Darum verlassen 3 Polit-Promis die Bremische Bürgerschaft

Carsten Meyer-Heder, Lencke Wischhusen und Carsten Sieling (Montage)

Diese Promis verlassen die Bürgerschaft

Bild: dpa | Michael Bahlo/Bernd von Jutrczenka/Mohssen Assanimoghaddam

Nach der Wahl am 14. Mai sind diese Abgeordneten nicht mehr dabei: Carsten Meyer-Heder, Lencke Wischhusen und Ex-Bürgermeister Carsten Sieling mit einem persönlichen Fazit.

Nein, traurig oder wehmütig wirkt keiner der drei beim Gedanken an den Abschied aus der Bürgerschaft. "Das war auf jeden Fall eine wichtige Erfahrung, aber am Ende – ja, so richtig leid tut es mir nicht", sagt der ehemalige CDU-Spitzenkandidat Carsten Meyer-Heder. Lencke Wischhusen, noch Fraktionsvorsitzende der FDP, spricht von einer "spannenden Zeit", aber sie habe "Lust, etwas anderes zu machen". Sieling "geht mit einem guten Gefühl", wie er sagt. Er wolle weiterhin "politisch gestalten, aber eben auf anderer Bühne".

Von der ganz großen Bühne hat sich Sozialdemokrat Carsten Sieling sowieso schon vor vier Jahren verabschiedet. Da hatte die Bremer SPD mit ihm als Spitzenkandidat ein historisch schlechtes Wahlergebnis eingefahren. Sieling zog nach dem Abschluss der Koalitionsverhandlungen Konsequenzen. Und war die letzten vier Jahre nur noch Abgeordneter.

Vom Bürgermeister zum einfachen Abgeordneten

"Der Plan war ein anderer" räumt Sieling ein. Mit seiner Rolle als Hinterbänkler in der Bürgerschaft aber habe er kein Problem gehabt, beteuert er gleichzeitig. "Ich war der einzige bei uns in der Fraktion, der kein Sprechermandat hatte. Das aber auch sehr bewusst, weil ich fand es nicht angemessen, dass ich als ehemaliger Bürgermeister dann mit den jetzigen Senatsmitgliedern um unterschiedliche Dinge fingerhakle", sagt er. Und so geht der 64-Jährige, der in seiner langen politischen Laufbahn unter anderem SPD-Fraktions- und Landeschef, Bundestagsabgeordneter und Präsident des Bremer Senats war, als einfacher Abgeordneter. So, wie er vor 28 Jahren auch angefangen hat.

Sielings Kontrahent bei der Wahl 2019, der damalige CDU-Spitzenkandidat Carsten Meyer-Heder, macht nach nur einer Legislaturperiode schon wieder Schluss.

Opposition statt Regierung: Meyer-Heder ernüchtert

Zwar wurde die CDU mit dem Quereinsteiger aus der Wirtschaft zum ersten Mal stärkste Kraft in Bremen. Aber zum Regieren reichte es trotzdem nicht, weil die Grünen am Ende eine Jamaika-Koalition mit CDU und FDP ablehnten. Opposition statt Regierung, Abgeordneter statt Bürgermeister – Meyer-Heder ist ernüchtert. Und will sich künftig wieder mehr um seine Firma kümmern. "Wäre sicher nochmal was anderes, wenn man in der Regierung ist. Aber in der Opposition kann man nicht viel bewegen – das ist einfach so", sagt er.

Allerdings war Meyer-Heder auch kein Abgeordneter, der in den letzten vier Jahren besonders auf sich aufmerksam gemacht hat. Seine persönliche Bilanz. "Also, ich glaube schon, dass es mir gelungen ist, die CDU als solche ein bisschen zu verändern. Da hat sich eine Menge getan, und da bin ich tatsächlich auch stolz drauf. Politisch hab´ ich hier leider nicht so viel bewegt in Bremen."

FDP-Chefin: "Und dann fliegt es mir um die Ohren"

Frust in der Oppositionsrolle kennt auch Lencke Wischhusen. Vor acht Jahren zog sie als FDP-Spitzenkandidatin in die Bürgerschaft ein. Bis dahin noch nicht mal Parteimitglied und politisch völlig unerfahren. "Komplett. Ich hatte das Wahlprogramm nicht gelesen. Und das Politische durfte ich mir anlernen. Das fand ich eigentlich spannend, dass die FDP gesagt hat: 'Wir trauen ihr das zu'. Ich glaub,' ich war mit 29 die jüngste Fraktionsvorsitzende."

Und sie fiel auf. Mit forschem Auftreten und anderer Sprache. Mit Social-Media-Aktivitäten. In Reden oft impulsiv und sehr persönlich. "Und das hab´ ich gemerkt, dass dieses Politische doch immer wieder erfordert, dass man fünf Schritte nach vorne, nach hinten, nach links und nach rechts guckt. Und so ein Mensch bin ich einfach nicht. Und dann fliegt es mir um die Ohren. Ich bereue das nicht. Aber ich stelle fest, dass diese Art für Politik nicht so ganz die richtige ist."

Nun will die 37-Jährige erstmal mehr Zeit für ihre Familie haben. Und dann wieder zurück in die Wirtschaft. Genau wie der christdemokratische Quereinsteiger Meyer-Heder. SPD-Mann Sieling dagegen will den Abschied aus der Bürgerschaft nicht als Abschied aus der Politik verstehen. "Ich bleibe natürlich sowieso in meiner Partei noch aktiv, bin darüber hinaus ja auch noch berufstätig und bin da Politik beratend tätig. Also: rühr' viel rum, aber nicht mehr so im Vordergrund."

Autorin

  • Birgit Sagemann
    Birgit Sagemann

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 27. April 2023, 7:40 Uhr