Fragen & Antworten
Neue Bordelle im Bremer Viertel? Das sind die Positionen in dem Streit
Wie geht es mit der Helenenstraße in Zukunft weiter? Über diese Frage streitet aktuell die Bremer Koalition. Ein Überblick über die unterschiedlichen Argumente.
SPD, Grüne und Linke beschäftigen sich am Abend mit einer Lösung für das Bremer Rotlichtviertel in der Helenenstraße. Die Linken hatten das Thema für den Koalitionsausschuss angemeldet. Die Vorsitzenden der Parteien und Fraktionen sowie drei Senatsvertreter kommen dabei zusammen.
Warum wird gerade über die Helenenstraße gestritten?
In der Helenenstraße könnte mehr Platz für Prostituierte entstehen. Dem Bauressort liegen mehrere entsprechende Bauanträge vor. Nach Bekanntwerden der Pläne gab es Kritik aus mehreren Richtungen. Aktuell gibt es dort 51 sogenannte Arbeitsräume. Nach Informationen von buten un binnen könnte sich die Zahl auf 130 erhöhen. Von der Baubehörde werden Anträge jedoch nur nach Baurecht geprüft. An der Entscheidung, wie viel Prostitution es künftig in der Helenenstraße geben werden, sind mehrere Akteure beteiligt.
Was sagt das Bremer Innenressort?
Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) ist die Helenenstraße als Ganzes ein Dorn im Auge. Er würde die Rotlichtmeile am liebsten komplett schließen, sagte er im "Weser-Kurier". Die Idee, die Prostitution in der Helenenstraße zu konzentrieren und so zu kontrollieren, habe mit der Realität immer weniger zu tun, sagte Mäurer. Auch die SPD-Fraktion ist dagegen, die Prostitution in der Helenenstraße auszuweiten.
Was sagt die Gesundheitssenatorin?
Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) hält den Vorstoß des Innensenators nicht für hilfreich: "Die Prostitution in der Helenenstraße zu verbieten, kann nicht die Lösung sein. Sexarbeit würde trotzdem stattfinden, dann aber in der Illegalität und ohne die Schutzmöglichkeiten, die die Helenenstraße bietet", sagte sie auf Nachfrage. Bei den aktuellen Unterbringungen sehe sie großen Renovierungsbedarf. Auch eine moderate Ausweitung der Prostitution in der Helenenstraße sei vertretbar – Hauptsache, die Frauen würden nicht an den Stadtrand verdrängt.
In der Helenenstraße sind Sexarbeitende gut für unsere Beratungsangebote erreichbar.
Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke)
Wie stehen die Grünen zur Zukunft der Helenenstraße?
Auch die Grünen wollen nach Möglichkeit keine neuen Prostitutionsstätten in der Helenenstraße. Sie fordern mehr Schutz für die Sexarbeiterinnen. Dafür solle abends mehr Polizei rund um die Helenenstraße unterwegs sein. Gleichzeitig fordern sie Aussteigerprogramme für Prostituierte.
Was sagt die Landesfrauenbeauftragte?
Bremens Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm spricht sich gegen eine Schließung der Prostitutionsstätten aus, aber auch gegen einen Ausbau. "Eine Schließung würde die Verlagerung der Prostitution in Gewerbegebiete oder Wohnungen bewirken, wo Prostitution weniger sichtbar stattfände, aber mit mehr Risiken für die Frauen verbunden wäre", sagte sie.
Wilhelm fordert stattdessen deutlich verstärkte Kontrollen. Um die Sexarbeiterinnen zu schützen, müsse der Gesetzgeber nachbessern und bestehende Beratungsangebote ausbauen und stärker gegen Zuhälter vorgehen. Auch die bestehende Rechtsgrundlage, das Prostituiertenschutzgesetz von 2016, müsse besser durchgesetzt werden.
Was sagen Sexarbeiterinnen?
Der Verein Nitribitt, der sich für die Interessen der Bremer Sexarbeiterinnen einsetzt, befindet sich eigenen Angaben zufolge derzeit noch in internen Diskussionen zum Thema und steht noch nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung.
Was sagt die Bürgerinitiative "Leben im Viertel"?
Die Bürgerinitiative "Leben im Viertel" warnte schon im April davor, dass in der Helenenstraße größere Gebäude gebaut werden sollen. Der Zusammenschluss fürchtet, dass sich die Sicherheitslage rund um die Helenenstraße weiter verschlechtern könnte.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 13. November 2023, 19:30 Uhr