Siesta oder keine Siesta? Bremer Argumente zur Hitze-Pause
Wenn es mittags zu heiß wird, fällt Arbeiten schwer. Eine längere Pause für alle wie in Mittelmeerländern könnte helfen. Arbeitgeber sehen das aber kritisch.
Auf dem Bau schuften in der Mittagshitze bei über 30 Grad? Im Homeoffice in der Dachgeschoss-Wohnung am Laptop schwitzen? Keine gute Idee, sagen die Amtsärzte. Denn mit Hitze klarkommen, kostet den Körper viel Kraft. Die Ärzte schlagen vor, in Deutschland eine Mittags-Siesta einzuführen. Wenn es im Sommer richtig heiß ist, sollten wir uns an südlichen Ländern orientieren und eine längere Pause einlegen.
"Es wird zunehmend länger heiß werden oder auch extremer heiß in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Da müssen wir umdenken", sagt Joachim Dullin vom Gesundheitsamt Bremen.
Wir müssen in der Mittagszeit Ausgleich schaffen, wenn es sehr heiß ist.
Joachim Dullin, Gesundheitsamt
Die Arbeitszeitregelungen müssten verändert werden, sagt Dullin weiter. Und auch die Arbeitsanforderungen. "Und es müsste auch möglich sein, früher morgens anzufangen – vielleicht ab 6 Uhr. Und auch abends länger zu arbeiten, vielleicht bis 21 Uhr, wenn es für andere günstiger ist."
Arbeitgeber halten nichts von genereller Regelung
Anders sieht das die Arbeitgeberseite. "Wir benötigen keine Siesta. Unsere Arbeitsstättenverordnung und Arbeitszeitregelung bieten genügend Schutz", sagt Marcel Christmann vom Arbeitgeberverband Bremerhaven. Seiner Meinung nach reichen die aktuellen Arbeitschutz-Regelungen aus.
Wenn es wirklich brüllend heiß wird, können Betriebe dann intern passende Lösungen finden.
Marcel Christmann, Arbeitgeberverband Bremerhaven
Er plädiert für individuelle Lösungen. "Sei es, dass man mal eine Stunde früher anfangen kann oder sei es, dass man mal die Mittagspause etwas ausweitet." Es gibt nach seiner Auffassung keine Lösung, die auf alle Betriebe passt.
Von der Politik in Bremen war bisher keine Position zum Thema Siesta zu hören. Einige Arbeitnehmer machten deutlich: Längere Pause – das heißt auch: länger von zu Hause weg und weniger freie Zeit.
Lauterbach und Gewerkschaft für Pause
Anders dagegen die Bundesebene. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält die Idee einer Siesta aus gesundheitlichen Gründen für sinnvoll. "Siesta in der Hitze ist sicherlich kein schlechter Vorschlag", schrieb Lauterbach auf Twitter. Er sieht in der Frage allerdings nicht die Politik gefordert. "Das sollten aber Arbeitgeber und Arbeitnehmer selbst aushandeln", so der Gesundheitsminister.
Auch die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) unterstützt eine Siesta bei großer Hitze. "Natürlich müssen wir vor allem die Beschäftigten schützen, die bei dieser Gluthitze draußen unter freiem Himmel arbeiten müssen", sagte der Bundesvorsitzende Robert Feiger.
Verschiebung der Arbeit manchmal schwierig
Die Verlagerung der Arbeit in die frühen Morgenstunden und die späten Abendstunden sei aber für bestimmte Berufsgruppen, etwa Bauarbeiter, Erntehelfer oder auch Reinigungskräfte, nicht so einfach anwendbar, erklärte Gewerkschaftschef Feiger. Bei Bauarbeiterin gebe es etwa bei Arbeiten vor 7 Uhr morgens Konflikte mit dem Lärmschutz. Auf einer Baustelle oder auf Feldern eine Siesta mit einem Mittagsschlaf zu verbringen, sei zudem generell schwierig.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 18. Juli 2023, 19:30 Uhr