein Zuhause hier, ich habe mir Sachen gekauft. Und ich will nicht packen und einfach gehen und diesen Kreislauf wieder starten.

Raman, Doktorand an der Hochschule Bremen

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Bild: Radio Bremen

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    Leslie Melina Schmidt Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 15. August 2024, 7:38 Uhr