Fragen & Antworten
Heizung an und trotzdem Schimmel in der Wohnung? Das ist jetzt zu tun
Mit den kühleren Temperaturen haben viele Bremer Probleme mit Schimmel in ihren Wohnungen. Wir erklären, was zu tun ist, wenn erste Flecken auftauchen.
In den vergangenen Wochen sind die Temperaturen in Bremen und in der Region erstmals dauerhaft unter Null geklettert. Auch wenn es mittlerweile wieder milder ist, verzeichnet der Bremer Mieterschutzbund einen "massiven Anstieg der Rechtsberatungen zu Schimmel in Wohnräumen". Jede dritte Anfrage von Mieterinnen und Mietern beschäftige sich mit Schimmelbefall, sagt der Vorsitzende des Bremer Mieterschutzbunds, Gert Brauer, im Gespräch mit buten un binnen.
Auch wenn die Anzahl der Anfragen auf dem Niveau der Vorjahre liege, sei – seitdem die Heizkosten deutlich gestiegen sind – bei den Menschen eine neue Sorge hinzugekommen, sagt Brauer: "Viele sagen, dass sie Angst haben, die Heizkosten auf Dauer nicht zahlen zu können."
Wir erklären, warum sich in manchen Wohnungen auch trotz aufgedrehter Heizung Schimmel bilden kann und was Mieterinnen und Mieter dagegen tun können.
Was sind ideale Bedingungen für Schimmel?
Schimmel breitet sich vor allem dort aus, wo es feucht ist, sagt Schimmel-Expertin Karin Kreuzer von der Bremer Umwelt Beratung. "Er braucht mehr oder weniger dauerhaft Feuchtigkeit." Diese sei in kalten Wohnungen und Räumen häufig gegeben und zeige sich etwa an Kondenswasser, dass sich an Fensterrahmen oder auch an kalten Innenwänden sammele. "Der Feuchtigkeitsfilm ist für den Schimmel eine wunderbare Grundlage, um zu wachsen", sagt Kreuzer.
Auch in gut geheizten Wohnräumen seien Schimmelsporen in der Luft zu finden, diese könnten sich aufgrund fehlender Feuchtigkeit aber nicht vermehren. "Warme Luft nimmt Feuchtigkeit wie ein Schwamm auf", sagt Kreuzer. Regelmäßiges Lüften reiche aus, um die feuchte Luft aus der Wohnung zu entfernen.
Die gestiegenen Heizkosten führen dazu, dass viele Leute ihre Heizung herunterdrehen und es vermeiden, die Wohnung zu lüften.
Ingmar Vergau von Haus und Grund Bremen
Kann sich Schimmel auch in Wohnungen bilden, in denen die Mindesttemperatur von 19 Grad eingehalten wird?
Ja, sagt Expertin Kreuzer, in vielen Fällen sei dies auf eine schlechte Dämmung zurückzuführen. "Je besser ein Haus gedämmt ist, desto geringer ist die Gefahr, dass sich Kondenswasser bildet." So sieht das auch Gert Brauer vom Bremer Mieterschutzbund: "Trotz regelmäßiger Lüftung und ausreichender Beheizung der Wohnräume ist in vielen Wohnungen festzustellen, dass dies nicht ausreichend ist, um Schimmelpilz zu vermeiden." Viele, die sich in den Beratungsgesprächen über Schimmel beschwerten, lebten in schlecht gedämmten Wohnungen, so Brauer.
Auch die Bremer Haus- und Wohnungsbesitzer halten Schimmelbildung trotz Einhalten der Mindesttemperatur für möglich. Sie führen dies aber nicht auf ein Problem bei der Dämmung zurück, sondern auf falsches Verhalten der Mieter: "Selbst bei guter Dämmung kann es vorkommen, dass sich Schimmel bildet", sagt Ingmar Vergau von Haus und Grund Bremen. Sei dies der Fall, lüfteten oder heizten Mieterinnen und Mieter nicht genügend. Er rät mindestens drei- bis viermal pro Tag stoßzulüften und Heizen auf mindestens 19 Grad.
Was können Mieterinnen und Mieter tun, die in Wohnungen mit Schimmel leben?
Eine Möglichkeit wäre es, deutlich mehr zu heizen, sagt Brauer vom Bremer Mieterschutzbund. Die empfohlene Mindesttemperatur in Innenräumen beträgt zwar lediglich 19 Grad, für Mieterinnen und Mieter in dürftig gedämmten Wohnungen sei diese Gradzahl allerdings deutlich zu niedrig. Um Schimmel vorzubeugen, müsse dort sogar auf 24 bis 26 Grad geheizt werden, sagt Brauer. In den Rechtsberatungen klagten viele Mieter allerdings, dass sie sich das aufgrund der stark gestiegenen Heizkosten aktuell nicht leisten könnten. Auch seien einige nicht bereit, "dem schlechten baulichen Zustand des Gebäudes aus eigener Tasche" entgegen zu halten, so Brauer.
Laut Vergau von Haus und Grund Bremen ist das Heizen auf eine dauerhafte Temperatur von 24 Grad und höher "völlig übertrieben". Es reiche durchaus aus auf rund 20 Grad zu heizen, sagt er. Er hält es für wahrscheinlich, dass in diesem Jahr in vielen Wohnungen deshalb Schimmel auftritt, weil die Bewohner zu lange mit dem Heizen gewartet hätten oder die Mindesttemperatur nicht einhielten. "Die gestiegenen Heizkosten führen dazu, dass viele Leute ihre Heizung herunterdrehen – auch unter den gefährlichen Punkt von 18 Grad – und es vermeiden, die Wohnung zu lüften." Für die Schimmelbildung sei dies fatal, so Vergau.
Was können Mieterinnen und Mieter gegen den Schimmel tun?
Miet-Experte Brauer sagt, dass viele Mieterinnen und Mieter bislang nur oberflächlich gegen den Schimmel vorgingen. Sie wischten die von innen beschlagenen Fenster trocken oder bekämpften die fleckigen Wände mit Schimmel-Entferner-Lösungen. Auf Dauer sei dies aber keine Lösung: "Sie haben dann drei bis vier Wochen Ruhe, bevor es wieder losgeht", sagt Brauer.
Schimmel ist nie nur ein Schönheitsproblem, sondern kann die Gesundheit beeinträchtigen.
Karin Kreuzer von der Bremer Umwelt Beratung
Was hilft auf lange Sicht gegen Schimmel?
Brauer empfiehlt den Mietern, erst einmal mit dem Vermieter ins Gespräch zu kommen. Langfristig müsse die Dämmung des Gebäudes verbessert werden – dies könne von außen oder innen passieren. Von innen könne etwa an den Wänden eine zusätzliche Platte angebracht werden. Eine solche Lösung sei meist auch im Interesse des Vermieters, fügt Brauer hinzu: "In der Regel hat der Vermieter auch kein Interesse daran, dass Schimmel jedes Jahr wieder auftritt."
Was ist zu tun, wenn Vermieter nicht auf Beschwerden reagieren?
Mieterschützer Brauer rät, in diesem Fall einen Brief an den Vermieter zu schreiben. Darin sollte er diesen erneut über die Probleme in Kenntnis setzen und eine Frist zur Behebung der Mängel nennen. Wichtig sei auch die Information, dass der Mieter nach Ablauf der Frist die Miete mindern will. Sollte auch darauf keine Antwort eingehen, müssten rechtliche Schritte geprüft werden, so Brauer.
Wie viel Schimmel in der Wohnung ist bedenklich?
Egal, wie klein der Schimmelfleck in der Wohnung ist, Expertin Kreuzer empfiehlt, den Schimmel immer zu entfernen. "Schimmel ist nie nur ein Schönheitsproblem, sondern kann die Gesundheit beeinträchtigen". Auch das Bremer Gesundheitsamt warnt: "Ein Schimmelpilzbefall in Innenräumen ist aus hygienischer Sicht nicht zu akzeptieren und sollte in jedem Fall vorsorglich entfernt werden."
Welche gesundheitlichen Folgen hat es, wenn man längere Zeit in einer schimmeligen Wohnung lebt?
Die Frage ist nicht eindeutig zu beantworten, sagt Kreuzer. Das Tückische an Schimmel sei gerade, dass der Zusammenhang zu Gesundheitsproblemen für Betroffene und auch Ärzte oft nicht direkt erkennbar sei. Auch das Gesundheitsamt weist auf das Problem hin: "Es ist schwierig, einen direkten Zusammenhang zwischen einer Schimmelpilzbelastung und auftretenden Beschwerden aufzuzeigen beziehungsweise zweifelsfrei zu benennen."
Erste Symptome ähnelten denen einer Erkältung oder einer Allergie, sagt Kreuzer. Die Augen könnten brennen, Luftprobleme auftreten oder die Schleimhäute gereizt sein. Besonders häufig entwickelten gerade Menschen Symptome, die ohnehin zur vulnerablen Gruppe gehörten. Als besonders gefährdet zählt das Gesundheitsamt Menschen mit Vorschädigungen der Atemwege wie zum Beispiel Asthmatiker oder Allergiker und Menschen mit Beeinträchtigungen des Immunsystems auf.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 21. Dezember 2022, 19:30 Uhr