Fragen & Antworten
Personalnot in der Windkraft: Diese Karrierechancen bietet die Branche
Windenergie ist weiter im Aufschwung, doch die Branche sucht dringend Personal – auch im Land Bremen. Diese Jobs sind besonders gefragt und so wirkt der Druck auf Gehälter.
Die Windenergie ist eine Wachstumsbranche – in Zeiten des Klimawandels und ehrgeiziger Ausbauziele der Bundesregierung. Die Branche kommt allerdings kaum hinterher, diese zu erfüllen. Vor allem fehlen Fachkräfte. Davon können auch die Unternehmen in der Region Bremerhaven-Bremen ein Lied singen. Mit Maßnahmen wie einer Jobmesse im Bremerhavener Timeport II versucht der ortsansässige Branchenverband WAB Abhilfe zu schaffen. Dabei stehen gute Gehälter und abwechslungsreiche Arbeitsumfelder in Aussicht. WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler beantwortet wichtige Fragen zu Jobs in der Offshore-Branche.
Was sind typische Jobs der Offshore-Branche?
Vielfach sind das Ingenieursberufe, sagt Heike Winkler. "Aber es sind fast noch mehr Servicetechniker und -technikerinnen, die gesucht werden." Auch Projektmanagement und Controlling sei gefragt, ebenso Industriekauffrauen und -männer. Weil sich die Branche fast in allen Bereichen breit aufstellen muss, um die Ausbauziele zu erreichen, gibt es auch bei den Jobs eine breite Spanne, so die WAB-Geschäftsführerin.
Fest steht: Es wird sofort Verstärkung gebraucht, denn die Branche hat eine Durststrecke hinter sich. "Stand jetzt sind es 30.000 Beschäftigte zu wenig", sagt Winkler – eine grobe Nummer, um zu greifen, was bundesweit allein für den Offshore-Wind-Ausbauplan bis 2030 nötig sei. Neben Branchen-Jobmessen versucht die WAB über ihre Webseite zu vermitteln. Auch die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit in Bremerhaven soll optimiert werden.
Wen sucht die Branche genau?
Das breitgefächerte Feld entlang der gesamten Wertschöpfungskette betrifft laut Winkler beispielsweise Menschen mit handwerklicher Grundausbildung, aber auch Auszubildende. "Wir haben rund 250 Mitgliedsunternehmen, davon gibt es kleine und mittelständische Unternehmen und große Player", sagt die WAB-Geschäftsführerin.
Unternehmen müssen jetzt einen Sprung machen, wachsen, Kapazitäten gewährleisten können – dafür brauchen sie Menschen, die aktiv Klimaschutz über den Ausbau der Offshore-Windenergie vorantreiben wollen. Die etwas mitbringen oder gewillt sind, zu lernen und sich in diese Bereiche hineinzubegeben.
Heike Winkler, WAB-Geschäftsführerin
Erstmal seien Interesse und Motivation wichtig. Entsprechende Vorbildung oder handwerkliche Werdegänge bezeichnet Winkler als Lottogewinn. Da es allerdings nicht ausreichend ausgebildete Fachkräfte gebe, fordert der Branchenverband WAB auch weiterhin eine Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive.
Auf welche Arbeitsbedingungen können sich Interessierte einstellen?
Die Arbeitsbedingungen sind genauso unterschiedlich wie die Berufsbilder in der Branche. So gibt es laut Winkler Schichtarbeit, die sich häufig auf 14 Tage auf See und 14 Tage zu Hause konzentriert – gerade im Bereich der Servicetechnik. Außerdem Bürojobs, Home Office und eben alles, was sich auch sonst im Arbeitsleben findet.
Zu den Bedingungen zählt aber beispielsweise auch Arbeitssicherheit. "Das ist ein ganz, ganz wichtiges Thema, das war von Anfang an so", sagt die WAB-Geschäftsführerin. "Wir achten als Branche darauf, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicher arbeiten können."
Was wird Bewerberinnen und Bewerbern geboten?
Als erstes nennt Winkler hier einen zukunftsorientierten Arbeitsplatz. Und das nicht nur im Heimatmarkt. "Sondern tatsächlich auch mit hohem Potenzial eine Internationalisierung zu ermöglichen – es wird überall gesucht." Wer den Einstieg in die Branche gefunden hat, habe die Möglichkeit in Deutschland langfristig zu arbeiten. Das Ausbauziel bis 2045 sei ehrgeizig. "Auch danach wird natürlich laufend weitergearbeitet, das heißt die Chance ist sehr hoch, dass der Job sicher ist."
Am liebsten wolle man alle hierbehalten, aber es könne eine Motivation sein, Flexibilität zu schaffen, glaubt die WAB-Geschäftsführerin. Gleichzeitig gebe es ein solides Fundament, sich auch langfristig weiterqualifizieren zu können. "Vielleicht steige ich als Servicetechnikerin ein und werde irgendwann Projektleiterin", sagt Winkler. "Es werden auch flache Hierarchien geboten und damit viele Chancen, sich selber zu entwickeln." Doch da ist noch mehr.
Offshore ist es einfach total schön, wenn man auf der Nordsee arbeiten darf und das auch wirklich genießen kann. Gerade jetzt in den Installationsphasen. Die sind immer dann, wenn das Wetter gut ist. Das ist wirklich ein optisch sehr, sehr ansprechendes Arbeitsumfeld.
Heike Winkler, WAB-Geschäftsführerin
Was lässt sich im Offshore-Bereich verdienen?
Das hängt laut Winkler sehr vom Arbeitgeber ab und davon, ob es sich beispielsweise um ein Tarifgehalt handelt. Ansonsten sei das schwer zu sagen. "Gerade, weil jetzt ein starker Wettkampf um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besteht, werden Gehälter schnell mal nach oben getrieben, um Projekte realisieren zu können", so die WAB-Geschäftsführerin. "Damit kann man in unserer Branche schon ganz gut Geld verdienen." Und jede Erfahrung könne den Gehaltsanspruch nach oben entwickeln.
Generell hätten die Gehälter mit der Qualifikation zu tun, eine Servicetechnikerin mit handwerklicher Grundausbildung würde nicht das gleiche verdienen wie eine Geschäftsleitung mit Ingenieurshintergrund. "Die Spanne ist sehr breit und der Druck auf die Branche sorgt dafür, dass versucht wird mit Gehalt Mitarbeiterinnen und Kollegen zu gewinnen."
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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 6. Spetember 2023, 16:45 Uhr