Führt das Sondervermögen in Bremen zum Generationenkonflikt?
Wie blicken die verschiedenen Generationen in Bremen auf das neue Sondervermögen?
Das schuldenfinanzierte Finanzpaket von Union und SPD muss voraussichtlich von zukünftigen Steuerzahlern beglichen werden. Was sagen junge und alte Bremerinnen und Bremer dazu?
Am Dienstag hat der neue Bundestag seine Arbeit aufgenommen, die künftige Bundesregierung findet sich noch. Klar ist aber schon jetzt: Die neue Bundesregierung wird viel mehr Geld als die vergangene Regierung ausgeben können. Hunderte Milliarden Euro sollen in Verteidigung, Brücken und Straßen fließen. Finanziert durch Schulden.
Was sagt die jüngere Generation zum Schuldenpaket?
Joscha ist für eine Ausbildung gerade nach Bremen gezogen. Im Steintorviertel wohnt er jetzt in einer WG. "Es ist natürlich doof, solche Schulden aufgedrückt zu bekommen – vor allem, wenn man dafür nichts kann", sagt Joscha.
Aber sauer bin ich nicht auf die alte Generation. Solche Probleme wie der Klimawandel sind vielleicht von denen gefördert und geschaffen worden, aber damals wusste man es vielleicht auch nicht besser. Das hat sich jetzt geändert und kostet eben viel Geld.
Joscha, Auszubildender aus Bremen
Der Auszubildende wünscht sich Investitionen in die Infrastruktur. Aus seiner Sicht gibt es viele Dinge, die in Deutschland noch verbessert werden müssen: "Bahnen, Straßen, Brücken", sagt Joscha.
Was sagt die ältere Generation zum Schuldenpaket?

Helge ist 67 Jahre alt. Er kommt aus dem niedersächsischen Oyten und ist Rentner. "Wir müssen jetzt in den sauren Apfel beißen und investieren", sagt er. "Bauchschmerzen habe ich bei den vielen Schulden nicht. Wir mussten damals auch von der älteren Generation die alten Sachen aufarbeiten." Viele Probleme seien "nicht selbst verschuldet", meint der Rentner.
Wenn die Lage in Russland und der Ukraine nicht so dramatisch wäre, würde auch die Situation bei uns in Deutschland ganz anders aussehen. Für die Rüstung muss jetzt was gemacht werden.
Helge, Rentner aus Oyten
Der Bremerin Jule geht es etwas anders. Sie ist 74 Jahre alt. Gegenüber der jüngeren Generation hatte sie in den vergangenen Wochen mit einem schlechten Gewissen zu kämpfen.
Es ist meine Hoffnung, dass das Geld wirklich in Bildung, Brücken und Radwege geht. Es muss was passieren, bevor es nur in die Mütterrente oder Pendlerpauschale gedrückt wird.
Jule, Rentnerin aus Bremen-Peterswerder
Was sagt ein Bremer Finanzexperte?
Dass ein Staat verschuldet ist, ist zunächst nicht problematisch – vorausgesetzt er gilt als kreditwürdig, sagt der Finanzexperte Patrick Peach von der Sparkasse Bremen. Relevant dafür ist vor allem die erwartete Wirtschaftsleistung, aber zum Beispiel auch eine stabile Demokratie.
Die Schulden existieren wirklich. Aber nicht so, wie sich der ein oder andere das vorstellt. Es ist jetzt nicht alles in Papiergeld oder Euroscheinen da, sondern es ist digitales Geld. Aber der deutsche Staat muss sich eben auch wie eine private Person das Geld über Kredite beschaffen – oder eben am Kapitalmarkt.
Patrick Peach, Sparkasse Bremen
Peach kann auch erklären, woher das Geld für das milliardenschwere Schuldenpaket kommt.
Die Bundesrepublik Deutschland hat insbesondere Schulden bei anderen Banken. Das sind Privatbanken und Zentralbanken. Also ähnlich wie eine private Person Kredite aufnehmen kann, können eben auch Staaten Kredite aufnehmen.
Patrick Peach, Sparkasse Bremen
Wann genau die Schulden zurückgezahlt werden müssen, sei aber noch nicht geregelt.
Abstimmung Finanzpaket im Bundestag
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, 27. April 2025, 06:10 Uhr