Lecker Blumen, Bambus und Mispeln: So wird Ihr Garten zur Speisekammer
Viele Bremer entdecken gerade das Gärtnern für sich. Ein Harpstedter setzt seit 25 Jahren auf essbare Exoten. Mit Erfolg, wie ein Blick in seinen "Essgarten" zeigt.
In Rudeln wachsen die Funkien im Schatten der meterhohen Esskastanien. Nur weniger Schritte weiter reckt die Leycesteria formosa ihre langen Triebe sehnsüchtig Richtung Sonne. An den Ästen des Karamellstrauchs hängen schwer die rötlich violetten Blüten.
Später werden hier die namensgebenden zuckersüßen Beeren baumeln. Eine wahre Gaumenfreude, wie Frits Deemter beteuert, während er durch sein 4,5 Hektar großes Gartenparadies führt.
Die Bäume, Sträucher, Stauden, Blumen und auch Pilze reihen sich in Deemters Areal, das er "Essgarten" nennt, nicht nur zur Zier prachtvoll aneinander, sondern sie kommen alle auch auf den Teller.
Hier ist für jeden Geschmack ein Kraut gewachsen
Regelmäßig bitten der gelernte Physiotherapeut und seine Partnerin Gisela Töllner auf ihrem Hof mit gläserner Orangerie in Harpstedt (Landkreis Oldenburg) zu Tisch. Auf der Menükarte stehen die Blätter, Blüten, Stengel oder auch mal die Rinde von Gewächsen, die der gebürtige Niederländer auf seinem Stückchen Land selbst gezogen hat und wohl kaum woanders zu Kaffee und Likör gereicht werden: Japanischer Rosinenbaum, Indianerbanane, chinesischer Gemüsebaum, Maulbeeren, Malven. Rund 1.200 essbare Pflanzenarten gedeihen in Deemters Garten. "Die wohl größte Sammlung essbarer Sträucher, Gehölze und Blumen in Deutschland", mutmaßt er stolz.
"Einmal säen, immer ernten"
Anders als vielen anderen Hobbygärtner sind ihm Rachegelüste gegen Giersch fremd. "Lieber in den Salat damit. Lecker, lecker!", sagt der 59-Jährige mit sympathisch-holländischem Akzent. Egal ob wegen Geschmack, Form oder Farbe Deemter zieht schmackhaftes Grünzeug, das ursprünglich in entlegenen Regionen Japans oder Usbekistans beheimatet ist. Ganz nach dem Motto "Einmal säen, immer ernten". Dabei verzichtet er auf Kunstdünger und Gift und setzt lieber auf "bio".
Missionieren sei nicht sein Ziel, aber Denkanstöße geben, das sei ihm wichtig, sagt der Mann mit den zwei grünen Daumen. Ein Garten in unseren Breitengraden könne mehr abwerfen als nur Tomaten, Zucchini, Gurken und Äpfel, meint er. Vor 25 Jahren zog Deemter von Bremen aufs Land. Las viele Bücher und eignete sich so das Wissen an, wie man es schafft, dass Kiwis, Khakis und Bambus im norddeutschen Freiland sprießen. Seine Erkenntnisse gibt er bei Führungen weiter. Die nächste öffentliche Führung findet nach Anmeldung am 19. August statt.
Standort-Recherche lohnt sich
Bis heute probiert er viel aus. Exoten wie Berberitzen aus dem Nahen Osten, die der Gärtner gerne zu Reis serviert, oder Szechuanpfeffer gedeihen prächtig auf dem Harpstedter Hof.
Das wichtigste ist der Standort.
Frits Deemter, Hobbygärtner
"Viele Hobbygärtner haben eine freie Stelle im Garten und kaufen Pflanzen, die ihnen gefallen. Egal, ob der Pflanze auch das Plätzchen im Grünen gefällt. Es ist wichtig, zu wissen, ob eine Pflanze Schatten mag oder viel Sonne, welche Art von Boden sie bevorzugt. Auch wenn die Recherche aufwendig ist, es lohnt sich", sagt Deemter.
Damit ist es aber noch nicht getan. Ein weiterer Tipp des Hobbygärtners lautet: "Wenn man dann noch Insekten wie Hummeln und Bienen genügend Nahrung mit einem bunten Blütenbüffet bietet, die dann die Pflanzen bestäuben, kann eigentlich fast nichts mehr schief gehen." Was hier nicht frisch bei Giesla Töllner und Frits Deemter auf den Tellern landet, verwandeln sie unter anderem zu Sirup oder Likör, verarbeiten es in Kuchen oder wecken es ein.
Rosenblütensirup selbst machen
Ein besonders feiner Tropfen ist der pinkfarbene Sirup, den die beiden aus ihren Rosen herstellen.
"Je schöner eine Rose duftet, desto intensiver ist ihr Geschmack“, sagt der 59-Jährige und zupft eine Blüte aus dem grünen Dornenmeer vor seinem Haus. Ein schweres süßes Aroma steigt dem Schnuppernden in die Nase.
Um den flüchtigen Duft konservieren zu können, empfiehlt der Harpstedter einen Kaltauszug. Dafür werden die Blütenblätter der Rose gesammelt und in einem Gefäß mit kaltem Wasser angesetzt.
Das Ganze lässt man abgedeckt ziehen, sodass die Aromen in die Flüssigkeit übergehen können. "Mit Zucker lässt sich das ganze verfeinern und ist super lecker über den Salat oder im Kaffee."
Vor kurzem haben Bekannte Deemter einen Granatapfel aus Russland mitgebracht. Direkt hinter dem Haus wird nun getestet, wo sich die Pflanze am besten entfaltet. Leuchtend rot zeigen sich am Ende der Zweige bereits die ersten Früchte des Erfolgs.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 14. Dezember 2019, 19:30 Uhr