Debatte über Corona-Maßnahmen: Bremer Experte verteidigt Lockdowns
Bei den Maßnahmen sei "nicht richtig viel falsch gelaufen", sagt Epidemiologe Hajo Zeeb von der Universität Bremen. Trotzdem sollte man einige Dinge heute anders machen.
Die Veröffentlichung von Protokollen des Robert-Koch-Instituts (RKI) bringt Schwung in die Debatte über die Corona-Maßnahmen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kam unter Druck, nachdem ein Online-Magazin die Herausgabe juristisch erzwungen hatte. Der Grund: Die Protokolle waren in weiten Teilen geschwärzt. Das hat der Minister zwar wieder einkassiert: Jetzt sollen die Schwärzungen wo möglich entfallen. Die Rufe nach einer Aufarbeitung der Pandemie verstummen damit aber nicht. Der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb glaubt aber nicht, dass sich in den Protokollen ein Skandal verbirgt.
Es ganz selbstverständlich, dass gerade in so einer Situation eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung wie das RKI auch viele Dinge überlegen muss. Viele Dinge sich nicht ganz so einfach darstellen, wie sie dann vielleicht politisch transportiert werden.
Hajo Zeeb, Bremer Epidemiologe
Zeeb hält Teile der vergangenen Corona-Schutzmaßnahmen weiterhin für gerechtfertigt. Ausgangssperren beispielsweise hätten im Nachhinein "grundsätzlich auch einen Effekt gehabt", sagte er dem Fernsehsender Phoenix.
Er räumte ein, es sei viel auf Sicht entschieden worden. Alles in allem sei aber "nicht richtig viel falsch gelaufen". "Wenn man sich die wissenschaftlichen Daten dazu anguckt, ist durch den Lockdown eben schon erreicht worden, dass die Kontakthäufigkeit tatsächlich deutlich verringert worden ist", sagte der Experte. Die Kontakthäufigkeit sei eine ganz zentrale Einflussgröße in der Pandemie gewesen.
Zwar gebe es auch Dinge, die "gerade mit dem Wissen von heute" anders gemacht werden könnten. Zeeb betonte zugleich: "Wir sind dabei, noch zu lernen." Mit Blick auf künftige Krisen brauche es "viel Transparenz" und "sehr viel Kommunikation".
Der Epidemiologe sprach sich überdies für eine bessere Vorbereitung auf pandemische Situationen in Deutschland aus. Nötig sei eine grundsätzliche Finanzierung auch von Vorbereitungsmaßnahmen: "Da müssen wir aber auch dran bleiben, dass die eben nicht in der Versenkung verschwinden."
Quelle: epd.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Nachmittag, 28. März 2024, 16 Uhr